Heimatgeschichtliches
Grüneberg mit dem Rittergut im Lande Löwenberg
Diese Aufzeichnungen stammen von Minna Auguste Emilie Rode, geb. Hesse, verwitwete Lenz, geboren am 25.10.1891 in Liebenberg, gestorben am 12.07.1982 in Grüneberg. Ihre Aufzeichnungen beruhen zum Teil auf der Chronik des Löwenberger Landes, die der dortige Pfarrer Much in den Jahren 1881 bis 1891 verfasst hat.
Minna Auguste Emilie Rode hatte großes Interesse an der Geschichte ihrer Heimatregion und dokumentierte diese in handschriftlichen Aufzeichnungen. Ihre Aufzeichnungen, die in den 1960er Jahren entstanden, beziehen sich hauptsächlich auf die Geschichte des Löwenberger Landes, mit besonderem Augenmerk auf die Orte Liebenberg und Grüneberg. Diese Orte hatten für sie eine tiefgreifende Bedeutung, sowohl persönlich als auch historisch.
Die Erwähnung, dass sie die Ehefrau des Tischlermeisters Hermann Rode war und die Großmutter von Adine Liebe, gibt einen persönlichen Kontext und stellt die Verbindung zu den heute zugänglichen Aufzeichnungen her. Das in altdeutscher Schrift verfasste Heft stellt eine wertvolle Quelle für historische Informationen aus der Region dar, die auch für spätere Generationen von Interesse sein könnte.
Es ist zu vermuten, dass Minna Rode ihre persönlichen Erinnerungen und das Wissen, das sie im Laufe der Jahre gesammelt hatte, in diesen Aufzeichnungen bewahren wollte, um die Geschichte der Orte und Menschen ihrer Heimat lebendig zu halten.
Die Aufzeichnungen von Minna Rode wurden von mir in eine für die heutige Zeit lesbare Form übertragen und zum besseren Verständnis mit Links versehen.
Die in Klammern angegeben Zahlen (2) geben die Seitenbezeichnung im Original an.
Bild 1: Foto von Minna Rode / Privatarchiv: A. Liebe
Grüneberghe mit dem Rittergut im Lande Löwenberghe
Zusammengestellt nach alten Urkunden und Schriftstücken von Otto Schulz, ehem. Reichsbahn-Betriebsass. Grüneberg und Aufzeichnungen von Pastor Ballhorn ehem. Pfarrer in Oranienburg und Kantor Heller, ehem. Lehrer in Teschendorf und Pastor Much, ehem. Pfarrer in Löwenberg.
Die Grüneberger Dorfchronik sowie die Kirchengemeinde Grüneberg kann nur im Zusammenhang mit dem Geschehen des Landes Löwenberg und des Dorfes Löwenberg geschildert werden, da sie eine Tochtergemeinde des Dorfes und Parochie des Dorfes Löwenberg war. Seit 1271 gehört sie zum Lande Löwenberg und seit der Reformation ist sie eine Tochtergemeinde der Parochie Löwenberg. Zum Lande Löwenberg gehörten auch ursprünglich Beetz-Sommerfeld, Beetzer Wall, Neuendorf, Kerkow, Teschendorf, Löwenberg, Hoppenrade, Grüneberg mit kleinem Rittergut, Liebenberg, Bergsdorf, Ostherne, Badingen, Mildenberg und Zabelsdorf, Scarpesdorp.
Das Land Löwenberg lag zwischen dem Lande Ruppin und der Uckermark. Es bildete längs der Havel an ihrem westlichen Ufer ein schmaler Streifen, der südwärts an das Land Glin stieß und nordwärts bis an den (2)großen Wentowsee und teilweise bis zur
Bild 2: Auszug aus der Niederschrift von Minna Rode, Seite 1
mecklenburgischen Grenze reichte. Im Westen reichte es bis an das Land Ruppin. Im Osten reichte es bis an die Havel. Doch sind die Orte Klein-Mutz, Falkenthal, Neuholland und Nassenheide ausgeschlossen. Zehdenick war eine Abtei und Kloster für sich. Ebenso Bothzowe (Bötzow Oranienburg) das Land war eine uralte Wendensiedlung.
Als 1131 das große Wendenreich zerfallen war, bildeten sich daraus mehrere kleine Herrschaften. Das Havelland hatte einen eigenen Herrscher namens Havelles und dem gehörte das Land Haveldum, Friesack, Rhinow, Bellin und wahrscheinlich auch Glien und Löwenberg.
Um 1120 erwarb Albrecht der Bär das Land außer Löwenberg. Nach der Feststellung des Pastors Ballhorn in Oranienburg im Jahre 1850 wurden die Länder die „Alten Lande“ genannt. Durch die Eroberung Albrecht des Bären kamen die sogenannten „Neuen Lande“ hinzu. Das Land Löwenberg haben wahrscheinlich erst die Nachfolger von Albrecht des Bären erobert. Es ist anzunehmen, dass es im Jahr 1200 gewesen ist. Denn schon 1217 wurden Zehdenick und Bothzowe (Bötzow Oranienburg) als bekannte Orte genannt.
Die Besiedelung dieser Gegend fand bereits in frühgeschichtlicher Zeit statt, was vor allem Urnenfunde in Grüneberg, Teschendorf und Groß-Mutz bezeugen. An die Wendenzeit (3)erinnern auch wendische Namen wie Mutz (slav. Mostu = Brücke), Guten-Germendorf (Große Bäcke) und die wüste Stätte Wentarp (Kirchenbezirk von Gransee 1604).
Das Land Löwenberg ist wohl erst um 1200 erobert worden. Die Markgrafen ließen in Löwenberg eine Burg anlegen (die Löwenburg). In dieser Burg siedelten sich dann deutsche Ansiedler an. Die neue Ansiedlung hatte doppelte Wälle und Planken und wurde 1270 im Tauschvertrag (Oppidium: Städtchen-Burgflecken) genannt.
Einige Stücke von den Wällen waren noch um 1882 vorhanden. (Pastor Much) Nach der Separation sind sie größtenteils eingeebnet worden.
Die Anhaltiner zogen Ansiedler aus der Altmark und aus der Zauche herbei. Daher die Namen Salzwedel, Flemming und Rungenhagen usw. Diese führten in dem Lande den Backsteinbau ein.
In einer Urkunde vom 09. April 1460 steht:
„Doch der Flemminger Büre, dienst alleine halb dem Hoop bliewen, so als wy ghehad hebben.“
Es wurden zu dieser Zeit Kirchen gebaut und Pfarrer angestellt. Zehdenick muss um 1211 schon eine Kirche gehabt haben, denn es ist schon ein Pfarrer Alexander erwähnt. In Gransee wurde am Ende des 13ten Jahrhundert die Marienkirche vollendet.
Die alten Wehrkirchen in Grüneberg und Bergsdorf sind im Jahre 1284 erwähnt. Die Kirchen in Teschendorf, Löwenberg, Gutengermendorf und (4)Badingen stammen aus dem 13. Jahrhundert.
Klöster sind im Lande Löwenberg nicht gewesen, doch wurden schon im 13. Jahrhundert solche in Gransee, Zehdenick, Lindow und Himmelpfort erwähnt.
Von 1270 bis 1460 hatten die Bischöfe von Brandenburg das Land Löwenberg. Durch Vertrag bekamen auch die Bischöfe von Brandenburg das Städtchen (Oppidium) Löwenberg und Hoppenrade, Beerenwaldesdorp, Livenberghe, Mildenberghe, Badingen und Scabelsdorp. Die Grenze des Löwenberger Landes war der Fluß am Ende des Dreetzsees bei Scrapsdorp, also an der Westseite des Sees (der sogenannte Lindsche Graben). Dann der aus dem Dreetzsee nach Süden fließende Graben (Teschendorfer Graben bis zur Wildgrube (Seilers Teerofen). Im Norden ist der von Liebenberg - Falkenthal kommende „Große Fleet“.
Auffallend ist es, dass Grüneberghe und Scrapsdorp, die doch zum Lande Löwenberg gehörten, in dem Vertrag nicht genannt sind. In dem Vertrag von 1270 ist Grüneberghe mit dem kleinen Rittergut und Scrapsdorp nicht mitverkauft worden. Diese lagen doch am Ende des Sees, wo heute der Liebesweg bei der Chaussee vom Grüneberger Weg abzweigt. Es lag beim Burgwall, dessen Grundmauern noch stehen, soll aber nicht mit dem Nordrande des (5)Sees parallel, sondern von Südwest nach Nordost gelegen haben. Noch jetzt in Teschendorf lebende Bauern haben beim Kiefernroden und Ackern Grundmauern von Brunnen gefunden. Es sind 2 Brunnen ausgegraben worden. (Haller, Kantor zu Teschendorf)
Die zum Gemeindebezirk Löwenberg gehörende Scrapsdorfer Lake erinnert noch an das verschwundene Dorf. Vielleicht ist der Burgwall als Schutzwall von Scrapsdorp anzusehen. Der Burgwall liegt jetzt mitten im Acker und gehört zum Rittergut Löwenberg. Er ist 150 Schritt von der Chaussee und 190 Schritt vom Grüneberger Weg entfernt. Die Mauern der Burg waren noch mehrere Meter hoch und sind 1838-1840 abgebrochen und zum Bau der da vorübergehenden Chaussee verwendet worden. Nach Aussage der Alten hatten die Zimmer der Burg im Jahre 1830 noch Decken und Fenster, teilweise noch mit Glas. Die Höhe der Mauern war gegen 4 Meter. Auch waren noch sämtliche Keller vorhanden. Juli 1910 ist die Kreischaussee am Burgwall vorbei nach Grüneberg fertig geworden.
In dem Tauschvertrag mit der Brandenburgischen Kirche ist ausdrücklich bestimmt, dass den Armen des Markgrafen weitgehend gestattet sein soll, Raff- und Leseholz, sowie Holz zum Bauen und zur Reparatur ihrer Häuser und zum (6)Brennen in den Haushaltungen zu sammeln.
Übersetzung der lateinischen Urkunde:
Der Besitz des Löwenberger Landes war für die Verteidigung der Mark und ihrer Grenzen gegen Mecklenburg nicht unwichtig. Darum bestimmten die Markgrafen und sorgten dafür, dass die Löwenberger Lande nicht verkauft oder an fremde Geistliche veräußert werden durften. Sondern strebten danach, das Land durch Eroberungen und Kauf zu vergrößern. Südlich vom Lande Löwenberg lag die Besitzung des Ritters von Kerkow. Am 12. September 1271 erhielt Bischof Heinrich die Lehnsherrschaftlichkeit.
Dem Ritter von Kerkow gehörten die Orte Teschendorf, Neuendorf und ebenso der im Luch gelegene Sumpf Neuhof genannt Besyhorst. Dieses Besyhorst ist der Beetzerwall. Neuendorf ist kein altes Wendisches Dorf, sondern schon von Deutschen angelegt.
Die Familie von Kerkow ist sehr alt, denn ihr Name ist in der Mark sehr verbreitet. Schon 1225 ist sie in Urkunden erwähnt und ist jedenfalls mit Albrecht dem Bären ins Land Löwenberg gekommen. Jedenfalls ist sie aus der Altmark bei Salzwedel, in dessen Umgebung auch ein Ort namens Kerkow liegt. Wie lange die Ritter in dieser Gegend gewesen sind, lässt sich nicht mehr genau feststellen.
Im Jahre 1374 verpachtete Bischof Dietrich seine Schlösser (7)in Löwenberg und Teschendorf an Albrecht von Redern auf sechs Jahre. Demnach scheinen die von Kerkow das Schloss Teschendorf nicht mehr bewohnt haben.
In den Archiven von Boizenburg, wo die von Kerkow auch eine Zeitlang waren, ist noch das schildähnliche Siegel derer von Kerkow zu finden, in der Mitte eine Greifenklaue darstellend, vom Jahre 1289. Inschrift: T. Theoderici von Kerkow.
Im Jahre 1460 ging das Land Löwenberg in den Besitz der Ritter von Bredow über. Im Jahre 1522 wurden sie als die von Bredow ausdrücklich erwähnt. Von dem Rittersitz mit Dorf und Kirche zu Kerkow ist keine Spur mehr vorhanden. Wann es wüst geworden ist, lässt sich nicht feststellen. Dasselbe ist von Neuendorf zu sagen. Jetzt steht dort nur noch eine neu aufgebaute Försterei. Jedenfalls sind alle diese Ortschaften wüst geworden, als die große Fehde war zwischen den Grafen von Lindow und Herren von Ruppin mit den Pommern niedergebrannt worden und nicht wiederaufgebaut worden.
Die Stelle, wo das Dorf gestanden hat, wird jetzt noch als Dorfstelle bei Neuhof bezeichnet. An Stelle des alten Neuendorf wurde später das Vorwerk mit Schäferei gleichen Namens, aber etwas mehr nach Teschendorf zu, erbaut. Es ist aber auch nicht mehr vorhanden. Etwas später wurde auf der alten Dorfstelle das (8)Vorwerk Neuhof erbaut.
Von der eben erwähnten Fehde lesen wir von Neuendorf, wandten sie sich nach Nassenheide brannten es nieder und zogen vor die Burg Neumühl, die sie eroberten und zerstörten, worauf sie am 25. Juli gegen Bötzow zogen. Noch viele andere Dörfer wurden vernichtet wie Bernhof, Grabsdorf (jetzt Friedrichstal) und viele andere Dörfer des Barmin.
Von Neumühl heißt es in einem Landbuch des Kaiser Karl IV. vom Jahre 1375: „Neuen Mül bei Bötzow ist eine Burg und hat eine Mül mit einem Hammer, der da arbeitet mit Wasserkraft.“
In einer lateinischen Urkunde vom 13. Januar 1277 heißt es:
Wir (die Markgrafen) haben dem Konvent der Kathedralkirche von Brandenburg in dem Dorpe Niendorp, im Lande Löwenberg gelegen, 1 Talent (1 Talent etwa 30 Mark) am Feste des heiligen Martin zahlbar und ebenso dem Dorpe Kerkow 5 Talente jährlich am Feste der Reinigung zahlbar übertragen.
Was das erwähnte Schloss in Teschendorf anbetrifft, so ist davon keine Spur mehr vorhanden. Es stand am Nordrand des Dorfes auf der Ostseite des Sees und seine Mauern wurden vom See bespült. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass früher der See viel größer war, denn was jetzt Wiese ist, war früher See. Um 1882 reichte der See nach fast bis an die Chaussee heran. An diese alte Burg erinnert noch der Name der Hofstellen, die nach dem Vorbesitzer Kossäth Richter jetzt noch im Volksmund „Richtersburg“ heißt.
(9)Wahrscheinlich auf den Trümmern der Burg steht noch in Frieses Garten der alte Birnbaum. (Nach Heller) Von dieser Burg hat nun eine Brücke für Fußgänger nach dem Burgwall bei Schrapsdorf geführt. Die alten Leute in Teschendorf erzählen, daß in ihrer Jugend noch viele alte Baumstämme im See und in den Wiesen bis zum Burgwall gestanden haben, auf denen nach Ansage der Alten noch Bretter gelegen haben. (Heller) Was somit gut bewirtschaftete Wiesen sind, wie die westlich des Sees, war früher See oder undurchdringliches Luch. Dahin durch führte überhaupt keine Landstraße in alter Zeit.
Die alte Heerstraße von Teschendorf ging über Kerkow nach Linde und Löwenberg. Durch das schmale Bruch zwischen Linde und Löwenberg führte ein Knüppeldamm. Als das Bruch, westlich des See trocken geworden war, wird dort wohl auch ein Knüppeldamm angelegt sein, der im Jahre 1838 in eine Chaussee verwandelt wurde. Aber der Grund in diesen Wiesen ist so sumpfig, dass nördlich des Lindschen Grabens, hinter der Brücke, die Chaussee trotz vieler Aufschüttungen sich immer noch senkt.
Die große Verkehrsstraße von Berlin nach Stettin ging über Oranienburg, Nassenheide, Grüneberg und Zehdenick. Das östlich des Sees gelegene Bruch war gleichfalls ein Knüppeldamm. In den Jahren 1820-23 ist er dann (10)aufgeschüttet worden und an den Seiten mit Gräben versehen worden. Die Arbeiten sind von Grüneberg, Löwenberg und Liebenberg ausgeführt worden.
Bild 3: Auszug aus der Niederschrift von Minna Rode, Seite 10
In einer alten Urkunde über den Zolldamm heißt es:
„Nachdem nun der Damm neu aufgeschüttet ist und an den Seiten mit Weiden angepflanzt ist, wird besagter Hans Rogge als Dammkrüger von uns eingesetzt. Der Dammkrug hat Schankgerechtigkeit. So der Damm an manchen Stellen einfallen will, hat der Dammkrüger mit seinen Ochsen den nötigen Sand anzufahren. Er hat dafür zu sorgen, dass die Brücke mit guten Brückenhölzern belegt ist. Dafür darf er sich weiter einiges Rindvieh halten. Schweine müssen in der Nase geringt sein. Aber Gänse zu halten, soll er niemals befugt sein.
Die Kgl. Miliz hat er frei passieren zu lassen. Die herrschaftlichen Wagen hat er auch ohne Anstand durchzulassen. Die Viehherden aus Mecklenburg sind zollpflichtig. 3 Pfennige für jedes Pferd, für jedes Schaf und Schweinevieh 3 Pfennige Dammzoll erheben. So er Schwierigkeiten hat und sie sein Haus stürmen wollen, kann er Gewalt entgegensetzen und die Häuser zum Schutz anrufen.
Da nun der Damm und auch sein Haus in guten Zustand versetzt ist und sich besagter Hans Rogge (11)treu und unterthänig erweist, wird er als Dammkrüger von uns eingesetzt, andernfalls kann er von uns gefrondet werden. Die bei ihm abgegebene Post für die Häuser hat er selbst oder durch seinen Expressen sofort zu besorgen. Dafür erhält er von Liebenberg Frühstück und 6 Groschen, von Löwenberg warmes Essen und 6 Groschen noch.“
Noch im Jahre 1899 hing eine Tafel mit folgendem Tarif neben dem Schlagbaum. Die Urkunde war unterschrieben von
für das Haus Löwenberg: von Kraut
für das Haus Liebenberg: von Hertefeld
für die geistlichen Institute: Pfarrer Rohrlack
für die Gemeinde Grüneberg: Vollbauer Könneberg, Cossäth Lenz, Cossäth Grieben
Auf der Tafel mit dem Tarif stand folgendes:
An Dammzoll zu erheben sind für:
1 Pferd - | 3 Pfennige | Jedes Stück Rindvieh - | 4 Pfennige |
2 Pferd - | 7 Pfennige | Jedes Stück Schaf - | 3 Pfennige |
3 Pferd - | 10 Pfennige | Jedes Stück Schwein - | 3 Pfennige |
4 Pferd - | 13 Pfennige | ||
5 Pferd - | 16 Pfennige | ||
6 Pferd - | 20 Pfennige | Potsdam, den 11. September 1822 | |
7 Pferd - | 22 Pfennige | Königl. Reg. I (599) |
Otto Schulz: Um 1905 muss der Tarif wohl erneuert worden sein, denn ich habe diese Tafel noch gesehen und auch noch Dammzoll bezahlt, als wir Holz aus dem Krummenberg gefahren (12)haben. Ich war mit einem Zweiergespann, 4 Pferde, unterwegs und habe Holz gefahren für die Eisenbahner. Auf der Hinfahrt wurde nicht angehalten. Aber beim nachhause fahren, wurde dann angehalten und ein großer Schnaps getrunken und gleichzeitig der Dammzoll bezahlt.
In der Urkunde war weiter bekundet, dass die Bauern, die nach den Wiesen fahren, keinen Dammzoll zu entrichten haben. Doch wenn sie mit Getreide nach Oranienburg oder sonstigen Naturalien, zum Verkauf den Damm benutzten, müssen sie Zoll zu entrichten. Diese Urkunde war von dem Gerichts-Autnarius Ibsing, vom Amtsgericht in Oranienburg ausgefertigt.
Münzen und Münzrechte:
Vom Jahre 1134 sind die ersten Unterlagen über Herstellung der Münzen vorhanden. Auf Seite 15 ist als Wertbestimmung das Talent angegeben. Ursprünglich hatten nur die Landesherren das Münzrecht. Später wurden auch Bischöfen und Abte, auch Städte und Fürsten dieses Recht verliehen.
Es war für die Landesherren eine gute Einnahmequelle und wurde oft zu hohen Preisen verpachtet.
Die gangbarsten Münzen waren um 1134 die sogenannten Pfennige. Sie waren aus dünnem Silberblech, unter Anwendung eines Stempels, aber ohne Schrift. Im Anfang als sie noch von reinem Silber waren, gingen 240 Stück auf (13)eine Mark feinen Silber. Die Mark war gleich 20 Schillingen. Der Schilling gleich 12 Pfennigen. Die Pfennige wurden später durch die Groschen verdrängt. Um 1300 ließ der König von Böhmen neue Münzen prägen. 60 Stück auf eine Mark fein. Diese wurden (lateinisch) Nummi Großi Dicke genannt und bedeutete Münze. Aus Großi Dicke wurde auf Deutsch Groschen. Diese wurden bald in ganz Deutschland geprägt.
Im Jahre 1284 wurde in Venedig eine Goldmünze geprägt, die den Namen Ducatus bekam. Beide Münzen wurden bald Weltmünzen. In Deutschland erhielten sie den Namen Gulden. Der Wert der Münzen war ungefähr so: 1 Mark oder 1 Talent ungefähr 30 Mark, 1 Mark gleich 20 Schilling, 1 Schilling ungefähr 1,50 Mk.
Nach dem Landbuch von Karl des IV. vom Jahre 1375 bekam man für 1 Talent:
1 Wispel Gerste, 2 Wispel Hafer, 16 Wispel Weizen, 12 Scheffel Erbsen, 120 junge Hühner.
Es kostete damals also ein Scheffel (1 Wispel = 24 Scheffel), Gerste = 10 Pfennige = 0,40 Mk, ein Scheffel Hafer = 5 Pfennige = 0,20 Mk, ein Scheffel Erbsen = 20 Pfennig, ein Huhn = 2 Pfennige, aber eine Tonne Wachs = 2 ½ Groschen = 1,25 Mk, eine Tonne Pfeffer 3,75 Mark (nach Pastor Much).
Das Land Löwenberg umfasste damals folgende Ortschaften: Beetz-Sommerfeld, Beetzer Wall, Neuendorf, Kerkow, Teschendorf, Löwenberg, Hoppenrade, (14)Grüneberg mit kleinem Rittergut, Liebenberg, Bergsdorf, Ostherne, Badingen, Mildenberg und Zabelsdorf.
Löwenberg unter derer von Bredow 1460 – 1788:
Da sich das Land Löwenberg, wegen seiner Entlegenheit von den Bischöfen von Brandenburg schwer verwalten ließ und vor räuberischen Überfällen schlecht geschützt war, beweisen die vielen wüsten Feldmarken und folgende Urkunde aus dem Jahr 1430:
„Dyt synt dy Perde dy myne arme Lüde verlüren hebben yn dat land thu Löwenberghe. Thu den yrsten male nam Herman Sonneke vad Schürdenzack und Dammerow auf an Sunte wohlborge Daghe III Perde Hennig thu Grunenberghe un dat deden sy thu Forstenberghe eggelke munt und gereke pryczghencz den krugen thu Grünenberghe II Perde, dat deden sy buten wer der Wind un Wedder yn. Item der Dienstaghes na Suntte Jacob daghe nam my Sonneke von Gent II Perde mynen armen Mann Henik Schulten thu Grunenberghe un denen dat to Forstenberghe af un thu. Item so nam my Hans v. Armin un Hennigk Walkenbergh mynen armen Lüden thu Tesekendorp yn der Gerst sathyt VIII Perde un deden dat thu Arensberghe un Wesenberghe ...“
Etwa um 1460. So sehen wir die von Redern auf Beetz, die von Burgsdorf auf Bergsdorf und Anteil auch auf Liebenberg, die von Badingen auf Badingen und (15)Mildenberg. Doch die Lande Burg Löwenberg mit Zubehör blieb den Bischöfen als unbestrittenes Eigentum.
Bild 4: Auszug aus der Niederschrift von Minna Rode, Seite 14
Im Jahre 1460 kaufte Hans von Bredow das Rittergut Löwenberg mit Zubehör von dem Bischof Diedrich von Stechow für 4000 rheinische Gulden. 1522 wird als Bredowscher Besitz aufgeführt: Löwenberg, Teschendorf, Grüneberg, Bergsdorf, Badingen, Zabelsdorf und die wüsten Feldmarken Kerkow, Neuendorf, Schrapsdorf, Lanke Liebenberg, Hoppenrade und Ostherne.
Von Bredow muß einer der begütertsten Adligen der Mark gewesen sein. Herr von Bredow und sein Sohn waren Räte des prachtliebenden Markgrafen Albrecht Achilles (1470-1486). Es wurde großer Luxus und Kleiderpracht, Gastereien und Trinkgelagen getrieben und damit begannen die großen Verschuldungen. Im Jahre 1522 wurden die Güter der Ritter von Bredow in zwei Kafeln geteilt. Georg und Joachim von Bredow teilten das Land ihrer Väter. Diese Teilung fällt in eine besonders wichtige Zeit für den Großgrundbesitz als feste Lebensform. Die Bestellung des Ackers wurde ausschließlich von den Hintersassen besorgt. Mit dem Aufbruch der Neuen Zeit finden Handel und Wandel an, den Ackerbau zu überflügeln. Das mobile Kapital ward eine Großmacht. Adel und Ritterschaft sahen sich genötigt, um (16)sich in ihrer bisherigen Stellung zu behaupten, den Grundbesitzertrag reicher zu gestalten. Durch erhöhte Kultivierung ihrer Äcker und Ländereien suchten sie den Kampf mit dem mobilen Kapital aufzunehmen und ihr altehrwürdiges Ansehen zu wahren.
Die früheren Ritter und Versallen wurden Rittergutsbesitzer. Aus dem früheren Versallenstaat wurde ein Staat der Agrikultur. Da die ursprüngliche Bestellung zur Versorgung der Ritter und den Seinigen nur klein waren, 4 - 6 Hufen (1 Hufe = 66 Morgen), so war man bemüht, die Areale zu vergrößern.
Doch dazu hatte man wenig Gelegenheit, denn das Land war den durch Krieg und die vielen Fehden, Teuerung und Pestilenz in großer Anzahl wüst geworden und sehr heruntergekommen.
Man gab nun solche Hufe nicht mehr an zinspflichtigen Hintersassen, sondern man nahm sie selber unter den Pflug. Auch im Lande Löwenberg hat die Zeit mit ihren Eigentümlichkeiten sehr viel verändert. Man brauchte große Geldmittel, um die vielen wüsten Feldmarken wieder aufzubauen und zu bewirtschaften. Die Abgaben der wiedereingesetzten Bauern, an Geld und Getreide u. Vieh waren sehr gering und fast nicht mehr rentabel. Jedoch etwas später sehen wir sie schon wieder mit der Kultivierung der verwüsteten (17)Ländereien beschäftigt. Dadurch erhielten die Besitzungen bald wieder einen höheren Wert. Aber die Familien gingen bei den großen Geldausgaben und Schuldenlasten fast zu Grunde und der Wohlstand erlosch immer mehr.
Die erwähnten Brüder Joachim und Hans von Bredow verkauften nun die Orte Badingen, Mildenberg, Zabelsdorf, Ostherne und die wüste Feldmark Wendorf an den Kurfürsten Joachim II. für 12 000 Thaler. Das übrige wurde geteilt und Hans von Bredow erhielt Löwenberg und Hoppenrade. Es war im Jahre 1560, Hoppenrade war auch wüst geworden. Er gründete sich hier einen Wohnsitz und machte es zu einem selbständigen Rittersitz. Fortan erscheint Hoppenrade als selbständiges Hauptgut. Ein Verwandter von Bredow schlug seinen Hauptsitz in Liebenberg auf. Zu dieser Zeit wurden Kerkow, Neuendorf und Neuhof als Vorwerke erwähnt und zwar Neuhof auf der wüsten Feldmark Neuendorf. 1594 werden eine Meierei und Schäferei in Neuendorf errichtet.
Im Jahre 1615 wurde ein Teil des Löwenberger Besitzes an Jost Heinrich von der Gröben veräußert, ein anderer Teil ging während des 30jährigen Krieges in den Besitz des Oberjägermeisters Jobst von Hertefeld 1652 in Konkurs über. (Der Konkurs brach 1640 aus). Endlich wurde es dem von Hertefeld zugesprochen. (18)Liebenberg samt Zubehör für 11 900 Thaler.
So blieb nur Hoppenrade und Löwenberg in den Händen derer von Bredow. Einen Nachkommen der Bredows war es vergönnt noch einmal den gesamten Besitz (außer Liebenberg und Zubehör) in die Hand zu bekommen. Dieser Johann von Bredow verheiratete sich 39jährig mit der erst 16 Jahre alten Konstanze von Kraut, die ihm ein Vermögen von 120.000 Thaler zubrachte. Am 26. August 1722 kaufte Frau von Bredow vom Bürgermeister von Spandau, Herrn Georg Neumeister für 6.500 Thaler das Rittergut Schleuen. Ein Teil des Rittergutes gehörte denen von Redern auf Beetz. Im Jahre 1723 baute Johann Heinrich von Lindow das jetzige Schloss und richteten in einem Flügel eine Kapelle ein.
Im Jahre 1724 erstand er von dem in Meseberg lebenden Ritter v. d. Gröben, der seit 1615 ein Teil vom Lande Löwenberg an sich gerissen hatte, das Rittergut Löwenberg mit Zubehör, Teschendorf, Bergsdorf, Grüneberg mit dem kleinen Rittergut und den Vorwerken Neuendorf, Neuhof und Kerkow, sowie die Wüsten Feldmark und Schrapsdorf für 71.000 Thaler. So waren nun die Löwenberger Besitzungen wieder in den Händen der Familie von Bredow mit Ausnahme von Liebenberg. Aber trotz des großen zugebrachten Vermögens geriet J. H. von Bredow in missliche Vermögensverhältnisse. Nach seinem Tode brach wieder Konkurs (19)aus. Die Frau von Bredow hatte aber 144.579 Thalern Forderungen an den Nachlass und so wurden ihr dann Löwenberg und Hoppenrade gerichtlich zugesprochen.
J. H. von Bredow hatte mit seiner Frau zwei Söhne (1716 und 1721) und es schien als sollte das Haus von Bredow noch einmal zu neuem Glanz erstehen. Aber es wollte über dem Hause Bredow ein trauriges Geschick kommen, denn die beiden Söhne wurden blödsinnig. Bis zu ihrem Tode (1782 und 1788) lebten sie auf Schloss Löwenberg, mit ihnen sichte das Haus Bredow auf Löwenberg langsam dahin, bis es 1788 erlosch.
Löwenberg von 1788 bis zur Gegenwart:
Die Tatsache der Geisteskrankheit ihrer beiden Söhne und das Gefühl ihres nahen Todes veranlasste Frau von Bredow über ihr Vermögen am 08.03.1745 ein Testament zu errichten. Am 8.4.1745 starb sie erst 46 Jahre alt. Sie setzte zu ihrem Erben ihre beiden Söhne und ihren Bruder Karl Friedrich von Kraut ein. Letztgenannter war Hofmarschall des Prinzen Heinrich von Preußen, der damals das Schloss Rheinsberg hatte oder dessen Nachkommen.
Er hat aber das Erbe nicht mehr angetreten, sondern ist schon 1767 gestorben. Universalerbin wurde nun seine Tochter geb. am 24.01.1762 Luise Charlotte von Kraut und das ist nun die sogenannte Krautentochter, deren Lebensgeschichte die Löwenberger Geschichte wohl 50 Jahre lang beschäftigt hat. Ihre Mutter verheiratete (20)sie, als sie kaum den Kinderschuhen entwachsen war, im Anfang des Jahres 1778 mit dem englischen Gesandten Hugh Elliot. Diese Ehe wurde aber schon am 31. Juli 1783 geschieden.
Nach einem Vierteljahr war sie die Frau des Jun. Knyphausen. Doch die Ehe sollte nicht lange dauern. 1787 fing er an zu kränkeln und am 01.01.1790 starb er. So war nun unsere Luise Charlotte Witwe und erst 28 Jahre alt.
Es schien ihr aber der Tod ihres Mannes nicht sehr niedergedrückt zu haben. Schon im Sommer 1790 sahen wir sie bei dem lustigen Hofleben in Rheinsberg, und im Sommer verlobte sie sich schon mit dem Rittmeister von Arnstedt. Das Trauerjahr war noch nicht zu Ende, da richtete ihr Prinz Heinrich, der das Schloß Rheinsberg bewohnte eine große Hochzeit aus, am 26.12.1790.
Nach der Hochzeit ging nun ein Leben los, wie es der jungen Frau wohl gefiel. Es gab Lachen und Lustbarkeiten und Feste. Auch von Berlin ward Hoppenrade oft aufgesucht. Ein Vergnügen jagte das andere. Besonders großartig gestalteten sich die Festlichkeiten, wenn der Prinz nach Hoppenrade kam. Durch den mit 1000 Lichtern erleuchteten Wald ging es dann nach dem 2 km östlich gelegenen See. Am Nordrand des Sees war ein Haus gebaut worden, das sie das Moncaprice zu deutsch etwa „Mein Eigensinn, meine Grille“ nannten.
Dort amüsierte sie sich mit (21)ihren Gästen auch wohl mit ihren Damen mit Baden und Schwimmen. Das Haus wurde 1855 abgebrochen und in Löwenberg wieder aufgebaut. Von Teschendorf kommend das drittletzte Haus linker Hand, vor dem Armenhause jetzt Helm gehörend. Der See heißt noch heute der Mon Caprice. Mit dem lustigen Leben der Frau von Arnstedt war es vorbei, als Prinz Heinrich gestorben war am 03.08.1802. Der leichtlebige Rittmeister von Arnstedt ging den Weg aller Menschen, die keinen sittlichen Halt haben. Seine Frau soll im Umgang mit Männern ziemlich frei gewesen sein und in der Wahl ihrer Verehrer nicht allzu engherzig gewesen sein. Darüber ergab sich von Arnstadt dem Trunke und ward ein Spieler und schließlich wurde er geisteskrank. (nach Fontane) Seine Frau beantragte die Scheidung und 1809 war sie schon geschieden, Frau von Arnstadt genannt. Ihren geschiedenen Gatten brachte sie in Pension zu dem Prediger Drake nach Hakenberg bei Fehrbellin, wo er noch 40 Jahre lebte und 1847 starb.
Sie selbst führte das angenehme Leben weiter trotz der Leiden des Französischen Krieges und der damit verbundenen Lasten und Anforderungen an Geld und Naturalien, Pferde usw. Wo sollten da die Mittel herkommen? Um sich zu halten, griff sie den großen (22)Wald an. Das gab Geld, aber bei den damaligen niedrigen Holzpreisen wurde das Holz geradezu verschleudert. Der ihr dabei half, den großen Wald zu Geld zu machen, war der Forstinspektor Görwitz aus Teschendorf. Er war 1802 für die gutsherrlichen Forsten in Dienst genommen worden und blieb bis 1836 in diesem Dienstverhältnis. Frau von Arnstedt wirtschaftete ihn und da er ein gewöhnlicher Förster war, besorgte sie ihm den hohen Titel. Nach seinem Scheiden aus dem Dienst, bezog er eine Pension. Seine Tochter, geb. 1793, verheiratete sich mit dem Hauptmann von Hake. Nach 1825 ließ sich Görwitz das jetzige Wendische Haus bauen und starb 1884 in Oranienburg.
Trotz der großartigen Holzverkäufe konnte sich Frau von Arnstedt nicht halten. 1811 wurde über ihr Vermögen der Konkurs verhängt, der bis 1848 dauerte. Sie hat ihren Lebensabend in dürftigen Verhältnissen zubringen müssen und starb am 13.9.1819 in Berlin.
Sie hatte 5 Kinder: eine Tochter von Elliot, eine Tochter von Knyphausen, zwei Töchter und ein Sohn von Arnstedt. Die Geschwister kamen überein und setzten einen Bevollmächtigten ein, der die Güter verwalten sollte und zwar den Kammerdirektor Rabe. Dieser Rabe (später von Rabe), hat die Angelegenheiten der Güter von 1823 bis 1841 geleitet. Im Jahre 1836 pachtete der Kammergerichtsrat (23)Otto von Wülcknitz die hiesigen Rittergüter. Er war der Mann der ältesten Tochter Rosalie von Arnstedt. Als Pächter erkannte er den hohen Wert der hiesigen Güter und strebte danach, die Güter als sein Eigentum zu erwerben. Er hatte damit auch Erfolg.
Durch gerichtlichen Kaufvertrag vom 28.12.1858 erwarb er das Rittergut Löwenberg mit allem Zubehör nämlich Hoppenrade, Löwenberg, die Vorwerke Neuendorf und Kerkow, und die wüste Feldmark Schrapsdorf, die Güter Grüneberg mit kleinem Rittergut, Teschendorf, Neuhof und Schleuen. Doch lange sollte er sich des Besitzes nicht erfreuen. Am 15. Oktober 1860 verkaufte er die Güter an den Kammerherrn Helmuth von Heyden-Linden für 350.000 Thaler, der den Kaufpreis bar auszahlte.
Wülcknitz siedelte nach Berlin über, beteiligte sich an Baugründungen und ist in der Schweiz ganz verarmt gestorben. Die einzige Tochter des Herren von Heyden-Linden erbte das ganze Vermögen ihres Vaters und heiratete den Freiherrn Thilo von Werthern auf Großneuhausen am 28.9.1858. Sie starb aber schon am 26.11.1860.
Sie schenkte ihrem Mann 2 Kinder Georg und Ida-Marie, die die Erben ihrer Mutter wurden, nachdem der Vater die Erbschaft entsagt hatte. Durch Erbvergleich erhielt Ida-Marie 1881, die den Grafen von Schwerin (auf Wolfshagen) geheiratet hatte, die Pommerschen (24)Güter und Georg die Löwenbergschen. Er ist der jetzige Besitzer und ist verheiratet mit Sophie von Bessel.
Von nun an wollen wir uns mit der Grüneberger Chronik befassen:
Der Baron von Werthern ist der Kirchenpatron der Grüneberger Kirche und hat viel zur Verschönerung unserer Kirche beigetragen.
Das kleine Rittergut besteht heute nicht mehr. Es sind jedoch noch Hofstellen bekannt, als die Reste des Rittergutes Grüneberg. Wie das kleine Rittergut hier verwaltet wurde, lässt sich nicht mehr feststellen.
Auch wie Pappelhof entstanden ist, kann von hier aus nicht mehr festgestellt werden.
Otto Schulz: In meinen Jugendjahren kamen die Gespanne mit Ochsen und Pferden von Neu-Löwenberg (im Volksmund das schwarze Vorwerk genannt), auf denen die Schnittermädchen (polnische Saisonarbeiter) saßen und fuhren nach Pappelhof. In den 1890er Jahren gingen die Schulkinder von Grüneberg nach Pappelhof Runkeln hacken, der Meier Stärke hat dann die Kinder überwacht.
Wenn er dann den Güterinspektor Administrator Herrn König kommen sah, dann sagte er immer: „Kinder seid recht fleißig, der Herr Berater kommt.“
Später war in Pappelhof der Meier Michael Behrendt. Der war sehr lange bei dem Baron von Werthern und hat für 40-jährige treue Dienste eine Auszeichnung Medaille bekommen, die er des sonntags bei besonderen Anlässen immer trug. Er war sehr stolz darauf. Damals hatte (25)man in Pappelhof nur noch eine Herde Ochsen, es war bayrische rotbraune Rasse. Das höher gelegene Land war meist mit Roggen bestellt. Auch waren große Kleeschläge, auch Saradella wurde angebaut. Denn der Baron von Werthern hatte immer große Abflüsse mit Berliner Kavallerie Kasernen und lieferte Heu und Häcksel. Im Vorwerk Neulöwenberg ging die große die Häckselmaschine jeden Tag. Der gemähte Klee kam nach dem Mähen (auf Reutergestellen) zum Trocknen und wenn die Gespanne des abends von Pappelhof nach Neulöwenberg fuhren, nahmen sie immer Fuhren mit, die am nächsten Tag dann in Löwenberg verladen wurden. Der Roggen wurde meist an den Berliner Getreidegroßhändler Sperling verkauft, wie mein Vater immer erzählt hat.
1920 - 1921 wurde dann Löwenberg und Pappelhof an Siedler aus der Provinz Posen verteilt. Wo früher nur eine Herde Ochsen ihr Dasein fristen konnten, wurde nun durch die 6 Siedler ein intensiver Ackerbau betrieben.
Westlich von Grüneberg, etwa 1 km hinter der Chaussee liegt die Grundmühle. Diese wurde in den Archiven von Löwenberg niemals erwähnt und muß wohl erst in späteren Jahren erbaut sein. Als letzten Besitzer kann ich mich noch an Herrn Just erinnern, der den Mühlenbetrieb und die dazu gehörige Landwirtschaft intensiv betrieben hat. Er hatte nun ferner zwei Gespanne Pferde, die (26)für die Landwirtschaft und auch für den Mühlenbetrieb da waren. Es war eine Wassermühle und hatte ein Wehr und Mühlenteich. Das Wasser lieferte der sogenannte Lindsche Graben, der vom Westufer des Sees in den Dreetzsee mündet. Er hatte 2 Söhne, die sich auch öfter in Grüneberg bei Bekannten sehen ließen. Auch haben die Gespanne der Grundmühle oft Kleie an die hiesigen Windmühlen geliefert. Das Mehl dagegen wurde mit der Bahn verladen. Vor Eröffnung der Bahn auch wohl mit den Pferdegespannen an ihren Bestimmungsort gebracht. Vor 1904 war die Grundmühle der einzige Abnehmer für alles abnehmende Getreide aus Grüneberg, Teschendorf und Löwenberg. Später haben sich dann die Besitzer von den vorgenannten Orten zu sogenannten Spar- und Darlehenskassen zusammengeschlossen, nahmen das Getreide auf und ließen auch noch Kleie aus dem Ausland schicken. Die Spar- und Darlehenskassen waren an die Preußenkasse angeschlossen, die doch mit der ganzen Welt Handel betrieb. Das bisschen Roggen, das unsere beiden Windmühlen verarbeiten konnten, spielte keine große Rolle.
Als der Besitzer dann die Grundmühle verkauft hat, baute der Kaufmann Benno Jaeger aus Teschendorf hier in Grüneberg einen großen Speicher auf dem Bahnhof mit Gleisanschluß. Auch ein Berliner Getreidegroßkaufmann Judis baute einen massiven Getreidespeicher an der Bahn. Diese beiden nahmen (27)nun das in Teschendorf und Grüneberg anfallende Getreide auf. Den Speicher von Jaeger hat später der Kaufmann Gustav Lemke in Grüneberg übernommen. Als 1938 das neue Bahnhofsgebäude gebaut wurde, musste der Speicher abmontiert werden. Den massiven Speicher von Judis hat die Hauptgenossenschaft Kurmark übernommen und sehr vergrößert, so wie er heute noch ist. Die Grundmühle hatte ein Herr Sack gekauft, hat aber den Betrieb eingestellt. Das Herrenhaus hat ein Herr Oelmann gekauft und die dazu gehörige Landwirtschaft ein Arndt aus Löwenberg.
Da nun von der Grundmühle weiter nichts berichten ist, wollen wir uns nun den auf der östlichen und nördlichen Seite von Grüneberg wohnenden Nachbarn zuwenden und zwar zu dem des Fürsten Philipp von und zu Eulenburg u. Hertefeld nämlich.
Gut und Schloss Liebenberg
Während des 30jährigen Krieges so berichtet die Löwenberger Chronik, ging bei einem Konkurs das Gut Liebenberg in den Besitz des Oberjägermeisters Jobst von Hertefeld über. Der Konkurs brach 1640 aus und endlich 1652 wurde dem oben genannten das Gut für 11.900 Thalern gerichtlich zu gesprochen. Wie das Gut damals war, kann ich nicht sagen. Doch aus der Lebensgeschichte und Aufzeichnungen des Fürsten Eulenburg habe ich vieles erfahren.
Bild 5: Auszug aus der Niederschrift von Minna Rode, Seite 28
Heute besteht der Besitz Liebenberg aus dem Hauptgut Liebenberg, dem Vorwerk (28)Hertefeld, Häsen mit Brennerei, das Häsener Vorwerk und der Schäferei Luisenhof. Das Hauptgut Liebenberg hatte auch eine Brennerei.
Südlich von Liebenberg (in den Fichten) war das Försterhaus und ein kleines Sägewerk für den Liebenberger Bedarf. Die Grenze zwischen Grüneberg und Liebenberg ist auch zugleich die Kreisgrenze des Kreises Ruppin und Templin und Niederbarmin.
Bild 6: Postkarte vom Schloss Seehaus / Privatarchiv A. Liebe
Die Hertefelder Linie der Besitzer von Liebenberg ist am Rhein begütert. Während die der jetzigen Besitzer von Ostpreußen stammen. Zuerst wird dann Rothkirch genannt, dann die von Ihleburg, Eilenburg und Eulenburg.
Folgende Seen und Pfühle liegen auf der Feldmark Liebenberg. Die größten sind Große und Kleine Lanke. An der Großen Lanke liegt die Schäferei Luisenhof und das im Jahre 1905–07 erbaute neue Schloß (Seehaus).
Hinter der Großen Lanke liegt der Papensee, in Richtung nach dem Schloß zu, der Moddersee. Die Große Lanke ist nur durch den Mückendamm vom Moddersee getrennt. Dann liegt im Dorf selbst der Weiße See. In diesen waren zu meiner Zeit noch alle Vorrichtungen zum Schafe waschen vorhanden. Früher wurden die Schafe vor dem Scheren (Mai-Juni) gewaschen während später nur die ungereinigte Wolle geschert wurde, um dadurch das wertvolle Wollfett zu gewinnen.
Hinter der Kappe war der Lindsee, er ist nicht sehr groß. Hier am Lindsee hat Carl von Hertefeld gesessen, als 1806/07 die (29)Franzosen in Liebenberg gehaust haben. Hier steht noch ein einfacher Stein, den Fürst Eulenburg errichtet hat als Andenken an seinen Vorfahr und dessen schweres Leiden. Die Inschrift lautet:
„Als in kummervollen Jahren der Feind den Herrn vom Hofe trieb und unter Kummer und Gefahren ihm nichts von seiner Habe blieb. Und alle die ihm treu ergeben usw.“
Otto Schulz: Ich habe diesen Stein das letzte Mal gesehen als ich in der Kappe Bucheckern gesammelt habe, für 5 Pfund Bucheckern gab es einen Bezugsschein auf 1 Pfund Margarine, das war 1944. An der Kleinen Lanke stand ein säulenartiger Obelisk, den Fürst für seinen Leibjäger Parlet hat setzen lassen. Parlet war Bursche während der Zeit seiner Militärjahre beim damaligen Leutnant von Eulenburg. Später hat er ihn dann als Jäger mitgenommen.
Wir sind als Kinder oft dagewesen und haben es nur das Hundedenkmal genannt.
Die Inschrift lautete: „Seinem treuen Diener Parlet F. PH. z E. + H.“
An der Großen Lanke den Berg herunter nach dem Papensee, war eine Steinbank, daneben in einem großen Sandstein war eingehauen: Dem Begründer dieser Forsten Graf Karl von Hertefeld 1640 – 1688. Das war der sogenannte Karlsplatz. Vom Liebenberger Schloß und den Park führt ein gerader Weg über den Kappenberg hinweg zum Lindsee. Auf der Höhe des Kappenbergs ist ein eisernes Tor von beiden Seiten (30)flankiert, wird es mit Figuren der Schutzgöttin der Jagd, hier ist denn auch gleich der Park zu Ende.
Hier enden die Aufzeichnungen von Frau Minna Rode geb. Hesse. Sie geben interessante Einblicke in die Geschichte und in die damaligen Lebensumstände. Ihr Vater, August Hesse, wurde am 15. März 1863 geboren und war als Gärtner beim Grafen Philipp zu Eulenburg-Hertefeld in Liebenberg tätig, und zwar bis 1936. Ihre Mutter, Auguste Friederike Emilie Hesse, geb. Ehling, wurde am 30. Januar 1866 geboren. Die Familie lebte in Liebenberg in einem kleinen Häuschen in den Fichten, in der Nähe des Sägewerks und des Oberförsters Schade. Minna hatte vier Geschwister: Elise, Frieda, Otto und Gustav Hesse. Ihre Schwester Frieda verdingte sich als Mamsell auf dem Schloss. Früher war es üblich, dass die Kinder nach der Konfirmation in eine Stellung kamen. So fand Minna Rode eine Anstellung beim Bauern Lenz in Grüneberg und ihre Schwester Frieda beim Grafen in Liebenberg. Auf diese Weise konnten die jungen Frauen praktische Fähigkeiten in der Hauswirtschaft erwerben und Kenntnisse und Erfahrungen für ihr späteres Leben sammeln.
Ihr Bruder Otto Hesse leitete damals die Grüneberger Wehr. In Anerkennung seiner Verdienste und des Einsatzes wurde er später zum Ehrenmitglied ernannt.
Auch die Benennung der Enkelin nach Fürstin Alexandrine zeigt die Verehrung und den Respekt vor der Herrschaft. August Hesse war der Großvater von Adine Liebe und er gab ihr den Vornamen Adine. Zum Andenken an Fürstin Alexandrine Gräfin zu Eulenburg, geborene Freiin von Rothkirch und Panthen, die von ihrem Mann liebevoll Adine genannt wurde. Daran wird deutlich, wie sehr sich die Familie dem Adel verbunden fühlte.
Diese persönlichen Geschichten helfen uns, soziale Strukturen und Beziehungen in der Vergangenheit besser zu verstehen.
Bild 7: Minna Rodes Eltern: August und Auguste Hesse vor ihrem Haus in Liebenberg / Privatarchiv A. Liebe
Bild 8: Postkarte Parkeingang mit Gärtnerhaus 1916 / Privatarchiv: A. Liebe
Bild 9: Postkarte Liebenberg / Privatarchiv: A. Liebe
In den Unterlagen von H. Schwarz befindet sich ein Dokument aus dem Jahre 1875, das die beiden unmündigen Kinder der Familie von Werthern und den Schmiedemeister Kessel betrifft.
Thilo von Werthern heiratete 1858 Maria von Heyden-Linden. 1859 wurde der Sohn Georg und 1860 Ida-Marie geboren. Seine Frau Maria verstarb schon 1860. Da der Vater auf die Erbschaft verzichtet hatte, wurden die Kinder Erben und durch Erbvergleich erhielt Ida-Marie (1860–1948), die 1881 den Grafen von Schwerin (auf Wolfshagen) geheiratet hatte, die Pommerschen Güter und Georg (1859–1939) die Löwenbergschen Güter. Er war mit Freifrau Sophie von Bessel (1851–1881) verheiratet.
In diesem Schreiben an den Königlichen Ökonomierat in Neu Ruppin heißt es:
Bild 10: Vorderseite des Anschreibens (oberer Teil) / Privatarchiv: H. Schwarz
Bild 11: Vorderseite des Anschreibens (unterer Teil) / Privatarchiv: H. Schwarz
Abschrift
Großneuhausen, den 11. October
1875
Auf dem meinen beiden minorennen Kindern Georg und Ida Marie von Werthern gehörigen ehemaligen Schulzengute zu Grueneberg haftet die Verpflichtung zur Abgabe von jährlich 8 Scheffel Roggen sogen. Schärfkorn, an den Schmiedemeister Kessel zu Grueneberg.
In väterlicher Vormundschaft meiner genannten Kinder beantrage ich hierdurch die Ablösung der oben bezeichneten Abgaben auf Grund des Gesetzes vom 2. Maerz 1850 über Ablösung der Reallasten und bitte um baldgefällige Veranlassung des hiernach Erforderlichen.
Gleichzeitig erlaube ich mir unter Bezugnahme auf mein Schreiben vom 15. September 1874 ergebenst anzufragen, ob der Wohlergeborene sich in der Sache betreffend die von mir beabsichtigte Ablösung der
(weiter auf der Rückseite:)
von unseren Grundbesitzern in Loewenberg, Teschendorf, Grueneberg, Neuendorf und Schleuen zu entrichtenden Grundgelder die erforderliche Informationen verschafft haben, damit bei Gelegenheit der eingangs erbetenen Ablösungs-Verhandlungen auch der letztbezeichneten Angelegenheit näher getreten werden kann.
Bild 12: Rückseite des Anschreibens / Privatarchiv: H. Schwarz
An
den Königlichen Oekonomie-
Kommissions-Rath Herrn Muth
Wohlgeboren
Neu Ruppin
Fr. von Werthern
Quellen:
Persönliche Aufzeichnungen von Minna Rode
Schriftstück von 1875 aus der Sammlung H. Schwarz
Abgeschrieben von Bärbel Dietz.
Stand: Januar 2025
Der Zollkrug
Die Beschreibung des Zollkruges stammt aus der Sammlung des Dorfchronisten Helmut Schwarz und wurde in einem Zeitungsartikel der Märkischen Volksstimme vom September 1957 veröffentlicht:
„Nicht weit vom Dretz-See entfernt, in östlicher Richtung zwischen Grüneberg und Nassenheide stand einst ein Zollhaus mit Kruggerechtigkeit. Die einstige Verkehrsstraße von Berlin nach Stettin ging über Bötzow (Oranienburg) nach Nassenheide durch die königliche Forst. Dann ging es durch die Grüneberger Wiesen am Zollhaus vorbei, wo sich dann der Weg nach Zehdenick abzweigte.
Anmerkung der Autorin: Schankgerechtigkeit, Krugrecht oder Kruggerechtigkeit bezeichnet die gewerbliche Bewirtung von Gästen in einer Gaststätte („Krug“).
Bild 1: Regionalkarte Berlin-Stettin / Eigenarchiv
Als es die Eisenbahnlinie und die Bundesstraße 96 noch nicht gab, hatte eine heute unbedeutende Straße, der so genannte Berlin'sche Weg, wie ihn die Grüneberger nannten, eine große Bedeutung. Sie ist eine der ältesten Straßen in unserer Region uns war damals eine wichtige Verbindung zwischen den Städten Berlin und Stettin, die in Kriegszeiten sogar militärische Bedeutung hatte. In Friedenszeiten diente sie als Post- und Handelsweg.
Die Bezeichnung „Krämer Wiese“ am Zollkrug, auf der die Händler ihre Waren anboten, weist noch heute auf diese Zeit hin. Da der Grundwasserspiegel damals deutlich höher lag, wurde zur Befestigung der Straße ein Teil als sogenannter Knüppeldamm [1] angelegt. Durch Aneinanderreihen von Baumstämmen und anschließendes Aufschütten entstand eine feste Straße. Der so künstlich durch die Wiesen gelegte Knüppeldamm war 480 Ruten [2] lang und drei Ruten breit.
Diese Arbeiten wurden damals von Grüneberg, Löwenberg und Liebenberg ausgeführt.
Anmerkung der Autorin: Ein Knüppeldamm ist ein durch Rundholz oder Bohlen befestigter Weg, der durch Moore, ein sumpfiges oder aus anderen Gründen schwer befahr- oder begehbares Gebiet mit wenig tragfähigem Grund führt. Die preußische Rute war eine Zwölf-Fuß-Rute. Eine Preußische Rute: 12 Fuß = 3,7662420 m; 1 Fuß = 31,385 cm.
An diesem Damm wurde ein Zollhaus mit Kruggerechtigkeit errichtet, der sogenannte Zollkrug. Zur Deckung der Kosten für die Unterhaltung des langen Dammes wurde ein Dammgeld oder Zoll erhoben. Um diesen Dammzoll gab es oft Streitigkeiten, die erst im Jahre 1771 behoben werden konnten. Danach waren nur das Haus Löwenberg, Hoppenrade und Liebenberg, sowie die Bewohner des Landes Löwenberg von diesen Abgaben befreit.
Die dort eingesetzten Dammwärter waren nicht nur Zollerheber, Krüger und Landwirt, sondern auch Briefbote. Die Post für Häuser Löwenberg, Hoppenrade und Liebenberg musste er ohne Unterbrechung weiterleiten.“
Bild 2: Zollkrug um 1890 / Quelle: H. Schwarz
Anmerkung: Das Original befand sich beim letzten Besitzer (Erich Salzwedel) des Zollkrugs. Der Dorfchronist Helmut Schwarz hat Max Blök den Auftrag erteilt, dieses Bild für ihn nach dem Original zu malen. Entstanden ist dieses Aquarell. Der Verbleib des Originals ist unbekannt.
In einer alten Urkunde steht nach Mitteilung von H. Schwarz folgender Text:
„Ungefähr um 1771 wurde der Zolldamm neu aufgeschüttet. Darüber gibt es eine alte Urkunde, die der Gerichtskommissär Ibzing vom Gericht Oranienburg ausgefertigt und die Freiherr Carl von Hertefeld und von Kraut unterschrieben haben.
Von Hertefeld unterzeichnete für Liebenberg und von Kraut für Löwenberg. Für die Gemeinde Grüneberg haben der Vollbauer Könneberg, die Cossäthen Grieben und Lenz und für die geistlichen Institute der Prediger Rohrlack unterschrieben.“
In dieser alten Urkunde heißt es:
„Nachdem nun der Damm neu aufgeschüttet ist und an den Seiten mit Weiden angepflanzt ist, wird besagter Hans Rogge als Dammkrüger von uns eingesetzt. Der Dammkrug hat Schankgerechtigkeit.
So der Damm an manchen Stellen einfallen will, ist, hat der Dammkrüger mit seinen Ochsen den nötigen Sand anzufahren. Er hat dafür zu sorgen, dass die Brücke mit guten Brückenhölzern belegt ist. Dafür darf er sich weiter einiges Rindvieh leisten. Schweine müssen in der Nase geringt sein. Aber Gänse halten, soll er niemals befugt sein. Auch wird ihm erlaubt, noch weiter einiges Rindvieh zu halten.
Sein Haus, das nun auch in gutem Zustand ist, hat er auch gut zu erhalten. So sich besagter Hans Rogge treue und untertänig erweist, hat er von den Häusern Schutz und Rat zu erwarten. Andernfalls kann er von uns gefrondet werden.
Die Kgl. (Königliche) Miliz hat er frei passieren zu lassen. Die herrschaftlichen Wagen hat er ohne Anstand durchzulassen. Die Viehherden aus Mecklenburg sind zollpflichtig. 3 Pfennig von jedem Pferd, von jedem Schaf und Schweinevieh 3 Pfennige Dammzoll erheben. Für einen großen Frachtwagen zwei Groschen, einen kleinen Frachtwagen einen Groschen, einem Schlächterwagen 6 Pfennig, einem Fuhrpostwagen 6 Pfennig, für einen Salz- oder anderen kleinen Wagen 3 Pfennig. Die zum Markt ziehenden Handelsleute hatten an Stättegeld zu zahlen: Für eine große Tuch- oder Krämerbude 1 Groschen, für eine Mittelbude 6 Pfennig und für eine kleine Bude 3 Pfennig.
Die bei ihm abgegebene Post für die Häuser hat er selbst oder durch seinen Expressen sofort zu besorgen. Dafür erhält er von Liebenberg Frühstück und 6 Groschen, von Löwenberg warmes Essen und 6 Groschen noch.“
Bild 3: Zollhaus mit Tafel
Bild 4: Diese Blechtafel befand sich lange Zeit im Besitz von H. Schwarz und wurde dem Heimatmuseum übergeben.
An der Hauswand des Zollkrugs, etwa in Höhe des Schlagbaums, war eine Tafel mit dem Zolltarif angebracht. Darauf waren die jeweiligen Zollabgaben für Rinder, Pferde, Schweine und Schafe vermerkt:
1 Pferd | 0,03 Mk. |
2 Pferde | 0,07 Mk. |
3 Pferde | 0,10 Mk. |
Rindvieh à Stck | 0,04 Mk. |
Schafe, Schweine à | 0,04 Mk. |
Potsdam, d. 11. September 1822 | Königl. Regierung. Abth. I |
Helmut Schwarz berichtet weiter:
„Zum Einkassieren des Zolls wurden zwei lange Stangen mit kleinen Säckchen am oberen Ende verwendet. Diese hielt der Zöllner dem Durchreisenden entgegen und kassierte so den Zoll.
Wie belebt der Zollkrug im 18. Jahrhundert war, zeigt eine Aufstellung aus dem Jahr 1772, wonach im letzten Jahr 90 Tonnen Bier und über 500 Quart Branntwein ausgeschenkt wurden. Aber nicht nur Bier und Schnaps wurden im Zollkrug ausgeschenkt, sondern auch viele Neuigkeiten „aufgetischt“. Wer wissen wollte, was in der Welt vor sich ging, ging dorthin. Die Reisenden und Fuhrleute, die hier einkehrten, waren sozusagen diejenigen, die, wenn auch zwar nicht alles, aber doch vieles von dem wussten, was zwischen Himmel und Erde geschah.“
In einem anderen alten Dokument findet sich, wie von Helmut Schwarz mitgeteilt, folgender Text:
„Aus einer alten Urkunde von 1430 geht hervor, dass einem Krüger 8 Pferde gestohlen wurden. Höchstwahrscheinlich handelt es sich hierbei um den Zollkrüger, denn 8 Pferde wird wohl sonst zur damaligen Zeit kaum jemand besessen haben. In dieser Urkunde wird zum ersten Mal der Name Grüneberg und der des Zollkrügers Hennik Schulten erwähnt.“
Außerdem liegt Helmut Schwarz eine Aufzeichnung von Otto Schulz, ehemaliger Reichsbahnbetriebsassistent aus Grüneberg, vor, der über das Zollhaus folgendes schrieb:
„Um 1905 muss der Tarif wohl erneuert worden sein, denn ich habe diese Tafel noch gesehen und auch Dammzoll bezahlt, als wir Holz aus dem Krummenberg gefahren haben. Ich war mit einem Zweiergespann unterwegs um den Eisenbahnern Holz zu bringen. Auf der Hinfahrt wurde ich nicht angehalten, aber auf der Rückfahrt hatte ich bei einem Gläschen Schnaps den Dammzoll zu entrichten.
In der Urkunde war weiter bekundet, dass die Bauern, die auf die Wiesen fuhren, keinen Wegezoll zu entrichten hatten. Waren sie jedoch mit Getreide oder anderen Naturalien, welche für den Verkauf gedacht waren, nach Oranienburg unterwegs, so hatten auch sie Dammzoll zu entrichten. Diese Urkunde war von einem Richter Autnarius Ibsing, der bei dem Amtsgericht in Oranienburg tätig war, ausgefertigt.“
Bild 5: Foto vom Zollkrug ca. 1905 / Quelle: H. Schwarz
Bild 6: Erntedank 2016 / Foto: B. Schlenker
Lauschen wir doch in Ausschnitten Pastorin Schlenker, die dieses Foto in ihrer Erntedankpredigt im Jahr 2016 in der noch unversehrten Grüneberger Kirche erläuterte:
„Schauen wir auf das alte Foto vom Zollkrug bei Grüneberg. Hier sind die drei Jungs vom Grüneberger Bäcker, der, so weiß es Helmut Schwarz zu berichten, noch einen Backofen aus Feldstein hatte. Die Jungs müssen das gebackene Brot mit einem Handwagen ausfahren. Auf jedem Brot ist ein Namensschild zu sehen. Stolz zeigen sie ihre krustigen Brote her, knien sich extra dazu hin und präsentieren sie wie große Schätze. Auch die im Wagen werden nochmal hochkant gestellt, damit ihre Pracht ordentlich zu sehen sind. Wieviel Pfund mögen sie auf die Waage bringen? 10?
Drumherum sehen wir eine Szene des Alltags am Zollkrug, zwischen Grüneberg und Teschendorf gelegen, an der alten und bedeutenden Berlin-Stettiner Straße. Dort gab es auch einen Bahnübergang mit Schranken für die Bauern, damit sie sich direkt auf ihren Feldern bewegen konnten trotz Eisenbahnstrecke seit 1875. Zu dem Bahnerhäuschen gehören sicher die beiden Männer in Uniform. Die Dame mit Hut ist vielleicht gerade aus der Stadt gekommen und will noch weiter und kehrt in der Wirtschaft ein, mit Tochter und Sohn. Noch andere Kinder gibt es und Frauen, ein Kind sitzt auf dem Ackerpferd, das gerade ausgespannt wurde oder eingespannt werden soll.
Unter der Deichsel des Handwagens liegt der Schäferhund des Bäckers im Geschirr, er ist vor den Handwagen gespannt und muss sein Futter ebenfalls selbst verdienen.
Anlieferung des Brotes, ein Ereignis, das der Fotograf festhalten wollte. Das 10-Pfünder-Brot wird regelrecht präsentiert wie die Monstranz bei einer Wallfahrt. Hier schaut, das ist etwas ganz Wertvolles für uns Menschen. Es ist Speise, die wir zum Leben brauchen…“
Bild 7: Postkarte / Privatarchiv: H. Schwarz
Bild 8: Im Bildhintergrund die Gebäude des ehemaligen Zollkrugs und hinter den Bäumen (rechts) das ehemalige Bahnwärterhäuschen / Privatarchiv: H. Schwarz
Die Postkarte zeigt im Hintergrund die Scheune vom Zollkrug in der Nähe des ehemaligen Bahnübergangs am See.
Verfasst von Bärbel Dietz unter Verwendung von Aufzeichnungen und Berichten des Heimatforschers Helmut Schwarz.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Knüppeldamm (14.10.2023)
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Maße_und_Gewichte_(Preußen) (14.10.2023)
Stand: Oktober 2023
Die Schule
Zur Grüneberger Schulgeschichte
Herr Schwarz, der Dorfchronist, berichtet, dass die vorhandene Schulchronik verloren gegangen ist, vermutlich im 2. Weltkrieg. Es existiert nur eine Abschrift eines historischen Aufsatzes von Kantor Max Johann Theodor Wilken (1888-1925 im Schuldienst) aus dem Jahre 1893, die ab 1920 von Lehrer Karl Schröder fortgeführt wurde. Beide Lehrer berichten über Schule, Lehrer und Unterricht: „Wann die hiesige Schule gegründet wurde, ist heute (1893) nicht mehr zu ermitteln, da es keine Aufzeichnungen mehr gibt."
Schulhaus früher und heute
Aus dem Aufsatz des Kantor Max Wilken:
"Im Jahre 1819 wurde das jetzige Schulhaus erbaut, und zwar jenes Haus, das heute noch an der Dorfstraße steht. Als nach kurzer Zeit der Schwamm in demselben ausbrach, wurde während der Ausbesserung ein Haus auf dem sogenannten Kreuzberg bezogen.
Das Schulhaus stand schon damals auf dem gleichen Grundstück, auf dem heute noch die alte Schule steht. Es war mit Stroh gedeckt und hatte nur zwei Stuben. In der Schulstube war zugleich die Schneiderwerkstatt eingerichtet.
Alle Schüler wurden zu gleicher Zeit unterwiesen. Es waren gewöhnlich über 100 Kinder zu unterrichten. Der Unterricht umfasste täglich sechs Stunden. Die ärmeren Kinder kamen nur im Winter zur Schule, da sie im Sommer dienen mussten. Die Unterrichtsfächer waren: Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen, Gesang und Zeichnen. Am Anfang des Unterrichts wurde gesungen und gebetet. Danach mussten die ersten Kinder ein Lied hersagen, danach folgte das Vaterunser. Oft wurden zum Beispiel die 12 Strophen des Liedes: „Mein erst Gefühl sei Preis und Dank“ gebetet. Das dreizehnte Kind sagte dann das Vaterunser an. Das Auswendiglernen des Religionsstoffes wurde eifrig betrieben. Der ganze Katechismus musste mit Fragen und Antworten gelernt werden.
Der Lese- und Rechenunterricht wurde nach Lese- und Rechentafeln erteilt. Nachdem die Kleinen die Buchstaben kennen gelernt hatten, ließen die größeren Kinder sie in der Fibel lesen. Wer die Fibel überwunden hatte, bekam den Kinderfreund, danach die Bibel. Sehr begabte Schüler sollen in einem Jahr das Lesen gelernt haben. Schreiben und Zeichnen wurde nach Vorschriften und Vorzeichnungen erlernt.
Neben Ehrenstrafen benutzte der Lehrer fleißig den Haselstock. Die Schüler mussten selbst dafür sorgen, dass ein Vorrat an Stöcken vorhanden war.
Noch heute danken ergraute Leute dem „Vater Palm“ dafür, dass er die Rute nicht schonte und sie zu nützlichen Gliedern der menschlichen Gesellschaft erzog. Die Leistungen sollen für jene Zeit recht gut gewesen sein. Wenigstens fand Johann Gottlieb Palm die Anerkennung seiner Vorgesetzten. Der Superintendant Schwinung aus Zehdenick soll sich oft lobend ausgesprochen haben.
Die Königliche Regierung drängt wiederholt auf die Erbauung eines neuen Schulgebäudes und 1863 wird der Schulausbau beschlossen.
Bild 1: Alte Dorfschule, 1895 als Backsteinbau errichtet / Foto: B. Dietz
1889 soll der Schulausbau ausgeführt werden.
Nachdem die Königliche Regierung schon sehr viele Jahre den Bau eines neuen Schulhauses und die Anstellung eines II. Lehrers gefordert hat, kauft die Gemeinde 1894 endlich eine Baustelle neben der Küsterei vom Büdner Freiberger, ca. ½ Morgen für 1100 Mark. Der Bau des zweiklassigen Schulhauses und eines Abortgebäudes wird dem Bauunternehmer Werdermann übertragen. Die alte Schulstube wird als Lehrerwohnung für den II. Lehrer eingerichtet. Die Kosten belaufen sich auf ca. 12 000 Mark und werden durch eine Anleihe von der Kreissparkasse gedeckt. Die neuen Gebäude sind in jeder Beziehung mustergültig und bilden den Schmuck des Ortes.
Als am 14. Oktober 1895 das neue Schulhaus eingeweiht wird, wird auch der II. Lehrer Otto Lenz aus Wusterhausen in Gegenwart des Schulvorstandes vom Ortsschulinspektor Pastor Tiedke in sein Amt eingeführt.“
Bild 2: Klassenfoto vor dem neuen Schulgebäude, l. Lehrer Kantor Wilken (rechts), II. Lehrer Otto Lenz (links) / Privatarchiv: H. Schwarz
H. Schwarz berichtet über die neue Schule:
„Die zwei Klassenräume im Schulgebäude reichten nicht mehr aus und so wurde 1938/39 an anderer Stelle eine neue Schule gebaut. Auch hier gab es nur 2 Klassenräume, einen im Erdgeschoss und einen im Obergeschoss. Die Toiletten befanden sich auf dem Hof.
Bild 3: Klassenfoto der 7. und 8. Klasse 1938 vor dem neuen Schulgebäude, Ansicht Hofseite, Lehrer Adolf Bellin / Privatarchiv: H. Schwarz
Anmerkung der Verfasserin: H. Schwarz sieht man in der 2. Reihe, 5. Schüler von links
Bild 4: Schulgebäude mit Erweiterungsbau / Privatarchiv: H. Schwarz
Bild 5: Postkarte mit Schulgebäude / Privatarchiv: B. Dietz
1961/62 erfolgte der Anbau an das heutige Schulhaus und es kamen sechs Klassenräume dazu. Am 1. September 1962 fand die Einweihung der Schule statt. Die SchülerInnen besuchten die Schule bis zur 8. Klasse. Die beiden Räume der alten Schule wurden weiterhin genutzt, einer davon für den Werkunterricht. Im Obergeschoss befand sich die Hausmeisterwohnung.
Bis 1964 wurde ein Raum im ehemaligen Gasthof Elsholz für den Unterricht der ersten Klassen genutzt." H. Schwarz
Bild 6: Einschulungsfoto vor dem ehemaligen Gasthof Elsholz / Privatarchiv: B. Dietz
Schule in der Zeit der DDR
In der ehemaligen DDR stellte die Polytechnische Oberschule [1] eine allgemeinbildende Schulform im Schulsystem dar, welche zehn Klassen umfasste. Sie ging 1959 aus einer Reform der achtjährigen Grundschulen bzw. der zehnjährigen Mittelschulen hervor.
Die Unterstufe umfasste von 1946 bis einschließlich 1970 die Klassen 1 bis 4.
1971 wurde der Lehrplan geändert, sodass seitdem die 1. bis 3. Klassen zur Unterstufe zählten. Die Mittelstufe begann in Klasse 5 bzw. zu einem späteren Zeitpunkt, in Klasse 4. Die Oberstufe umfasste gemäß der Definition der DDR die Klassen, die nach der Unterstufe und vor der Abiturstufe lagen.
Schule nach 1990
Wie wird die "Alte Schule" heute genutzt?
Das alte Schulgebäude wurde 2011 mit EU-Mitteln zu einem Dorfgemeinschaftshaus um- und ausgebaut und hat sich zu einem wichtigen Ort für die Kommunikation im Dorf entwickelt.
Bild 7: "Alte Schule" Straßenansicht / Foto: B. Dietz
Bild 8: EU-Fördermittel / Foto: B. Dietz
Bild 9: "Alte Schule" Hofansicht / Foto: B. Dietz
Wie wird das Schulgebäude inzwischen genutzt?
Nachdem Schulanbau war die Schule in Grüneberg eine achtklassige Oberschule. Dann wurde der Unterricht nur noch bis zur 6. Klasse erteilt. Im Jahr 2002 gab es ca. 100 Schülerinnen und Schüler, die von 9 Lehrkräften unterrichtet wurden.
Wann genau die Schule Teil der Libertasschule Löwenberg geworden ist, konnte noch nicht festgestellt werden. Das Schulgebäude wird heute als Grundschule für die 1. bis 4. Klasse und als Kindertagesstätte genutzt.
An der Wand des Schulgebäudes befand sich lange Zeit die Aufschrift Libertas-Victoria-Grundschule. Dann verschwand sie im Zuge von Bauarbeiten:
Bild 10: Zeichnung Schulgebäude vor der Sanierung / Privatarchiv: Familie Großmann
Bild 11: Zeitungsartikel vom 5. November 2010
Familie Großmann:
"Unsere Zeichnung zeigt die Schule vor der Sanierung. Zu dieser Zeit trug die Schule Namen Libertas-Victoria-Grundschule. Im Rahmen der Sanierung wurde dieser Schriftzug entfernt und durch den Schriftzug "KITA Pusteblume", "Grundschule" ersetzt.
Bild 12: Zeitungsartikel vom 6. Mai 2011
Diese Vorgehensweise war für uns nicht nachvollziehbar. In der Tagespresse vom 5. November 2010 wurde ein Artikel veröffentlicht, der sich eingehender mit der Angelegenheit befasste."
Übrigens irrt der Reporter. Das Zitat lautet: "Erkennend, dass das Schönste auf der Erde die Jugend ist (nicht die Tugend), der Freiheit Seligkeit!"
Das Grafikerehepaar Großmann aus Falkental erstellt und übergibt der Schule ein Modell mit dem Namensvorschlag. Die Begründung für den Namensvorschlag ist im Zeitungsartikel vom 06.05.2011 nachzulesen.
Am 26.09.2012 wurde die Schule in Löwenberg in Anwesenheit der Nichte von Libertas Schulze-Boysen [2] in Libertasschule umbenannt.
Im Mai 2020 erfolgte in Grüneberg die Grundsteinlegung für einen Erweiterungsbau, der als eingeschossiger Anbau vor das Gebäude gesetzt wurde, um den Hort und die KITA zu erweitern.
Bild 13: Anbau mit Schule, linke Seite / Foto: B. Dietz
Bild 14: Anbau mit Schule, rechte Seite / Foto: B. Dietz
Bild 15: Schulbank aus der alten Schule / Foto: B. Dietz
Heute, im Jahr 2024, unterrichten in der Grundschule vier Lehrerinnen die Schulkinder. Die Unterrichtsfächer sind Deutsch, Mathematik, Musik, Sport, Kunst und Sachunterricht. Ab der dritten Klasse wird Englisch als Fremdsprache unterrichtet.
Die Wochenstunden verteilen sich wie folgt:
21 Stunden in der 1. und 2. Klasse
25 Stunden in der 3. Klasse und
26 Stunden in der 4. Klasse.
Die Schule wird derzeit von insgesamt 92 Schülerinnen und Schülern besucht.
Einkommen und Besoldung der Lehrkräfte
In den Aufzeichnungen von Kantor Wilken ist folgendes überliefert:
„Dem Schreiber dieser Schulgeschichte war es nicht möglich, über die näheren Verhältnisse der früheren Lehrer, das Diensteinkommen der Stelle und die Einrichtung der Schule zu schreiben, da es an schriftlichen und mündlichen Überlieferung fehlt. Es gab aber ein Einkommensverzeichnis der hiesigen Stelle aus dem Jahre 1827, welches Johann Gottlieb Palm aufgestellt hat.
Reichsthaler | Silbergroschen | ₰ | |
Schulgeld | 50 Rtl. | ||
Holzgeld | 16 Rtl. | ||
3 Stück Kühe a 12 Rtl. | 26 Rtl. | ||
Acker | 30 Rtl. | ||
1 Wispel 4 ½ Scheffel Weizen a Scheffel 1 Rtl. 15 Silb. Gr. | 42 Rtl. | ||
die Wohnung | 15 Rtl. | ||
2 Gärten a 8 und b 4 Rtl. | 12 Rtl. | 18 | |
fürs Orgelspielen | 2 Rtl. | ||
für Glocken und Uhrenschmieren | 1 Rtl. | 8 | |
alle übrigen Anidentien | 12 Rtl. |
Wie man sieht, hatte die Stelle für jene Zeit ein gutes Einkommen.
Pfennig: Symbol ₰ ; Wispel: altes Raummaß
Scheffel: Raummaß aus der Vergangenheit, zur Messung von Schüttgütern (z.B. Getreide) und auch als Getreidemaß
Das Einkommen der Lehrerstelle für den Lehrer Brüning (1869-1871), der aus folgender Abschrift der Königlichen Regierung zu ersehen ist:
„Abschrift zur Kenntnisnahme und Mitteilung an den Lehrer Leopold zu Grüneberg und an den dortigen Kirchen- und Schulvorstand, dem unser großes Befremden zu erkennen zu geben ist, dass er das Einkommen der dortigen Küster und Schulstelle vom 24. März d. J. (1869) mit 385 Thaler, 17 Silbergroschen, 6 Pfennige und infolge unseres Zweifels an der Richtigkeit der Angabe, unterm 27. vorigen Monats mit 480 Thl. und 1 ₰ als richtig bescheinigt hat.“
Der Thaler wurde bei der Währungsumstellung 1873 zu 3 Mark gerechnet.
Landertrag – including Kirchhofnutzung | 451,- Mark | |
Schulgeldfixum | 430,- Mark | |
Zinsen von Ablösungskapitalien including, Zuschuss Kirchenkasse | 93,50 Mark | |
für Roggen | 121,52 Mark | |
Accidenzien | 80,00 Mark | |
verschiedene Einnahmen: | ||
a. Organistengehalt | 6,10 Mark | |
b. Jahrgeld | 5,80 Mark | |
c. Wurstgeld | 13,90 Mark | |
d. für Eier | 11,68 Mark | |
zusammen: | 1213,40 Mark |
Hiervon geht ab die Pension des zum 30. September in den Ruhestand versetzten
Lehrers Leopold nach Abzug der auf Staatsfonds zu übernehmenden 600,- Mark
in Höhe von jährlich 660,- Mark, bleiben 553,40 Mark.
Gemäß § 26 des Gesetzes vom 6. Juli 1885 betreffend die Pensionierung der Lehrer an öffentlichen Volksschulen darf das Stelleneinkommen zur Aufbringung der Pension nur insoweit herangezogen werden, dass es nicht unter ¾ seiner Höhe fällt, 910 Mark. Mithin ist vom 1. Oktober ab auf Lebenszeit des Emeritus Leopold ein Zuschuss jährlich von 357 Mark erforderlich. Der Mietwert der Dienstwohnung wird auf jährlich 150 Mark festgesetzt. Nach rechtskräftigen Erkenntnissen hat der Lehrer und Küster für jedes Schulkind ein Fuder Holz und von jedem Wirt ein Fuder Holz, so wie die Gemeindeglieder solches selbst besitzen und verbrauchen, jährlich zu fordern.
Wie die Regierung am 19. März 1860 in II J. 933 verfügt hat, soll von dem erstrittenen Brennholzanspruch vorläufig abgesehen und das vorhandene Bedürfnis als maßgebend angesehen werden. Unter Feststellung dieser Bestimmung wird das dem Lehrer und Küster vom 1. Oktober ab zur Heizung der Schulstube und für den eigenen Bedarf zu liefernde und frei anzuführende Holzquantum unter Vorbehalt jetzigen Widerrufs hiermit jährlich 10 Klafter (33 fm) Kiefern Klobenholz oder 15 Klafter (49 ½ fm) Kiefern Knüppelholz I. Klasse festgesetzt.
Auf den eigenen Bedarf des Lehrers sind hiervon 7 Klafter (23 fm) Kiefern Klobenholz oder 10 ½ Klafter (34 ½ fm) Kiefern Knüppelholz im Werk von 169 Mark including 43 Mark Anfuhrkosten zu rechnen.
Das Stellengehalt des Lehrers Max Wilken betrug 910 Mark, freie Wohnung und Heizung. Für zusätzliche Mehrarbeit bezahlte die Gemeinde 200 Mark."
Fuder: Ladung eines Ackerwagens
Klafter Holz: ist ein Volumenmaß für (Brenn-) Holz; 1 Klafter Brennholz entspricht etwa 2,2 Festmetern.
Lehrkräfte und Dienstzeiten
Aus den Aufzeichnungen des Kantors Wilken bis 1920, des Lehrers Karl Schröder bis 1924 und den Berichten von Helmut Schwarz bis etwa 1950 ist bekannt, welche Lehrer als I. oder II. Lehrer in Grüneberg unterrichteten und wie lange sie tätig waren. Die Übersicht wurde von der Verfasserin durch Recherchen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) über die Gründung der Schule und die Besoldung der Lehrer von 1811 bis 1944 ergänzt. Ergänzt werden die Ausführungen durch Befragungen mit ZeitzeugenInnen aus Grüneberg. Die Übersicht erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da die Recherchen noch nicht abgeschlossen sind.
Angaben von Kantor Wilken mit Ergänzungen der Autorin ab 1811 aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLAH)*:
Gabriel Gorcke, 1680 bis 1717
Georg Friedrich Müller, 1713 bis 1716
Friedrich Ludwig Wetzel, 1717 bis 1759
Gottfried Palm, 1760 bis 1824*
Lehrer Brennecke aus Hoppenrade ab 1811*
Johann Gottlieb Palm, 1817 bis 1852*
Gottfried Grieben, 1838 bis 1843*
Johann Ernst Gottlieb Leopold, 1852 bis 1888*
Lehrer Brüning, Hilfslehrer, 1869 bis 1871
Lehrer Lorenz, Hilfslehrer, 1873 bis unbekannt*
Max Johann Theodor Wilken, 1888 bis 1924*
Otto Lenz, II. Lehrer, 1895 bis 1899*
Alfred Bertram, II. Lehrer, 1899 bis 1904*
Wilhelm Flößel, II. Lehrer, 1904 bis 1906*
Amandus Düring, II. Lehrer, 1906 bis 1910
Karl August Weidemann, II. Lehrer, 1910 bis 1912
Arthur Franz Hensel, II. Lehrer, 1912 bis 1919*
Willi Ehrenreich, II. Lehrer, 1919 bis 1920*
Karl Schröder, II. Lehrer, 1920 bis 1924*
Aussagen von H. Schwarz und ergänzende Angaben der Autorin bis 1944 aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA)*:
Bruno Leucht, 1924 bis 1929*
Adolf Bellin, II. Lehrer, 1924 bis 1958*
Heinz Vonhoff, 1929 bis 1932*
Karl Pinnow, II. Lehrer, seit 1932, starb einige Jahre nach Kriegsende. Jahr unbekannt.
Am 1. Oktober 1936 beginnt Erika Tietz aus Wittenberge ihren Schuldienst.
Karl Schatte
Herr Süßkraut
Herr Grothe
Am 01.04.1943 wurde eine 4. Lehrerstelle eingerichtet, und durch Frl. Ilse Müller besetzt. Sie blieb bis zu den Herbstferien 1943. Nach den Herbstferien erhielt die Schule eine weitere Lehrkraft, Frau Lehmann aus Berlin und Frl. Müller ging nach Gransee.
Fräulein1 Schröder war u.a. für den Handarbeitsunterricht zuständig.
Frau Lehmann, 1943 bis ?
Fräulein Studa verh. Kaminski war etwa seit 1935 in Grüneberg. Sie hat ihre Tätigkeit im Dezember 1943 wieder aufgenommen, verließ aber nach Kriegsende die Schule.
Dr. Wiekmann, ein sehr alter Lehrer, war nur sehr kurze Zeit an der Schule und wollte den Schülern u.a. Englisch beibringen.
Bei einigen der hier aufgeführten Lehrkräfte konnte bisher noch nicht geklärt werden, wie lange sie im Schuldienst waren.
Detaillierte Informationen zu den Lehrkräften befinden sich im Abschnitt: Lehrkräfte
1 Fräulein ist eine veraltete Anrede für eine unverheiratete Frau. Diese Anrede verschwand 1972 aus dem offiziellen Sprachgebrauch. Seitdem wird die Anrede Frau verwendet.
Klassen und Wochenstunden
Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA), Rep. 2 A II R Nr. 1192 steht:
„Nach einer Verfügung der Regierung vom 15. September 1894 verteilen sich die Wochenstunden wie folgt. Das am 14. Oktober 1895 eingeweihte neue Schulhaus hat 3 Klassen:
I. Klasse – 24 Stunden
II. Klasse – 20 Stunden pro Woche
III. Klasse – 16 Stunden."
Schülerzahlen
Nach Angaben von Kantor Wilken bis 1916 und ergänzend aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA)*:
1853: 135 Kinder*
1863: 117 Kinder*
Am 31.03.1869 besuchen 93 SchülerInnen die Schule, nach Ostern sind es noch 88 SchülerInnen.*
1888: 121 Kinder
1897: 137 Kinder, davon in der I. Klasse: 42 SchülerInnen, in der II. Klasse 47 SchülerInnen und in der III. Klasse 48 SchülerInnen. Es sind 74 Knaben und 63 Mädchen.*
1898: 132 Kinder
1899: 142 Kinder
1900: 135 Kinder
1901: 140 Kinder
1902: 135 Kinder
1903: 133 Kinder
1905: 121 Kinder
1906: 117 Kinder
1907: 121 Kinder
1908: 124 Kinder
1910: 141 Kinder
Vom 8. bis 22. Dezember 1910 wird die Schule wegen Masern geschlossen.*
1912: 131 Kinder
Vom 2. bis 19. März 1912 schließt die Schule wegen Diphtherie. 17 SchülerInnen und beide Lehrer sind erkrankt.*
1913: 128 Kinder
1914: 146 Kinder
1915: 151 Kinder
1916: 144 Kinder
Nach Angaben von H. Schwarz:
1925: 91 Kinder
1926: 94 Kinder
1942: 195 Kinder.
Lehrkräfte
Detaillierte Angaben zu den Lehrkräften sind dem Aufsatz von Kantor Max Wilken entnommen und wurden von der Verfasserin durch eigene Recherchen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) ergänzt.
„Aus den Kirchenbüchern ergibt sich die Tatsache, dass am 20. Juli 1679 der Küstermeister Abraham Krumno im Alter von 95 Jahren gestorben ist, nachdem er drei Prediger überlebte. Er ist wohl somit der erste Küster unserer Schule gewesen.
Gabriel Gorcke
Im Jahre 1680 wird der Küster Gabriel Gorcke erwähnt, welcher 1692 auch Schulmeister genannt wird. Sollte sein Vorgänger die Jugend auch schon unterwiesen haben, so bestände die hiesige Schule in ihren ersten Anfängen schon über 200 Jahre. Ihre Einrichtung ist dann jedenfalls dem großen Kurfürsten zu verdanken, der durch die lutherische Schulordnung für Kleve und Mark (1687) die Anlegung von Landschulen nicht nur in den Kirchdörfern, sondern auch in solche Dörfer, welche von der Kirche entfernt sich, anordnete. Die Küster oder sogenannten Dorfschulmeister waren damals ehrsame Handwerksmeister. Gabriel Gorcke starb am 9. Oktober 1717.
Georg Friedrich Müller
Im Jahre 1713 wird Georg Friedrich Müller als „adjungierter“ Küster genannt. 1714 Organist und ab 1716 Küster/Schulmeister. Er starb 1716.
Friedrich Ludwig Wetzel
Sein Nachfolger war der Küster und Organist Friedrich Ludwig Wetzel 1718. Im Jahre 1721 wird derselbe auch Schul- und Kirchenbediener genannt. Er war getraut mit Anna Mohrin und starb 1759.
Gottfried Palm
Seit 1760 verwaltete das Lehrer-, Küster- und Organistenamt Gottfried Palm. Er war zweimal verheiratet. Die erste Frau, welche am 22. Juni 1775 starb, hieß Eva Leonore Wetzel. Die zweite Frau hieß Dorothea Sophia geborene Hülsekopf und segnete am 24. März 1821 das Zeitliche.
Seit 1811 hatte er als Hilfe seinen Sohn Johann Gottlieb, welcher als Adjunkus seinen Vater unterstützte und nach dem Tode desselben sein Nachfolger wurde. Johann Gottlieb Palm wurde am 30. Januar 1783 geboren.
Der Küster Gottfried Palm starb am 25. April 1824 im Alter von 84 ½ Jahren. Er war 55 Jahre Schulmeister und 12 Jahre Emeritus.
Johann Gottlieb Palm
Vom Küster Johann Gottlieb Palm leben heute noch Kinder und Enkel im Orte. Was ich in dem Nachfolgenden über sein Leben und seine näheren Verhältnisse berichte, habe ich aus eigenen Aufzeichnungen und aus mündlichen Mitteilungen seiner Nachkommen und Schüler.
Der Knabe besuchte zuerst den Unterricht seines Vaters, der zu gleicher Zeit ehrsamer Schneidermeister war. Später kam er zu einem Bruder, der in Lychen das Schneiderhandwerk betrieb. Hier sollte er sich bei dem Kantor des Ortes im Klavierspiel ausbilden. Als nach der Rückkehr das Orgelspiel noch nicht gleich gut ging, meinte der Vater, das schöne Geld sei wohl in Lychen umsonst fortgeworfen. Der junge Palm übte jedoch fleißig weiter und brachte sich das Orgelspiel selbst bei. Zu Hause gab es in der Wirtschaft, die damals schon die heutige Größe hatte, viel zu tun. Im Sommer halfen Vater und Sohn Pfarrer Rohrlack bei der Ernte. Im Winter wurde fleißig gedroschen. Stets war es des alten Palms größter Wusch, seinem Sohne eine gute Lehrerausbildung zu verschaffen. Zunächst kam der Knabe nach Berlin, wo er in einer Buchhandlung beschäftigt wurde. Von hier aus hat der anstellige Jüngling mit seinem Herrn sogar die Messe in Leipzig besucht. Das verdiente Geld wurde gespart, um damit die Kosten der weiteren Ausbildung bestreiten zu können. Johann Gottlieb Palm besuchte nunmehr die unter der Leitung des Inspektors Herzberg stehende Lehrerbildungsanstalt zu Berlin. Der fleißige Jüngling, welcher eine vorzügliche Handschrift schrieb, wurde bald zum Liebling der Lehrer, von denen er oft den anderen Schülern als Muster aufgestellt ward.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die angehenden Lehrer im Obstbau und in der Zucht des Seidenspinners unterrichtet wurden. Eine kurze Unterbrechung erlitt die Ausbildung durch den Einmarsch der Franzosen in Berlin. Eiligst begab er sich nach Grüneberg, wo selbst die Einheimischen nicht glauben wollten, dass der Feind schon in der Hauptstadt war. Kaum war Johann Gottlieb Palm in Grüneberg angelangt, als auch die Franzosen dort einrückten. In jener trüben Zeit vollendete der Jüngling seine Ausbildung in Berlin. Mit guten Zeugnissen versehen, ging er dann zu seinen Eltern zurück. So war er für jene Zeit vorzüglich vorgebildet, als er im Jahre 1817 die Lehrer- und Küsterstelle hier selbst selbstständig übernahm.
Als Johann Gottlieb Palm die Stelle antrat, betrug das bare Einkommen neben dem Dienstlande und freier Wohnung und Feuerung nur 32 Thaler. Hiervon bekam der junge Palm nur sechs Thaler, 26 Thaler musste er seinem Vater geben. Da galt es fleißig nach dem Schulunterricht arbeiten. Das Schneiderhandwerk wurde in der ersten Zeit sogar mit einem Gesellen betrieben.
Ganz besonders legte sich Johann Gottlieb Palm auf den Obstbau. Die Anregung dazu gab gewiss eine Verfügung der königlichen Regierung zu Potsdam vom 10. April 1819, welche mir im Wortlaut vorliegt.
Dieselbe ist noch heute von Bedeutung, ich lasse sie darum hier im Wortlaut folgen:
„Copia“
Verfügung vom 31. Dezember 1819 wegen der Obstbauzucht. Im Herzogtum Westfalen machte man gleich bei der Verbindung des Lehr- und Arbeitsunterrichtes in den Schulen die Obstkultur zum Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit, in dem man bei allen Schulen, wo es die Umstände irgend gestattete, sogenannte Industriegärten (Obstbaumschulen) anlegte, welche zur Aufzucht veredelter Obstsorten bestimmt waren. Die Größe derselben beträgt zwischen 5 - 10 bis 40.000 Fuß. Die erste Einrichtung des Gartens als Umzäunung, Urbarmachung usw. geschieht von der Gemeinde, sowie dieselbe auch in Folge bei jeder bedeutenden Arbeit, welche etwa vorfällt, hilfreiche Hand leisten muss. Die Aufsicht über den Garten, sowie die Einrichtung derselben ist dann aber dem Lehrer gänzlich überlassen. Er verrichtet mit Hilfe der Schüler alle gewöhnlichen Arbeiten im Garten, als Aussaat der Kerne, Reinigung der Rabatten und der jungen Stämmchen von schädlichen Nebenschösslingen, Verpflanzung und Veredlung derselben usw.
Die Kultur des Gartens kann sich nicht gleich über die ganze Fläche desselben erstrecken, sondern der Lehrer lässt von der Schuljugend Obstkerne sammeln und besamt damit jährlich einen bestimmten Teil. Die kleinen Stämmchen werden dann rabattenweise verpflanzt und veredelt. Der Lehrer führt das Register über die Nummern der Rabatten und Obstsorten. Um diese so nützliche Anstalt allgemein zu machen, haben gedachte hohe Minister verordnet, dass auch im hiesigen Regierungsbezirk dergleichen nachfolgenden Hauptgrundsätzen eingerichtet werden sollen.
Zur Anlegung der Obstbaumschulen sind schickliche Plätze auszumitteln, von Gemeindemarken oder Privatgrund, durch Natural. Ersatz aus den Marken, oder durch Ankauf, oder durch Erbpachtungsweise zu erlangenden Dominial-Grund.
Es ist als dann ein solcher Platz ganz oder zum Teil mit der Schule als ein Annerium zu verbinden und wo solches Schwierigkeiten findet, die Aufsicht über die Gemeinde- Baumschule nach Befinden dem Schullehrer gegen eine Quote der Nutzung zu überlassen.
Die Arbeit bei der ersten Einrichtung wird von den Gemeindegliedern verrichtet.
Die Veredlung der jungen Stämmchen, so wie alle leichten Arbeiten in der Baumschule übernimmt der Lehrer mit Hilfe der Schuljugend und gibt letzterer Anleitung in allen nötigen Handgriffen bei Erziehung und Veredlung der Obstbäume.
Den Lehrern wird zum Selbstunterricht empfohlen: „Bädeckers Versuch eines kurzen und fachlichen Unterrichts in der einfachen Obstbaumzucht für die Landjugend.“ Bädecker (1804) für 12 Groschen und das wird als Inventarienstück angeschafft. Münster, den 24. Februar 1819
Anmerkung durch die Autorin: Friedrich Wilhelm Justus Baedecker, widmete sich besonders der Obstbaumzucht und 1796 erschien sein Buch „Unterricht in der Obstbaumzucht für die Landjugend“.
Königlich Preußische Regierung, Erste Mitteilung:
Aus nachstehendem Abdruck werden Sie ersehen, was die Königlich Preußische Regierung in Münster hinsichtlich der Beförderung der Obstbau-Kultur unter dem 24. Februar dieses Jahres verfügt hat:
Wir fordern Sie auf, ähnliche Einrichtungen in ihrem Kreise bei sich darbietender Gelegenheit, da wo es tunlich einzurichten, auch vorzüglich bei den noch bevorstehenden Separationen darauf zu sehen, dass den Schullehrern ein Stück von angemessener Größe zur Anlegung einer Obstbaumschule überwiesen werde. Ihrem Ermessen geben wir dabei anheim, inwiefern die Behufs der Bepflanzung der öffentlichen Wege schon vorhandenen Baumschulen zur Anlegung von Obstbaumschulen benutzt werden können. Es wird zunächst dabei auf die Qualität, ganz vorzüglich aber darauf ankommen, ob sich der Schullehrer oder andere Subjekte finden, welche im Stande sind, die Schuljugend in der Erziehung und Behandlung der Obstbäume zu unterrichten. Um diesem Mangel für die Zukunft möglichst abzuhelfen, haben wir schon früher die Einrichtung getroffen, dass die Zöglinge des hiesigen Landschullehrer-Seminars auch in der Obstbau-Kultur den nötigen Unterricht erhalten. Je wichtiger die Verbreitung der Obstbaumzucht in dem hiesigen Regierungs-Departement ist, desto angenehmer wird uns sein, wenn Sie sich die Beförderung derselben anlegen, und uns von Zeit zu Zeit in ihren Zeitungsberichten, von dem Erfolge der vorliegenden Anordnung sowie dem Erfolge der Arbeit und den dagegen eintretenden Schwierigkeiten mit Eröffnung ihres Gutsachtens in Kenntnis setzen.
Potsdam, den 10. April 1819
Zunächst legte Johann Gottlieb Palm in seinem Garten eine Baumschule an. Später gab die Gemeinde ein Stück des jetzigen Kirchhofs dazu her. Hier wurde die Kultur nach Anweisung obriger Verfügung betrieben. Johann Gottlieb Palm hat sich besonders um die Bepflanzung der öffentlichen Wege verdient gemacht. Als jedoch die Bauern den Bedarf für ihre Gärten gedeckt hatten, dachten sie nicht mehr an die Wege. Dort pflanzten sie Raupennester, wie Johann Gottlieb Palm die Pappeln zu nennen pflegte. Johann Gottlieb Palm versorgte die ganze Gegend mit guten Stämmen und Sorten. Seine Baumschule bildete eine gute Einnahmequelle. Ging doch sein Bestreben dahin, für seine etwaige Witwe zu sorgen, welche in jener Zeit nur 18 Taler Witwengeld zu beanspruchen hatte. Noch heute zeugen viele hiesige Obstgärten mit ihren alten Stämmen und guten Sorten vom Fleiß des „Vater Palm“. Dankend gedenken heute die Enkel jener Generation des Mannes, der durch seine Anregung für gute Obstgärten sorgte.
Am 10. Oktober 1811 verheiratete sich Johann Gottlieb Palm mit Maria Elisabeth Mohrin, Tochter des Bauern Joachim Friedrich Mohrin. Aus dieser Ehe stammen drei Kinder, ein Sohn und zwei Töchter. Der Knabe starb im 2. Lebensjahr, beide Töchter leben noch heute.
1848 fanden sich auch in unserem Orte unruhige Köpfe. Der alte Palm, wie wir ihn wohl nennen können, ereiferte in seiner Königstreue gegen die Friedensstörer. Durch die vielen Aufregungen zog er sich ein schweres Nervenfieber zu, von dem er sich nie wieder richtig erholt hat.
Am 25. April 1852 beantragt er seine Emeritierung zum 1. Oktober 1852 und wird zum 1. November 1852 in den Ruhestand versetzt. Die Höhe des Ruhegehalts ist aus den vorhandenen Schulakten nicht zu ersehen.
Gottfried Grieben
Im Jahre 1838 wurden schon die Trennung der hiesigen Schule und die Anstellung eines zweiten Lehrers geplant."
Aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA): Im 1843 wird in den Akten des Brandenburgischen Landeshauptarchivs in Potsdam Gottfried Grieben als Schulleiter genannt.
Johann Ernst Gottlieb Leopold
Am 13.09.1852 wird der Lehrer Johann Ernst Gottlieb Leopold (geb. 1823) aus Marienwerder vom Baron von Wülknitz als Nachfolger von Johann Gottlieb Palm vorgestellt. 1853 gab es Bedenken und Eingaben von der Königl. Regierung und der Gemeinde gegen die Anstellung des Lehrers Leopold. Er musste zur Probe: Singen, Ablesen und Orgelspielen. Von Wülknitz gab eine Bürgschaft für Leopold ab und er wurde erst am 1. November 1853 in das Lehreramt berufen. Leopold wurde auf dem Seminar zu Potsdam ausgebildet.“
Ergänzungen der Verfasserin aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) Rep. 2 AII R Nr. 1191 von 1810-1874:
"1863 prüft der Minister für geistige Angelegenheiten in Berlin den Küster Leopold u.a. wegen sichtbarer Lernbemühungen des Lehrers Leopold. Aus dem Protokoll der Verhandlung mit Prüfbericht geht folgendes hervor:
Zahl der Schulkinder: 117
Unterricht in 2 Abteilungen:
Abt. I: 64 SchülerInnen
Abt. II: 53 SchülerInnen
Abt. I: 2 Stunden Unterricht von 6.00 bis 8.00 Uhr
Abt. II: 3 Stunden Unterricht von 8.00 bis 11.00 Uhr
Unterrichtsmittel: eine Karte von Palästina und Deutschland
Lehrer-Einkommen: 344 Reichstaler, Lehrer verheiratet, kinderlos."
Ausführungen von Kantor Wilken:
„Die Königliche Regierung schreibt am 7. Mai 1869: „Der Lehrer Leopold zu Grüneberg bedarf eines Schulgehilfen, welcher in jenem die freie Station nebst Besoldung erhält, Wohnung ihm aber nicht gewähren kann, weil im Schulhause dazu kein Platz ist. Eine Wohnung für einen unverheirateten Lehrer, sowie das nötige Feuerungsmaterial, 10 Thaler wird ebenfalls zu beschaffen sein. Das Königliche Landratsamt solle darüber mit der Gemeinde die nötige Verhandlung aufnehmen und dieselbe binnen acht Wochen einzureichen.“
Das Einkommen der Lehrerstelle ist aus folgender Abschrift zu ersehen:
„Anschrift zur Kenntnisnahme und Mitteilung an den Lehrer Leopold zu Grüneberg und an den dortigen Kirchen- und Schulvorstand, dem unser großes Befremden zu erkennen zu geben ist, dass er das Einkommen der dortigen Küster- und Schulstelle unterm 24. März dieses Jahres (1869) mit 385 Thl. 17 Sgr. und sechs Pfennigen und in Folge unseres Zweifels an der Richtigkeit der Angabe, unterm 27. vorigen Monats mit 480 Thl. und einem ₰ als richtig bescheinigt hat.“
Die in Aussicht genommene Hilfslehrerstelle wird zum 1. Oktober 1869 eingerichtet."
Ergänzung der Verfasserin aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA):
"22.10.1877: erneute Überprüfung des Lehrers Leopold, 55 Jahre
1880: erfolgt eine Revision an der Schule: Lehrer Leopold, 58 Jahre, 37 ½ Jahre Amtszeit. Ergebnis: Leopold ist nicht fleißig.
1883: wird Lehrer Leopold erneut überprüft. Ergebnis: mäßige Begabung, leistet im Rahmen viel zu wenig; geistige Schwerfälligkeit.
1886: erhält Lehrer Leopold 660 Mark neben freier Wohnung.
1887: Schulprüfung des Lehrers Leopold, 64 Jahre, 42 Jahre Schuldienst, Küster und Organist. Am 1. Oktober 1888 wird der Lehrer und Küster Leopold in den Ruhestand versetzt."
Ausführungen von Kantor Wilken:
Hilfslehrer Brüning
"Während der Amtszeit des Lehrers Leopold drängt die königliche Regierung wiederholt auf den Bau eines neuen Schulhauses und die Anstellung eines zweiten Lehrers.
Am 27. September 1869 verfügt die Königliche Regierung: „Zur provisorischen Verwaltung der Hilfslehrerstelle zu Grüneberg ist der durch einen dreijährigen Kursus im Seminar zu Oranienburg gebildete Lehrer Brüning aus Groß Schönebeck, geboren im Jahre 1849 mit dem Zeugnis No. IIa zu Michaelis 1869 entlassen, von uns bestimmt und ihm aufgegeben worden, an Euer Hochehrwürden mit der Bitte um seine Amtseinweisung sich zu wenden.
Sie sollen ihn zur gehörigen Zeit unter Hinzuziehung des Schulvorstandes in das Amt einweisen, das Schulinventarium, soweit dies erforderlich ist, ihm übergeben, ihm die wichtigsten Unterrichtsgegenstände übertragen, dass solches alles geschehen sei, zur Zeit uns und dem Patronate anzeigen und über das Verhalten und die Amtseinführung des Brüning, der freie Beköstigung, monatl. 8 Thl., freie Wohnung und 10 Thl. zum Brennbedarf erhalten muss und sich gelegentlich dem Herrn Superintendanten vorzustellen hat, zum 1. September 1870 berichten. Herrn Prediger Schulze zu Grüneberg.
Die in Aussicht genommene Hilfslehrerstelle wird zum 1. Oktober 1869 eingerichtet.
Der Hilfslehrer Brüning hat bis zum 1. Oktober 1871 in Grüneberg gewirtet.
Hilfslehrer Lorenz
Zu seinem Nachfolger wurde der Lehrer Lorenz von der Königlichen Regierung berufen. Er hat die Hilfslehrerstelle bis Michaelis 1873 verwaltet. 1873 will Lehrer Lorenz eine Lehrerstelle in Beelitz annehmen und kündigt zum 1. Sept. 1873, muss sie aber zurückgenommen haben, denn 1874 beansprucht Lehrer Lorenz, der zur Unterstützung des Lehrers Leopold angestellt ist, eine Gehaltszulage. Er ist seit 2 Jahren hüftlahm. Antwort von Neuruppin zur Gehaltszulage: 6 Reichsthaler mehr und Mittagstisch 36 Reichsthaler.
Auf Anordnung der Königlichen Regierung wird im Jahre 1875 die Stick- und Nähschule in Grüneberg eingerichtet. Den Unterricht erteilt Frau Lehrer Leopold und erhält dafür jährlich 60 Mark."
Bild 16: Näh- und Stickkurs, Foto aus dem Jahre 1928 / Eigenarchiv
Bild 17: Klassenfoto mit Kantor Wilken 1892 / Privatarchiv: H. Schwarz
Weiter aus dem Aufsatz von Kantor Wilken:
Max Johann Theodor Wilken
"Zum Amtsnachfolger des Lehrers Leopold wurde der Schreiber dieser Schulgeschichte, der Lehrer und Küster Max Johann Theodor Wilken vom Patron Georg Freiherr von Werthern der Königlichen Regierung zu Potsdam präsentiert. Am 1. Oktober 1888 wird der Lehrer Max Wilken aus Nassenheide, 28 Jahre, 7 ½ Dienstjahre als Lehrer und Küster in Grüneberg eingesetzt.
Nach bestandener Kirchenprobe erfolgte die Berufung. Am 23. Oktober 1888 wurde ich durch den Ortsschulinspektor Herrn Pfarrer Tiede in Gegenwart des Schulvorstandes und Gemeindekirchenrates in mein Amt eingeführt. Bei meinem Dienstantritt zählte die Schule 121 Kinder.
Das Stellengehalt betrug 910 Mark, freie Wohnung und Heizung. Für zusätzliche Mehrarbeit bezahlte die Gemeinde 200 Mark."
In den Aufzeichnungen von H. Schwarz findet sich ein Aufsatz eines Schülers (Name unbekannt) über Kantor Wilken.
Bericht eines ehemaligen Schülers über Kantor Wilken:
"Als neuer Lehrer kam dann Lehrer Wilken. Er stammt von der Insel Rügen.
Das Klassenzimmer war in dem Haus des Lehrers. Es war am 14. Oktober 1895. Ich selbst bin 1896 schon im neuen Schulhaus unterrichtet. Unser Lehrer Wilken war in seinen jungen Jahren ein sehr guter Pädagoge. Er war ein sehr guter Sänger und hatte eine phänomenale Stimme. Er sang den Bass ebenso gut wie den Tenor. Deshalb wurde er etwa 1901 zum Kantor durch den Superintendenten in Zehdenick befördert.
Mit dem damaligen Pfarrer Tiedke stand er auf sehr gutem Fuße. Die haben nämlich alle beide gerne einen gehoben. Der Pfarrer Tiedke ging jeden Morgen zum Frühschoppen. Er ging über den Kirchhof durch die Stege zu C.L. Dittmann. Wenn er dann zurückkam, hat sich der Krückstock immer ziemlich gebogen. Da der jeweilige Pastor auch zugleich Schulvorsteher war, kam er während des Unterrichts auch öfter in die Schule. Wenn er kam, und es standen Schüler an der Tür, dann sagte er immer: „Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte.“ Das an der Tür stehen, war Lehrer Wilkens Steckenpferd. Sowie einer unaufmerksam war, hieß es gleich: „An die Tür!“ Wenn der Pastor kam, war immer eine wichtige Besprechung. Uns gab er dann eine schriftliche Arbeit auf und dann gingen sie beide in die Wohnung und haben getankt. Wilken hatte in seinem Garten sehr viele Johannisbeeren. Die meisten wurden zu Wein verarbeitet. In der Zubereitung des Weines war er ein Meister. Wenn er dann wieder in die Schule kam, hatte er immer einen roten Kopf.
Lehrer Wilken hatte sehr viele Nebeneinnahmen. Er war Lehrer, Dirigent vom Gesangsverein, bei der Herdbuchgesellschaft (Ruppin-Havellandverband) war er Schriftführer. Dann hatte er noch die Vertretung von der Wilhelmie-Lebensversicherung und vertrieb außerdem noch die Dorfzeitung.
Anmerkung der Autorin: Ein Herdbuch ist eine von einem Zuchtverband geführte Sammlung beglaubigter Abstammungsnachweise für Zuchttiere.
Bild 18: Grüneberger Gesangsverein "Eintracht" mit dem Dirigenten Max Wilken / Privatarchiv: H. Schwarz
Da das neue Schulgebäude zwei Klassenzimmer hatte, kam auch noch ein Junglehrer, der hieß Lenz.
Wenn der ins Klassenzimmer kam, hieß es gleich: „Der Lenz ist gekommen.“ Später waren noch andere Junglehrer hier wie Döring, Flössel, Leucht usw.
Lehrer Wilken hatte zwei Kinder, Walter und Grete. Walter war seit 1903 Lehrer in der Prignitz und ist im Weltkrieg gefallen. Grete heiratete den Junglehrer Flössel, der später in Berlin Oberlehrer wurde. Wilkens Frau war eine geborene Rodebarth."
Weiter aus der Abschrift des historischen Aufsatzes von Kantor Max Johann Theodor Wilken:
Otto Lenz
"Am 1. Oktober 1895 beginnt der zweite Lehrer Otto Lenz aus Wusterhausen. Am 1. Oktober 1899 wird er nach Mötzow versetzt.
Bild 19: Klassenfoto mit II. Lehrer Lenz (li.) und I. Lehrer Wilken (re.) 1897 / Privatarchiv: H. Schwarz
Alfred Bertram
Am 1. Oktober 1899 beginnt der neue Lehrer Alfred Bertram aus Neuglobsow seine Anstellung an der Schule. Er wird am 16. Juni 1904 nach Friedrichsdorf bei Neustadt/Dosse versetzt.
Anmerkung von Kantor Wilken: Am 28. November 1901 starb der Ortspfarrer Eduard Tiedke an Kehlkopfkrebs im Alter von 53 Jahren. Seit Oktober 1902 führt die Ortsschulinspektion Pfarrer Richard Harder.
Wilhelm Flößel
An die Stelle des versetzten Lehrers Bertram tritt am 1. September 1904 der Lehrer Wilhelm Flößel aus Charlottenburg.
Ergänzung der Verfasserin aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA):
Protokoll von 1906: Wilhelm Flößel, 22 ½ Jahre bekommt zum 1. Oktober 1906 eine Stelle in Oranienburg angeboten.
Amandus Düring
Als Ersatz kommt am 1. Oktober 1906 der Lehrer Amandus Düring aus Oranienburg, 22 Jahre alt. Am 1. April 1910 wird der Lehrer Amandus Düring nach Kalkberge (Strausberg) berufen.
Bild 20: Klassenfoto mit Kantor Wilken (li.) und Amandus Düring (re.) 1906 / Privatarchiv: H. Schwarz
Anmerkung von Kantor Wilken: Im Jahre 1908 sind 90 Ruten vom Küstergarten an die Witwe Anna Walter für 900 Mark verkauft worden, welche sich dort ein Haus erbaut hat, in welchem sich die Postagentur befindet.
Karl August Weidemann
Dürings Stelle übernimmt am 1. April 1910 der Lehrer Karl August Weidemann, 21 Jahre. Am 1. September 1912 verlässt der Lehrer Karl Weidemann Grüneberg."
Bild 21: Klassenfoto mit Lehrer Wilken und Lehrer Weidemann 1910 / Privatarchiv: B. Dietz
Anmerkung von Kantor Wilken: Am 1. September 1910 verlässt der Ortsschulinspektor Pfarrer Harder Grüneberg, da er zum Oberpfarrer der Johanneskirche in Halberstadt gewählt wurde. Die hiesige Pfarrstelle wird durch Pfarrer Max Steinbrück besetzt."
Ergänzungen der Verfasserin recherchiert im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA):
Arthur Franz Hensel
"Der Lehrer Arthur Franz Hensel, 20 Jahre, aus Berlin-Schöneberg wird für Weidemann eingestellt. Am 1. Oktober 1914 wird Arthur Hensel zum Militärdienst eingezogen. Er wird bereits am 27. Oktober 1914 wieder entlassen. Am 28. Februar 1919 bittet Arthur Hensel um Entlassung aus dem Schuldienst und geht nach Berlin.
Willi Ehrenreich
Am 1. August 1919 tritt Willi Ehrenreich aus Berlin-Wilmersdorf die 2. Lehrerstelle in Grüneberg an der Volksschule an und im Januar 1920 bewirbt er sich für den Marinefachschuldienst.
Danach gab es mehrere Bewerbungen: Magdalene Schenk aus Grüneberg, wissenschaftliche Lehrerin, Ernst Koch aus Straßburg bei Prenzlau und Gertrud Schenk aus Schönow, Tochter der Pfarrers Schenk in Grüneberg. Es wird aber nur eine männliche Lehrkraft gesucht."
Hier enden die Ausführungen von Kantor Wilken. Lehrer Karl Schröder setzt den Bericht fort:
"Der Schreiber dieser Chronik, der Kantor und Lehrer Max Wilken starb am 10. April 1924. Nach kurzem Krankenlager erlag er einer eitrigen Bronchitis. Fast 35 Jahre war er an der hiesigen Schule tätig. Am 14. April 1924 wurde er auf dem hiesigen Friedhof beigesetzt. Ein geruhsamer Lebensabend ist ihm versagt geblieben. Schule, Lehrer-, Gesangs- und Kriegerverein geleiteten ihn zur letzten Ruhe."
Ergänzt durch die Verfasserin aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA):
Karl Schröder
"Am 1. März 1920 wird Karl Schröder, geb. 07.10.1873 als Lehrer in Grüneberg eingestellt. Karl Schröder hatte im Februar 1924 einen Versetzungsgesuch wegen zu kleiner Wohnung gestellt. Er kann die 1. Lehrerstelle nicht übernehmen, da er kein Orgelzeugnis hat. Er will evtl. nach Löwenberg oder Berlin-Lichterfelde. Am 31. Oktober 1924 wird Karl Schröder aus dem Schuldienst entlassen.
Nach dem Tod von Max Wilken gab es verschiedene Bewerbungen: Erich Betge aus Menz, Willi Steffen aus Grunewald (Templin) und Adolf Bellin aus Berlin."
Aus den Aufzeichnungen von Karl Schröder:
„Als Nichtorganist konnte ich keinen Anspruch auf die 1. Lehrerstelle erheben. Als Vertreter sandte die Regierung am 25. April 1924 den Schulamtsbewerber Bruno Leucht, der vorher stellungsloser Junglehrer an einer Berliner Bank tätig war.“
Bild 22: Klassenfoto mit II. Lehrer Karl Schröder (li.) und I. Lehrer Bruno Leucht (re.) 1928 / Privatarchiv: H. Schwarz
Bild 23: Klassenfoto mit Lehrer Bruno Leucht / Privatarchiv: H. Schwarz
Ergänzt durch die Verfasserin aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA):
Bruno Leucht
"Am 10. April 1924 verstarb Kantor Wilken. Für ihn kam er Lehrer Bruno Leucht nach Grüneberg. Lehrer Leucht heiratete und wurde zum 1. November 1929 nach Klein Mutz versetzt.
Bild 24: Klassenfoto mit Lehrer Bellin (li.) und Lehrer Leucht (re.) / Privatarchiv: H. Schwarz
Adolf Bellin
Am 1. November 1924 wird für Karl Schröder im Austauschverfahren der Lehrer Adolf Bellin eingesetzt. Im Krieg wurde Adolf Bellin eingezogen. Dafür kam Frl. Studa, verheiratete Kaminski an die Schule. Adolf Bellin war bis 1958 im Schuldienst."
Weiter aus den Aufzeichnungen von Karl Schröder:
„Am 6. Juni 1924 wurden, da nur ein Wahlvorschlag vorhanden war, folgende Herren in den Elternbeirat der Schule gewählt:
Landwirt Herrmann Salzwedel
Landwirt Emil Rode
Postschaffner Herrmann Wieland
Schlosser Otto Liepner
Maurer Otto Schwarz.
Rückblick der Jahre 1920 bis 1924. Um nicht eine zu große Lücke zu hinterlassen, schreibe ich aus dem Gedächtnis folgendes nieder:
Während der Jahre 1920-1924 senkte sich die Schülerzahl von 127 auf 99 Kinder. Deshalb wurde auch ein Antrag der Regierung im Jahre 1924 auf Eirichtung einer 3. Lehrerstelle abgelehnt.
Im Jahre 1920 gehörte unsere Schule noch zur Inspektion Zehdenick. Seit dem Jahre 1921 gehört die Schule zur Inspektion Ruppin.
Aus der Zeit vor 1920 ist noch zu vermerken, dass in der 2. Lehrerstelle der Lehrer Ehrenreich unterrichtete. Ehrenreich verließ im Februar 1920 den Beruf und wurde Landwirt.
Am 1. November 1924 wurde der Lehrer Karl Schröder im Austauschverfahren gegen den Lehrer Adolf Bellin nach Berlin versetzt.
Seit 1. November 1924 ist die erste Lehrerstelle wieder durch einen Organisten vertreten."
Hier enden die Aufzeichnungen von Karl Schröder.
Die folgenden Ausführungen sind vom Dorfchronisten H. Schwarz überliefert:
Heinz Vonhoff
"Heinz Vonhoff aus Klein Mutz fängt am 29. Mai 1929 als Lehrer an und war wohl einer der beliebtesten Lehrer in Grüneberg. Er verließ Grüneberg 1932 und wurde nach Neuenhagen versetzt."
Bild 25: Klassenfoto mit Adolf Bellin (li.) und Heinz Vonhoff 1931 / Privatarchiv: H. Schwarz
Bild 26: Klassenfoto mit Heinz Vonhoff 1934 / Privatarchiv: B. Dietz
Ergänzende Angaben der Verfasserin aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA):
Karl Pinnow
"Am 1. April 1932 wird Karl Pinnow aus Bredow als 2. Lehrer eingestellt. Revision des Lehrers Pinnow: schlechte Lernergebnisse, er gelobte Besserung. Pinnow ist geprüfter Hilfslehrer."
Bild 27: Klassenausflug nach Potsdam mit Adolf Bellin (re) und Karl Pinnow (daneben) 1934 / Privatarchiv: B. Dietz
Bild 28: Kinderfest in der Straße am See mit Handarbeitslehrerin Frl. Schröder (li) und Lehrer Pinnow (Mitte) / Privatarchiv: H. Schwarz
Bild 29: Klassenfoto mit Frl. Studa / Privatarchiv: I. Pohlmann
"Ich wurde 1935 eingeschult. Meine Lehrerin war Frau Studa, nach einem Jahr Frau Kaminski. In den höheren Klassen unterrichteten Herr Pinnow und Herr Bellin. Herr Bellin ging aber 1936 zum Wehkreiskommando nach Neuruppin und Herr Pinnow wurde zum Militär eingezogen. Die Dittmanns haben damals am Sportplatz gebaut, da wohnte der Lehrer Schatte, der Schuleiter war und oben wohnte das Ehepaar Grote. Er war hier auch Lehrer. Wir sind dann, weil die Frau Kaminski inzwischen auch die Schule verlassen hat, bei Herrn Schatte in die Schule gegangen." E. Loerke
Bild 30: Klassenfoto mit Lehrer Bellin / Privatarchiv: H. Schwarz
Bild 31: Klassenfoto mit Lehrer Dölitzsch / Privatarchiv: H. Schwarz
Geschichte zur Schulpflicht in Preußen
Auszug aus dem Deutschen Schulportal [3] der Robert Bosch Stiftung:
„Der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. war überzeugt, dass Schulbildung dazu beitragen kann, die Kinder zu guten Untertanen zu erziehen, und so erließ er am 28. September 1717 ein Edikt, das zum Meilenstein bei der Einführung der allgemeinen Schulpflicht werden sollte. Bildung war bis dahin vor allem Kindern aus wohlhabenden Familien in Form von Privatunterricht vorbehalten. Wenn es Dorfschulen gab, wurden sie selten besucht, da die Eltern ihre Kinder eher auf dem Feld oder auf dem Hof mitarbeiten ließen.
Die Schulpflicht sollte nun per Verordnung für alle fünf- bis zwölfjährigen Kinder gelten, und zwar für Jungen und Mädchen. Dort, wo es Schulen gab, sollten die Eltern ihre Kinder im Winter täglich und im Sommer ein- oder zweimal die Woche zur Schule schicken. Wer sich widersetzte, dem drohte eine Strafe.
Allerdings hatte es der Soldatenkönig versäumt, für die Einführung der Schulpflicht auch die nötigen Voraussetzungen zu schaffen. Bildung war zwar erwünscht, sollte aber nichts kosten. Und so gab es weder ausreichend Schulgebäude noch ausgebildete Lehrkräfte. Handwerker, Tagelöhner und abgedankte Soldaten wurden kurzerhand verpflichtet, die Kinder zu unterrichten. Und diese hatten oft selbst nur sehr begrenzte Fähigkeiten im Lesen und Schreiben. So blieb das Edikt zunächst ohne den erhofften Effekt. Erst als Friedrich II., der Sohn von Friedrich Wilhelm I., 1763 in Preußen das Generallandschulreglement erlässt, wird mit der Schulpflicht auch ein fester Lehrplan verbunden, der von ausgebildeten Lehrern unterrichtet werden soll.“
Entnommen aus der Webseite: preussenchronik.de [4]:
„Der Widerstand gegen die Schulreform ist groß. Er beginnt bei den Eltern, geht über die Gutsherren und die Kirche bis zum Generaldirektorium, das gewaltige Kosten für die Errichtung der Schulen auf sich zukommen sieht, denn das Baumaterial für die Schulhäuser stellt der König kostenlos zur Verfügung.
Der Schulbetrieb allerdings soll möglichst nichts kosten. Die Lehrer müssen deshalb ihren Unterhalt neben dem Unterricht selbst verdienen. Daher werden gern Handwerker, Tagelöhner, abgedankte Soldaten zum Schuldienst verpflichtet. Ihre Ausbildung ist recht und schlecht. Häufig ist der Schulmeister auch der Küster des Dorfes, zumal der Pfarrer die inhaltliche Aufsicht über den Schulbetrieb hat. Der Küster wiederum muss nicht nur die Gottesdienste betreuen und die Orgel schlagen, er ist auch der Haushandwerker für die Kirche und Laufbursche für den Pfarrer.“
Auszug aus der Website: Tagespiegel.de [5]:
„Tatsächlich bleibt die Schulpflicht auch nach dem Generallandschulreglement in vielen Teilen Preußens wirkungslos. Viele Eltern können das Schulgeld nicht zahlen und nicht auf die Arbeitskraft ihrer Kinder verzichten. Außerdem gibt es längst nicht überall Schulen. Wo es sie gibt, drängen sich oft mehr als 100 Schüler aller Altersstufen in einer primitiven Kammer um einen einzigen Lehrer. Um 1800 besucht nur etwa die Hälfte der schulpflichtigen Kinder eine Schule, 1816 sind es knapp 60 Prozent. Immerhin steigt die Schulbesuchsquote kontinuierlich: 1846 liegt sie bei über 80 Prozent.“
Verfasst von Bärbel Dietz unter Verwendung von Aufzeichnungen, Überlieferungen und Fotos des Dorfchronisten Helmut Schwarz. Ergänzt wurden die Ausführungen durch Befragungen von ZeitzeugenInnen aus Grüneberg. Für die Bereitstellung der aktuellen Daten bedanke ich mich bei der Schule in Grüneberg.
Quellen:
Aufzeichnungen, Fotos und Berichte des Grüneberger Heimatforschers Helmut Schwarz (1924-2023)
Historischer Aufsatz zur Schulgeschichte, verfasst von Kantor Max Johann Theodor Wilken aus dem Jahr 1893 und ab 1920 weitergeführt von Lehrer Karl Schröder, im Besitz von Helmut Schwarz
Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA):
Rep. 2 A II R Nr. 1191 Schule Grüneberg 1810 bis 1874
Rep. 2 A II R Nr. 1192 Schule Grüneberg 1875 bis 1914
Rep. 2 A II R Nr. 1193 Schule Grüneberg 1915 bis 1944
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Polytechnische_Oberschule (17.05.2024)
[2] https://www.gdw-berlin.de/fileadmin/bilder/publikationen/Kataloge_sonderpublikationen/PDFs_fuer_Download/Libertas_Schulze-Boysen_Katalog_2013.pdf (15.12.2023)
[3] https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/schulpflicht-kalenderblatt-28-september-1717/ (28.07.2023)
[4] https://www.preussenchronik.de/episode_jsp/key=chronologie_002390.html (20.07.2023)
[5] https://www.tagesspiegel.de/wissen/lesen-schreiben-und-beten-6647899.html (20.07.2023)
Stand: Juli 2024
Die Windmühlen
Mühlen in der Umgebung und in Grüneberg
Bild 1: Grundmühle / Foto: B. Dietz
Die Berichte über die Mühlen stammen aus den Aufzeichnungen und Gesprächen, die mit H. Schwarz, dem Chronisten des Ortes, geführt wurden:
„Mühlen wurden früher durch Wind- oder Wasserkraft angetrieben. Früher brachten die Bauern das Getreide selbst zum Müller, der daraus Mehl mahlte. Aber nicht jedes Wind- oder Wasserrad trieb eine Mühle an. Es gab auch Sägewerke, in denen Baumstämme zu Balken und Brettern gesägt wurden, oder Papiermühlen.
Die Grundmühle
Westlich von Grüneberg, ca. 1 km hinter der Chaussee, befand sich die Grundmühle. Es handelte sich um eine 1540 erstmals erwähnte Wassermühle mit Wehr- und Mühlenteich, die vom Lindschen Graben gespeist wurde. Das gemahlene Mehl wurde in Grüneberg verladen und mit der Eisenbahn abtransportiert.
Vor 1904 war die Grundmühle der einzige Getreideabnehmer für Grüneberg, Teschendorf und Löwenberg. Später schlossen sich die Besitzer dieser Orte zu sogenannten Spar- und Darlehnskassen zusammen, die das Getreide abnahmen und auch ins Ausland verschickten. Diese Spar- und Leihkassen waren der Preußenkasse angeschlossen, die mit der ganzen Welt Handel treiben konnte.
Anm. d. Verf.: Wann die Grundmühle stillgelegt wurde, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
Als der Besitzer dann die Grundmühle verkauft hat, baute der Kaufmann Benno Jaeger aus Teschendorf etwa 1920 hier in Grüneberg einen großen Speicher auf dem Bahnhof mit direktem Gleisanschluss. Zur gleichen Zeit baute ein Berliner Getreidegroßkaufmann Judis einen massiven Getreidespeicher an der Bahn.
Diese beiden nahmen nun das in Grüneberg und Teschendorf anfallende Getreide auf. Jaegers Speicher wurde später von dem Kaufmann Gustav Lemke in Grüneberg übernommen."
Bild 2: Foto vom ehemaligen Speicher / Foto: B. Dietz
Als 1938 das neue Bahnhofsgebäude gebaut wurde, musste er abgerissen werden. Den massiven Speicher von Judis übernahm die Hauptgenossenschaft Kurmark und baute ihn erheblich aus. Im Zuge der Umgestaltung des Bahngeländes erfolgte 2012 auch der Abriss dieses Gebäudes.
Die Grüneberger Mühlen
Eine Postkarte von 1904 zeigt zwei Windmühlen in Grüneberg. Hierher brachten die Bauern damals ihr Getreide, um es zu Mehl verarbeiten zu lassen.
Bild 3: Colorierte Postkarte / Privatarchiv: B. Dietz
Die Mühle am Grünen Weg wurde um 1870 vom Müller Julius Brause erbaut. Dieser verkaufte sie in den 80er Jahren an den Müller Bath. Als Müller Bath 1912 starb, ging die Mühle an seinen Schwiegersohn über. Dieser fiel 1915 im Ersten Weltkrieg. Danach kaufte Max Kaschube die Mühle und modernisierte sie.“
Das Buch „666 Jahre Grüneberg“ von J. Lehmann enthält Auszüge aus dem Zehdenicker Anzeiger vom 22.6.1924 und vom 3. Juli 1924:
„Zehdenicker Anzeiger No. 97, S.3 vom 22.6.1924:
Ein großes Schadenfeuer kam Mittwoch Nacht in der Herrn Max Kaschube, hierselbst, gehörigen Wind- und Motormühle aus. Gegen 10 Uhr abends wurden die ersten Flammen bemerkt, und kurze Zeit darauf stand das ganze freistehende Gebäude in hellen Flammen. Die sofort herbeigeeilte Feuerwehr konnte gegen das rasende Element, das mit großer Geschwindigkeit die ganze Mühle ergriffen hatte, nichts mehr ausrichten, das Gebäude wurde vielmehr Raub der Flammen. Von Feuerwehren der umliegenden Ortschaften waren die aus Falkenthal, Liebenberg, Teschendorf, Linde und Löwenberg zur Hilfeleistung erschienen. Der Brand ist anscheinend durch einen Kurzschluss entstanden. Herr K. weilte mit seinem Gesellen beim Bäcker. Er kam erst, um das Zusammenbrechen seines schönen Anwesens zu sehen. Als Glück im Unglück kann man es noch bezeichnen, daß Herr K. erst vor einigen Tagen die Mühle mit 18.000 Mark versichert hatte, sonst müsste er heute den Bettelstab in die Hand nehmen. Das Unglück wird hier allgemein bedauert, da die Mühle mit allen neuzeitlichen Einrichtungen ausgestattet war und daher äußerst vorteilhaft arbeitete.“
„Zehdenicker Anzeiger vom 3. Juli 1924, No. 103, S2:
Zu dem Brande der hiesigen Windmühle über den wir an dieser Stelle berichteten, erfahren wir von wohlunterrichteter Seite, daß das Feuer nicht durch Kurzschluß der elektrischen Lichtanlage ausgekommen ist. Die angestellte Untersuchung, die im Beisein des Vertreters der Feuerversicherung- Gesellschaft stattfand, ergab das Resultat, daß eher eine Selbstentzündung von Mehl als eigentliche Ursache anzunehmen ist.“
(Quelle: J. Lehmann „666 Jahre Grüneberg“ 2022, Seite 56/57)
Weiter mit den Ausführungen von H. Schwarz:
"An gleicher Stelle ließ Max Kaschube ein großes Gebäude mit einer Motormühle errichten, das zu Weihnachten 1924 fertiggestellt wurde. Es handelte sich um eine 5-Tonnen-Mühle, die Weizen, Roggen, Gerste und Hafer mahlen konnte. Kaschube lieferte hauptsächlich an die Genossenschaft in Oranienburg und sogar nach Berlin.
1930 verpachtete er die Mühle an Hauptmann Zimmermann und verkaufte sie später an den Müller Fritz Lonser. Müller Lonser wohnte neben der Mühle und ging vor dem Mauerbau in den Westen."
Bild 4: Ehemalige Mühle am Grünen Weg / Foto: B. Dietz
Bild 5: Ehemalige Mühle am Grünen Weg / Foto: B. Dietz
Danach pachtete der Müller Franz Schulz die Mühle. Nach dem Tod des Müllers Schulz übernahm am 19. Februar 1962 die BHG die Mühle, die bisher in Privatbesitz war. Herr Welder arbeitete dort als Angestellter bis zur Stilllegung. Die Bauern ließen hier ihr Getreide schroten und das Viehfutter wurde hauptsächlich von der LPG abgenommen. Die Mühle war bis 1991 in Betrieb und wurde dann stillgelegt.
Nach der Wende kaufte ein Interessent die Mühle und begann mit dem Umbau zu einem Internetcafé. Die neuen Fenster erinnern an den Baubeginn, der bald wieder eingestellt wurde. Der Bauherr ging in Konkurs und hinterließ eine Ruine, die zunehmend verfällt und für die Nachbarn und für Grüneberg eine Zumutung darstellt.
In der Zwischenzeit hat sich herausgestellt, dass der heutige Standort der Mühle nicht mit dem von 1870 identisch ist. Auf seiner Karte aus dem Jahre 1885 wies Ch. Fielitz darauf hin. Damals stand die alte Mühle an einer anderen Stelle. Wann genau die Mühle am heutigen Standort errichtet wurde, muss noch recherchiert werden.
"Die zweite Windmühle stand auf dem Mühlenberg am Pappelhofer Weg. Sie war vermutlich die ältere der beiden Windmühlen, aber wer sie gebaut hat und wann genau, lässt sich nicht mehr feststellen. Nach Berichten von Grüneberger Einwohnern hat die Mühle etwa 108 Jahre existiert und wurde zuletzt von Müller Horst Schenk betrieben. Er war der letzte Müller dieser Bockwindmühlen in Grüneberg. Ungefähr 1936/37 wurde die Mühle abgerissen.“ H. Schwarz
Bild 6: Grüneberger Mühle / Privatarchiv: I. Pohlmann
Bild 7: Grüneberger Mühle / Privatarchiv: I. Pohlmann
Diese beiden Fotos sind im Besitz von Frau Pohlmann aus Grüneberg und wurden etwa 1936 aufgenommen. Sie beschreibt, wer auf den Fotos zu sehen ist:
"Bild 6: Das Kind, das auf dem Sterz sitzt, ist mein Ehemann Gerhard Pohlmann. Unten an der Mühle stehen vier Männer. Willi Lenz ist der zweite von rechts. Rechts und links neben ihm stehen zwei Berliner, die regelmäßig zum Jagen nach Grüneberg kamen. Die Frau oben am Fenster ist die Ehefrau eines der Berliner. Die Person, die ganz links steht, ist mir nicht bekannt.
Die Mühle war damals schon nicht mehr in Betrieb und diente hier als Fotomotiv". I. Pohlmann
Bild 8: Ältere Fotografie der Grüneberger Windmühle / Privatarchiv: H. Schwarz
Bild 9: Blick vom Pappelhofer Weg zur Mühle / Privatarchiv: B. Dietz
Aufbau und Funktionsweise einer Bockwindmühle hat die Autorin im Internet recherchiert:
„Mühlen, die keinen Wasserlauf hatten, wurden als Bockwindmühlen gebaut. Bei der Bockwindmühle sitzt der gesamte Mühlenkörper auf dem Bock oder Kreuz und kann mit Hilfe des Sterzes, einem langen, schrägen Balken zur Ausrichtung der Windmühlenflügel, leicht um die eigene Achse gedreht werden. So können die Mühlenflügel jederzeit in den Wind gedreht werden. Der Wind bläst von vorne auf die Flügel, setzt die Mühle in Bewegung und treibt das Mahlwerk an."
Bild 10: Zeichnung einer Blockwindmühle / wikipedia
Aufbau einer Bockwindmühle:
1 Bockgerüst
2 Treppe und Feise
3 Steert/Sterz
4 Kammrad
5 Flügelkreuz
6 Hausbaum
7 Mehlbalken
8 Steinboden
9 Mehlboden
10 Sattel“
Verfasst von Bärbel Dietz unter Verwendung von Aufzeichnungen und Berichten des Grüneberger Heimatforschers Helmut Schwarz (1924-2023).
Quellen:
Aufzeichnungen und Fotos von Helmut Schwarz
Jörn Lehmann „666 Jahre Grüneberg“ 2022, S. 56/57
https://de.wikipedia.org/wiki/Bockwindmühle (03.08.2023)
Stand: Dezember 2023
Die Geschäfte, das Handwerk und mehr ...
Mit den folgenden Ausführungen möchte ich einen Überblick über die damals in Grüneberg ansässigen Firmen, Handwerker, Geschäfte und Gaststätten geben.
Dabei knüpfe ich an Teile der Staatsexamensarbeit von Sabine Dölitzsch an, die sich u.a. mit der Ansiedlung von Gewerbe und Handel in Grüneberg um 1900 bis 1960 befasste. Berichte, Aufzeichnungen, Fotos und Postkarten des Grüneberger Heimatforschers Helmut Schwarz waren für meine Recherchen ebenfalls sehr aufschlussreich.
Im Rahmen meiner Nachforschungen habe ich u.a. auch viele ältere Einwohner von Grüneberg befragt, um weitere Informationen zu diesem Thema zu erhalten. Alle berichteten gerne von ihren Erinnerungen, stellten Fotos zum Kopieren zur Verfügung und viele sagten im Gespräch: „Endlich schreibt mal jemand alles auf.“
Anzumerken ist, dass nicht alle für diese Arbeit relevanten Daten ergänzt werden konnten. Dies lag zum einen an unvollständigen und widersprüchlichen Angaben der Befragten, zum anderen an fehlenden oder unvollständigen Unterlagen, die den Nachweis erschwerten. Soweit möglich, habe ich die Angaben zu den einzelnen Rubriken bis in die heutige Zeit - Stand 2024 - ergänzt.
Inzwischen konnten aufgrund der Recherchen weitere Abschnitte ergänzt werden. Diese sind als ERGÄNZUNG hervorgehoben. Wer also nur lesen will, was neu hinzugekommen ist, sollte im Text auf ERGÄNZUNG achten. Mit einem Pfeil < endet die Ergänzung.
S. Dölitzsch schreibt in ihrer Hausarbeit zum Staatsexamen über Grüneberg folgendes:
"Die ersten Angaben über die Besiedlung wurden im Kataster von 1624 von Grüneberg gemacht. Damals lebten 27 Bauern und 10 Kossäten im Ort.
1805 bestand Grüneberg aus Dorf und Vorwerk und hatte 423 Bewohner. Ferner gab es zu dieser Zeit im Ort 24 Ganz- und 3 Halbbauern, 4 Ganzkossäten und 1 Büdner, 30 Einlieger, 2 Rademacher, eine Schmiede und einen Krug.
1816 hatte sich die Einwohnerzahl auf 425 erhöht und stieg bis 1861 auf 637 Einwohner, welche in 74 Häusern wohnten. 23 Vollbauern, 3 Halbbauern und 4 Kossätenhöfe existierten in Grüneberg im Jahre 1858. Bis zum Jahre 1876 stieg die Einwohnerzahl auf 583.
Dies ist vielleicht auf den Bau der Eisenbahnlinie Berlin – Neubrandenburg – Stralsund zurückzuführen.
Eigentlich sollte Liebenberg Bahnstation werden, aber der Besitzer verlangte Geld für das Land, während es der Besitzer von Werthern aus Löwenberg kostenlos bot. Diesen Umständen hat es Grüneberg zu verdanken, dass es eine Bahnstation erhielt. Hierdurch war Grüneberg verkehrsgünstig gelegen. Außerdem führte schon die heutige Fernverkehrsstraße 96 in 3 km Entfernung am Ort vorbei. Die Anschlusschaussee an die Fernverkehrsstraße wurde jedoch erst 1910 gebaut.
Im Jahre 1886 sah Grüneberg folgendermaßen aus. Es existierten:
ein zur Herrschaft Löwenberg gehörendes Vorwerk, gebildet aus dem ehemaligen Lehnschulzengut, einem Bauerngut und 2 Freihufen zu Grüneberg sowie dem herrschaftlichen Forstetablissement
zwei sogenannte Fünfviertelbauerngüter, eigentlich Vollbauerngüter mit dazugeschlagenen wüsten Kossätenstellen
21 Vollbauerngüter
zwei sogenannte Dreiviertelbauerngüter, eigentlich Halbbauerngüter mit zugelegten Kossätenstellen
ein Halbbauerngut
vier Kossätengüter
das Dammzoll-Etablissement
eine Schmiede
eine alte Büdnerstelle, die später in zwei Halbbüdnerstellen zerfallen ist
eine erhebliche Zahl Büdnerstellen, welche im Laufe der Zeit auf Parzellen der vorher aufgeführten Besitzungen errichtet sind
eine Kirche, eine Pfarre und eine Schule.
Die Gemeindefläche war 1608 ha groß. Aus dieser Angabe ist ersichtlich, dass Grüneberg schon ein ziemlich großes Dorf war, allerdings noch immer ein reines Bauerndorf." S. Dölitzsch
Bei meinen Recherchen in der Staatsbibliothek [1] zu Berlin wurde ich auf eine gezeichnete Karte aus dem Jahr 1840 aufmerksam. Das Zolletablissement und der Berlin‘sche Weg, wie er genannt wurde, sind gut zu sehen. Er führte weiter Richtung Zehdenick bzw. Nassenheide.
Auf diesem Urmesstischblatt von 1840 ist bereits eine Bebauung des Kreuzbergs erkennbar.
Dies belegen auch die Aufzeichnungen des Lehrers Max Wilken:
"Im Jahre 1819 wurde das jetzige Schulhaus erbaut, und zwar jenes Haus, das heute noch an der Dorfstraße steht. Als nach kurzer Zeit der Schwamm in demselben ausbrach, wurde während der Ausbesserung ein Haus auf dem sogenannten Kreuzberg bezogen.“
Mit der Einführung des Postvereins wurde Grüneberg zu Grüneberg/Nordbahn, weil es in der Neumark auch ein Grüneberg gab.
Bild 1: Urmesstischblatt von 1840 / Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin-Kartenabteilung
„1861 vor dem Bau der Eisenbahn und der Gründung der Fabrik lebten in Grüneberg 637 Menschen.
Bis zum Jahre 1914 erhöhte sich die Einwohnerzahl auf 876. Das Dorf hatte zu dieser Zeit eine Gemeindefläche von 17,58 km².
Mit dem Bau der Eisenbahnlinie Berlin – Stralsund im Jahre 1875 änderte sich auch das Siedlungsbild des Ortes Grüneberg. Das „alte Dorf“ reichte vom heutigen Sportplatz, der 1931 - 1932 angelegt wurde, bis zur Liebenberger Straße. Es bestand aus 63 Wohnhäusern. Die Nummerierung der Häuser begann in der Mitte des Dorfes. Das Hirtenhaus, das in der Nähe der Kirche stand, hatte die Nummer EINS. Dann ging die Nummerierung im Uhrzeigersinn weiter.
1914 lebten 876 Einwohner in Grüneberg. 1936 wurden mit Kreuzberg, Zollhaus und Pappelhof 1018 Einwohner gezählt.
Das älteste Gebäude soll schon im Dreißigjährigen Krieg gestanden haben und ehemals eine Försterei und Gastwirtschaft gewesen sein." S. Dölitzsch
Anmerkung der Verfasserin zum ältesten Gebäude: Erstes Haus rechts am Pappelhofer Weg.
DER KREUZBERG
Wie kam es überhaupt zur Besiedlung des Kreuzbergs?
"Den Bauern wurden zu dieser Zeit ihre Hofstellen zu klein, da meistens noch die Arbeiterhäuser mit auf ihren Grundstücken standen. Sie reichten darum beim Landrat ein Gesuch ein, um neue Bauplätze für die Arbeiterhäuser angewiesen zu bekommen. Sie wollten zuerst das Land an dem Wege zum Zollkrug und das Land, auf dem heute der Sportplatz ist, bebauen. Der Landrat bewilligte dies jedoch nicht. Er wies ihnen den öden Sandberg als Bauland zu, da dieser nach seiner Meinung doch zu nichts anderem zu gebrauchen sei. Bei der Separation bekam jeder Besitzer eine Baustelle zugewiesen. Das waren die ersten Anfänge der Besiedlung des Kreuzbergs.
Bedingt durch den Bau der Fabrik und den günstigen Verkehrsanschluss machte Grüneberg eine rasche Entwicklung durch. Vor dem Bau der Fabrik lebten die Bewohner von den Erträgen der Landwirtschaft. Mit dem Bau der Fabrik kamen Arbeiter nach Grüneberg, die nicht in der Landwirtschaft tätig waren. In der Zeit unter Hitler war der Anteil der Arbeiter größer als der Anteil der Bauern.
Nach der Fertigstellung der Fabrik wurde der Kreuzberg stärker besiedelt.
Es entstanden die Häuser der See-, Garten-, Wald- und Bahnhofsstraße. Durch die Vergrößerung des Ortes Grüneberg nach der Gründung der Fabrik boten sich gute Aussichten zum Verkauf." S. Dölitzsch
Auf dem Kreuzberg hatten sich um 1940 mehrere Läden, zwei Gasthäuser, eine Tischlerei, ein Sägewerk und zwei Schuster in der Nähe der Fabrik angesiedelt.
Im ersten Abschnitt werden die Läden und Gasthäuser auf dem Kreuzberg erwähnt. Es folgen die Geschäfte und Gasthäuser im Dorf bis zur Liebenberger Straße. Im dritten Abschnitt wird auf die Ansiedlung von Industrie und Handwerk in Grüneberg eingegangen.
Gasthof und Kolonialwarengeschäft Dittmann
In einem Zeitungsartikel vom Juli 2000 wurde über die Gaststätte Dittmann berichtet:
„Sehr geehrte hohe Majestät“, schrieb anno 1874 Karl Dittmann aus Grüneberg an den Deutschen Kaiser und König von Preußen, Wilhelm I., und bat ganz untertänig, um die Genehmigung seiner Ausspanne auf dem Kreuzberg einen Bierausschank vom Fass betreiben zu dürfen. Er bekam seine Erlaubnis sehr zum Ärger der damaligen Gaststättenbesitzer Grünebergs, die alle schon vom Hahn zapften und jede Konkurrenz fürchteten.
Karl Dittmann hatte Schneider gelernt. Er war mit einem Klumpfuß geboren und deshalb für die Landwirtschaft nicht zu gebrauchen.
Karl der „Schnier“ blieb nicht lange seinem Handwerk treu. Einerseits waren die Kunden von damals schon sehr säumig, wenn es ums Bezahlen der angepassten Kleidungsstücke ging und andererseits war der Broterwerb ziemlich mühselig.
Bild 2: Gasthof Karl Dittmann etwa um 1890 / Privatarchiv: H. Schwarz
Kurzerhand besorgte sich Karl Dittmann einen Wagen und ein Pferd und vertrieb in den umliegenden Dörfern Bier und Sprudel in Flaschen und was sonst noch im ambulanten Handel angeboten wurde. Einträglicher als Nähen war's allemal. 1874 kaufte das tapfere Schneiderlein die Ecke am Bahnhof und baute eine Kneipe. Zu dieser Zeit gab es die Eisenbahnschienen von seiner Tür noch nicht, also genügte auch die Bezeichnung Gasthof.
Über vier Generationen wurde er vergrößert und an den ältesten Sohn weitergegeben...“
Quelle: Granseer Tageblatt vom Juli 2000
"Mein Großvater hat mir erzählt, dass das Haus der Dittmanns früher so aussah. (Bild 2) Rechts ging man in den Kolonialwarenladen und links in die Gaststube. Später wurde das Haus umgebaut und vergrößert. (Bild 3) Mit den Dittmanns vom Kreuzberg sind wir nicht verwandt." D. Hülsebeck
Bild 3: Postkarte mit Gasthaus "Zur Eisenbahn" und Kolonialwarengeschäft / Eigenarchiv
Bild 4: Rückseite der Postkarte
Geschrieben von einem der 30 Wiener Mädchen, die ihr Pflichtjahr in der Munitionsfabrik ableisten mussten.
"Reinhold Dittmann betrieb in diesem Haus einen kleinen Lebensmittelladen. 1906 baute er sein Haus aus und errichtete eine Gastwirtschaft. Durch den Laden kam man in die Wirtsstube. Nach der Erweiterung nannte er es Gasthaus zur Eisenbahn."
S. Dölitzsch
Sein Sohn Adolf Dittmann führte die Gaststätte weiter, allerdings ohne Kolonialwarenladen. 1960 übernahm sein Sohn Karl-Heinz Dittmann die Gaststätte und führte sie bis 1990 als Kommissionär und Angestellter des Konsums. Nach der Wende und bis zum Eintritt in den Ruhestand wurde die Gaststätte von Karl-Heinz Dittmann und seiner Frau als Privatbetrieb weitergeführt. Im November 2001 pachtete das Ehepaar Gebhardt das Haus und die Gaststätte von Dittmanns. Inzwischen sind sie Eigentümer und führen die Gaststätte unter dem Namen "Gasthaus zur Eisenbahn“ weiter.
Gaststätte „Seebad Grüneberg“ am Dreetz-See
Meine Großmutter, Emma Walther, erzählte mir, dass es am Dreetz-See auch eine Gaststätte gab. Wann genau die Gaststätte am Dreetz-See „Seebad Grüneberg“ eröffnet wurde, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Auf einer Postkarte von 1919 ist der See noch ohne Bebauung und ohne Schilf am Ufer abgebildet. Irgendwann, vielleicht in den 20er Jahren, entstand hier eine Badeanstalt mit Liegewiese und Biergarten sowie zwei Umkleidekabinen, die sich links und rechts neben der Gaststätte befanden. Die Gaststätte und die Umkleidekabinen waren aus Holz gebaut. Betreiber waren Julius Pieper, sein Sohn Walter und Tochter Walli. In der Gaststätte herrschte gute Stimmung, denn Julius Pieper spielte Akkordeon und Klavier, was bei den Gästen gut ankam. Die Gäste wurden von Tochter Walli und Frau Soppa bedient. Nach Kriegsende wurden die Umkleidekabinen abgerissen. Holz war knapp.
Nach dem Krieg führte das Ehepaar Soppa die Gaststätte noch einige Jahre weiter. Um 1950 wurde sie geschlossen. Später brannte das leerstehende Gasthaus ab. Ursache unbekannt. Einige Jahre existierte noch eine Badestelle mit Steg. Wer weiß, wo die Gebäude einst standen, findet hier noch die Fundamente.
Heute gibt es dort keine Badestelle mehr. Der See wächst langsam mit Schilf zu.
Bild 5: Postkarte aus dem Jahr 1942, unten links mit Biergarten / Eigenarchiv
Bild 6: Foto von der Gaststätte seeseitig / Privatarchiv: B. Dietz
Bild 6 zeigt die Gastwirtschaft von der Seeseite aus. Von hier aus konnte man entweder direkt an der Badestelle oder über einen Steg ins Wasser gehen.
Das Foto könnte kurz nach dem Bau aufgenommen worden sein, da die gepflanzten Bäume noch klein sind. Anders als auf Bild 8, auf dem die Bäume größer sind.
Bild 7: Foto von der Gaststätte / Privatarchiv: B. Dietz
Bild 8: See mit Steg / Privatarchiv: H. Schwarz
Bild 9: Vor den Umkleidekabinen: Walter und Walli Pieper (stehend hinten rechts und Mitte), mein Großvater Max Walther (li), davor meine Großmutter / Privatarchiv: B. Dietz
Bäckerei Deter
„1909 öffnete die Bäckerei Paul Deter zunächst im Eckhaus in der Seestraße. Ein Jahr später zog die Bäckerei in die Lindenstraße. Das letzte Geschäft auf dem Kreuzberg Richtung Dorf.“ S. Dölitzsch
Bild 10: Postkarte Bäckerei Deter Ecke Seestraße (unten links) / Privatarchiv: H. Schwarz
„Bäcker Deter war großzügig und finanzierte viele Häuser in der See- und in der Lindenstraße. Die Lindenstraße wurde auch "Bäckerstraße" genannt, weil Bäcker Deter die Häuser bezahlt hatte. Diejenigen, die sich Geld geliehen hatten, waren häufig nicht in der Lage, die Rückzahlung zu leisten. Das Geld hatte inzwischen seinen Wert verloren, was zu beträchtlichen Verlusten für Bäcker Deter geführt hat. 1940 starb der Bäckermeister Paul Deter und sein Sohn Erwin Deter übernahm die Bäckerei. Erwin nahm sich jedoch 1946 das Leben. Dann übernahmen Paul Semmrau und seine Frau die Bäckerei. Sie kamen als Flüchtlinge von der anderen Seite der Oder nach Grüneberg und gingen 1957 in den Westen. Er hat die besten Torten gebacken. Danach übernahm Bäckermeister Hans-Joachim Zowe die Bäckerei. Er starb jedoch 1965 und sein Sohn Joachim Zowe führte die Bäckerei bis Schließung, Mitte der Siebziger Jahre, weiter.“ D. Hülsebeck
Schlächterei Dietrich
„Um 1900 gab es in Grüneberg vier Fleischer. 1920 eröffnete die Schlächterei Bernhard Dietrich.“ S. Dölitzsch
Als 1956 Bernhard Diedrich starb, übernahm Fleischer Kaftan 1957 die Fleischerei (Konsum). Danach führte sie Klaus Chicolsky für kurze Zeit weiter. Als Harry Weck die Fleischerei im Dorf aufgab, übernahm er das Geschäft.
Die Fleischerei auf dem Kreuzberg wurde geschlossen.
Gärtnerei Spottog
„1924 pachtete Reinhold Spottog zunächst Land und richtete sich 1930 eine Gärtnerei in der Chausseestraße ein. In den ersten Jahren zog er Gemüse und Blumen in Frühbeetkästen. 1935 ließ er dann ein Gewächshaus bauen. Dadurch konnte er immer frisches Gemüse anbieten und er hatte eine große Auswahl an Blumen.“ S. Dölitzsch
Reinhold Spottog verkaufte bis Kriegsende seine Waren in einem Verkaufsstand auf dem Gelände des Friseurs Erich Ernst, der drei Stände vermietete.
„Nach dem Tod meines Großvater R. Spottog (1971) führte meine Mutter Lieselotte Schulz die Gärtnerei bis 1990 weiter.“ H. Schulz
Die Fabrikstraße, wie damals hieß, verwandelte sich ab 1930 in eine kleine Ladenstraße. Bild 11: Lebensmittelgeschäft Walther (rechts), Friseurgeschäft Ernst (Mitte), dahinter Lebensmittelgeschäft Riemer und Bäckerei Plessow (1948) / Privatarchiv: B. Dietz
Lebensmittelgeschäft Walther
Meine Großeltern Max und Emma Walther hatten in Berlin ein Barbier- und Zigarrengeschäft. 1928 zogen sie nach Grüneberg und eröffneten zunächst in der Seestraße einen kleinen Lebensmittelladen.
Am 5. Januar 1930 kaufte mein Großvater das Grundstück von Bernhard Dittmann aus Grüneberg/Nordbahn, der Besitzer des Ackers war. Die Baugenehmigung für das Wohn- und Geschäftshaus wurde am 1. März 1930 erteilt und am 15. Juni desselben Jahres erfolgte die Rohbauabnahme. Das Gebäude bestand aus der Wohnung meiner Großeltern, dem Lebensmittelladen und einer Mietwohnung im Obergeschoss. 1931 wurde das Geschäft eröffnet. Damals befand sich der Eingang zum Hof in der Fabrikstraße, wie sie damals hieß und zwar rechts neben dem Geschäft. Mein Großvater fuhr damals mit Pferd und Wagen nach Berlin und Umgebung und kaufte Lebensmittel ein. Meine Großmutter verkaufte sie im Laden. Manchmal fuhr er mit Pferd und Wagen durch Grüneberg und verkaufte dort Lebensmittel.
Bild 12: Polizeiliche Bauerlaubnis / Privatarchiv: B. Dietz
Bild 13: Gebäudeansichten / Privatarchiv: B. Dietz
Bild 14: Foto vom Wohn- und Geschäftshaus 1931 / Privatarchiv: B. Dietz
Bild 15: Rohbauabnahmeschein von 1936 / Privatarchiv: B. Dietz
Bild 16: Postkarte mit Lebensmittelgeschäft Walther (oben links) / Privatarchiv. B. Dietz
1936 wurde das Gebäude vergrößert. Im Obergeschoss wurde eine zweite Mietwohnung ausgebaut. 1936 wurde ein Lieferwagen angeschafft und das Pferd verkauft. 1938 wurde hofseitig angebaut und die Hofeinfahrt in die Gartenstraße verlegt.
Bis September 1949 führten meine Großeltern das Lebensmittelgeschäft. Nach der Rückkehr meines Vaters aus der Kriegsgefangenschaft im Jahr 1949 übergaben sie ihm das Geschäft. Als meine Eltern 1951 heirateten, wurde Wohnraum benötigt. Aus diesem Grund wurde das Lebensmittelgeschäft WALTHER am 30. Juni 1951 geschlossen.
Friseurgeschäft Ernst
"Das Friseurgeschäft von Erich Ernst wurde 1933 eröffnet." S. Dölitzsch
„Erich Ernst verpachtete einen Teil seines Grundstücks für die Aufstellung von Verkaufsständen.
Zuerst haben wir hier Lebensmittel verkauft. Weitere Stände kamen hinzu. An einem Stand bot R. Spottog Gemüse und Blumen an. Der mittlere Stand wurde von der Bäckerei Deter betrieben." E. Loerke
„Die Verkaufsstände wurden bis zum Ende des Krieges betrieben, denn nach Arbeitsschluss in der Fabrik war der Andrang in den Geschäften groß.
Nach dem Tod meines Vaters (1967) habe ich mit meinem Mann das Friseurgeschäft weitergeführt. Nach 66 Jahren haben wir am 28.02.2020 als bisher ältestes Friseur-Ehepaar Brandenburgs das Geschäft geschlossen."
B. Krohs
Bild 17: Postkarte mit Verkaufsstand Riemer auf dem Grundstück des Friseurs / Eigenarchiv
Bäckerei und Konditorei Plessow
„1938 hat mein Vater Arthur Plessow an der Waldstraße ein Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Für die Backstube, das Vorratslager und die Gesellenunterkünfte wurde ein zweites Gebäude gebaut. 1940 wurde die Bäckerei mit Kaffeestube eröffnet. Ich kann mich noch gut an die hellblauen Samtsofas und an die Kaffeehausstühle erinnern.
In der Backstube wurden neben Brot und Brötchen auch Torten und Feingebäck angeboten, die im Ort sehr beliebt waren. Während des Krieges wurde hauptsächlich für das Militär gebacken, aber auch für die Bevölkerung und die Arbeiter, die nach Feierabend aus der Fabrik kamen. Auch das Außenlager wurde mit Brot versorgt. Die Backstube ist am Ende des Krieges ausgebrannt. Und weil nichts mehr da war, haben wir in den Trümmern nach Mehl und Salz gesucht, aber wir haben nur sehr wenig gefunden. Nach dem Krieg wurde die Grüneberger Bäckerei aufgegeben und stattdessen eine Bäckerei in Teschendorf eröffnet. Die Kaffeestube wurde dann bis Mitte der 1950er Jahre für ein HO-Textilgeschäft genutzt, bevor daraus Wohnungen entstanden.“ I. Lakren-Gebhardt
Bild 18: Konditorei und Cafè Plessow, daneben Geschäft Riemer / Privatarchiv: B. Dietz
Bild 19: Konditorei und Cafè Plessow / Privatarchiv: I. Lakren-Gebhardt
"Es haben ja fast zweitausend Menschen in der Fabrik gearbeitet. Und wenn Feierabend war, gab es einen richtigen Strom von Menschen. Deshalb wurde hier die Bäckerei mit einem Café eröffnet. Im hinteren Haus war die Backstube und oben waren die Gesellenzimmer. Im vorderen Haus war der Laden und die Cafestube und oben haben Plessows gewohnt.“ E. Loerke
Lebensmittelgeschäft Riemer
"1932, als die Arbeitslosigkeit begann, zogen meine Eltern nach Grüneberg. Meine Mutter hatte eine kaufmännische Ausbildung. Sie hatte Verwandte in Berlin, die gut gehende Geschäfte hatten. Die haben sie eingeladen: Kommt doch hierher und versucht, hier zu handeln und vielleicht ein Geschäft aufzubauen. Zuerst wohnten sie in der Seestraße, mein Vater fuhr über Land und verkaufte Lebensmittel, Hering und was man so brauchte, und meine Mutter hatte zunächst in der Fabrikstraße auf dem Grundstück von Erich Ernst einen sogenannten Verkaufsstand, heute würde man Kiosk sagen.
Um 1936 wurde das Wohn- und Geschäftshaus von Gustav Riemer gebaut und um 1940 wurde das Lebensmittelgeschäft Riemer eröffnet. Nach Arbeitsschluss in der Fabrik wurde hier in den Läden eingekauft. Unsere Kundschaft setzte sich nicht nur aus Grünebergern zusammen, sondern auch aus Personen von außerhalb, die in der Fabrik arbeiteten und die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort nutzten." E. Loerke
Bild 20: Postkarte vom Lebensmittelgeschäft Riemer (1941) / Privatarchiv: D. Loerke
Bild 21: Innenansicht vom Lebensmittelgeschäft Loerke (1991) / Privatarchiv: D. Loerke
"Auf der Postkarte sind meine Urgroßmutter, meine Großmutter Frieda, mein Großvater Gustav und meine Mutter Erika zusammen mit ihrer Cousine zu sehen. (v.r.nl.)
Bis 1990 befand sich hier ein HO-Lebensmittelgeschäft. Danach übernahmen wir, als Eigentümer, das Lebensmittelgeschäft bis 1997, bevor es privat weiter vermietet wurde. Der Nachfolger, Herr Wergin, führte das Lebensmittelgeschäft mit einer Postfiliale bis zum Jahr 2001. Zuletzt öffnete im Juni 2001 ein Franzose in der Nordbahnstraße seinen Backshop, den er 2005 wieder schließen musste." D. Loerke
Kolonialwarengeschäft Capito
Bild 22: Kolonialwarengeschäft von Irmgard Capito / Privatarchiv: U. Richert
Meine Urgroßeltern kamen 1886 aus Berlin und kauften in Grüneberg das Haus in der Lindenstraße. Mein Urgroßvater Wilhelm Elsholz war Kaufmann. Meine Großmutter Irmgard Elsholz wurde 1907 geboren. Sie heiratete Wilhelm Capito. Im Grundbuch sind verschiedene Grundschulden und Hypotheken eingetragen, die darauf hinweisen, dass das Haus erweitert oder umgebaut wurde. Aus den Bauzeichnungen aus dem Jahr 1935 ist der Einbau eines Ladengeschäftes ersichtlich.
Der Bauunternehmer Louis Schulz aus Grüneberg war zu dieser Zeit mit der Ausführung der Arbeiten beauftragt. Nach dem Umbau eröffnete meine Großmutter Irmgard Capito einen Kolonialwarenladen. Auf dem Foto, das vor dem Geschäft aufgenommen wurde, ist links Irmgards Mutter zu sehen. Irmgard steht neben ihr.
In den letzten Kriegstagen wurde das Haus durch eine Brandbombe beschädigt, der Dachstuhl und ein Teil der Wohnung brannten aus. Das Haus wurde wieder aufgebaut, das Geschäft aber nicht wieder eröffnet. U. Richert
Auf Anordnung der Königlichen Regierung wurde 1875 in Grüneberg eine Stick- und Nähschule eingerichtet.
Auf einem Foto von 1928 "Singer Näh- und Stickkurs" ist meine Großmutter Irmgard Capito zu sehen. Sie leitete später diesen Kurs. U. Richert
Bild 23: Bildausschnitt "Singer Näh- und Stickkurs", Irmgard Capito (rechts sitzend) / Eigenarchiv
Textil- und Schneiderstube Leverenz
Bild 24: Textilladen mit Frau Leverenz in den 1960er Jahren / Privatarchiv: P. Bosschaart
"In der Bahnhofsstraße 2 gab es die Textil- und Schneiderstube von Elisabeth Leverenz. 1934 wurde ein Laden an das Haus angebaut, den Frau Leverenz selbst betrieb. Bis 1945 war es ein Textilgeschäft und eine Schneiderei. Nach 1945 wurde sie enteignet, aus dem Laden wurde zuerst ein Lebensmittelgeschäft. Sie wurde dann 1946 als Verkaufsstellenleiterin eines Konsums in ihrem ehemaligen Laden wiedereingestellt. Nach einiger Zeit gelang es ihr, ihn wieder in einen Textilladen umzuwandeln. Bis Anfang der 1960er Jahre arbeitete sie dort als Verkaufsstellenleiterin und ging dann in Rente. Ihre Mitarbeiterinnen waren Frau Leucht und später viele Jahre Hilde Galster als Nachfolgerin. 1990 wurde der Laden in eine Filiale der Raiffeisenbank umgewandelt, die inzwischen geschlossen wurde." P. Bosschaart
Bild 25: Textilladen mit Frau Leverenz und ihrer Verkäuferin in den 1960er Jahren / Privatarchiv: P. Bosschaart
Bild 26: Geschäft Mitte der 70er Jahre / Privatarchiv: P. Bosschaart
Das letzte Geschäft auf dem Kreuzberg in Richtung Dorf war, wie bereits erwähnt, die Bäckerei Deter, zuletzt geführt von J. Zowe.
Die folgende Karte gibt einen Überblick über die bereits in der Kaiserzeit vorhandenen Gebäude in Grüneberg. Leider sind nicht von allen Gebäuden Fotos vorhanden.
Bild 27: Übersichtskarte mit Gebäuden aus der Kaiserzeit / Privatarchiv: Ch. Fielitz
DAS DORF
An dieser Stelle beginnt die Beschreibung der Geschäfte und Gasthäuser, die sich rechts und links der damaligen Dorfstraße befanden. Vom Kreuzberg kommend in Richtung Liebenberg.
Sportplatz
Hinter dem Sportplatz begann, wie bereits erwähnt, das Dorf. Angelegt wurde der Sportplatz in den Jahren 1931/32.
Mein Großvater, Max Walther, war unter anderem von 1928 bis 1934 Vorsitzender des Fußballvereins Fortuna 21 Grüneberg. Der damalige Ortsvorsteher Bernhard Bath kaufte das Sportplatzgelände vom Bauern Dittmann. 1945 hat mein Großvater fast im Alleingang und auf eigene Kosten einen Zaun um den Sportplatz gebaut und Anfang der 50er Jahre Pappeln und eine Ligusterhecke gepflanzt. Sowohl die Hecke als auch die Pappeln sind bis heute erhalten.
Schuhwaren-Haus Rietzke
Bild 28: Schuhwaren-Haus von Hermann Rietzke / Privatarchiv: H. Schwarz
Das erste Haus hinter dem Sportplatz war früher ein Schuhgeschäft mit Schusterwerkstatt. Inhaber war Schuhmacher Hermann Rietzke, der auch die Werkstatt betrieb, die sich im Anbau befand.
Bei Herrn Schwarz hängt ein Bild an der Wand, auf dem das Geschäft mit Hermann Rietzke und seinen Kindern zu sehen ist. Es wird vermutet, dass das Geschäft um 1908 eröffnet wurde. Ein genaues Datum konnte bisher nicht ermittelt werden.
Hermann Rietzke wandelte sein Geschäft später in einen Tabakwarenladen um.
ERGÄNZUNG: Bild 29: Schuhwaren-Haus / Privatarchiv: H. Schwarz <
Nach seinem Tod im Jahre 1947 wurde nur die Schuhmacherwerkstatt von Schuster Schwello weitergeführt. Nach dessen Tod im Jahre 1956 wurde die Werkstatt geschlossen.
Kaiserliches Postamt und Friseurgeschäft Rußbild
Bild 30: Postkarte mit ehemaliger Postagentur (links oben) und der Gastwirtschaft W. Haupt (rechts oben) / Privatarchiv: H. Schwarz
Auf der linken Straßenseite, gegenüber dem Schuhwaren-Haus, befand sich bis etwa 1908 das Kaiserliche Postamt. Ein Metallschild an der Hauswand wies darauf hin.
Das Buch „666 Jahre Grüneberg“ von J. Lehmann enthält Auszüge aus dem Zehdenicker Anzeiger No. 35, S.2 vom 24. März 1891:
"Zum 1. April wird unserem Orte der Segen einer Postagentur zu Theil werden und hierrmit einem längst gefühlten Bedürfnisse entsprochen. Die Postsachen werden direkt den Eisenbahnzügen entnommen und ist die Agentur dem bisherigen Hülfsstelleninhaber Thur übertragen.“
"Oben im Haus der Postagentur wohnte zunächst Käthe Walter mit ihrer Mutter. Nach dem Bau ihres Wohn- und Geschäftshauses zog die Postagentur hier Haus ein." H. Klinkenberg
In den Räumen der ehemaligen Postagentur eröffnete 1908 der Friseur Franz Rußbild sein Geschäft.
„Franz Rußbild war Friseur und Barbier. Er zog auch Zähne. Der Friseurladen war zweigeteilt: Auf der linken Seite war der Friseurbereich und auf der rechten Seite verkaufte seine Frau Elisabeth Zeitschriften und Groschenromane. Sie half ihrem Mann aber auch im Salon. Später wurde der Ladeneingang so verlegt, dass der Zugang von der Dorfstraße möglich war.
Herr Rußbild war der Bruder der Schneiderin Minna Kuhtz, die in der Liebenberger Straße ein Bekleidungsgeschäft mit Schneiderwerkstatt führte. Das Friseurgeschäft wurde etwa 1958 geschlossen, aber man konnte man noch Zeitschriften kaufen und Bücher ausleihen. Franz Rußbild verstarb 1961 und seine Frau 1966.“ D. Hülsebeck
Schlächterei Pohlmann
Um 1900 gab es in Grüneberg vier Fleischer, drei davon im Dorf.
„Die Schlächterei von August Pohlmann bestand schon um die Jahrhundertwende. Sie befand sich im Pappelhofer Weg. Hier absolvierte Bernhard Dietrich seine Ausbildung. Er muss ein sehr guter Lehrling gewesen sein, denn bald, nachdem er sein eigenes Geschäft auf dem Kreuzberg eröffnete, ging die Schlächterei von August Pohlmann pleite." I. Pohlmann
Bäckerei Brandenburg
„Eine weitere Bäckerei entstand vor 1900 am Pappelhofer Weg. Der Bäckermeister hieß Brandenburg. Früher war es üblich, große Bleche mit Kuchenteig beim Bäcker abzugeben und nach dem Backen wieder abzuholen. Man konnte auch Obst zum Trocknen bringen. Als Bäcker Brandenburg starb, übernahm Reinhold Schnura die Bäckerei. Mit Eintritt in den Ruhestand des Bäckers Schnura etwa im Jahr 1961 wurde die Bäckerei geschlossen.
Von 1961 bis 1964 befand sich hier ein Schuhgeschäft, das von I. Kotyga geführt wurde. Nach ihrer Geschäftsaufgabe wurde das Schuhgeschäft an dieser Stelle geschlossen und in das ehemalige Geschäft von G. Stein verlegt.
In der Folgezeit befand sich in diesem Geschäft eine zeitlang eine Annahmestelle der Chemischen Reinigung Oranienburg. Dann wurde das Gebäude verkauft und zu Wohnzwecken umgebaut."
D. Hülsebeck
Bild 31: Postkarte mit Bäckerei (links unten) und Gasthaus Elsholz (links oben) / Privatarchiv: H. Schwarz
Bis etwa 1978 befand sich die Annahmestelle der Chemischen Reinigung Oranienburg im Laden der damals bereits geschlossenen Bäckerei Zowe. Anschließend wurde Annahmestelle in den Pappelhofer Weg verlegt und bis zur Wende von Frau Bergau geleitet. Und zwar genau in diesem Haus, das das älteste Haus in Grüneberg ist.
Fleischerei Schulz
Bild 32: Ausschnitt aus einer Postkarte mit Fleischerei und Bäckerei / Privatarchiv: B. Dietz
Unmittelbar neben der Bäckerei in der Dorfstraße errichtete Otto Schulz eine Schlächterei. Danach gab es mehrere Eigentümer bzw. Pächter: Heinrich Ibm, Erich Dahnke, Harry Weck, Klaus Cicholsky und zuletzt Emil Schiller.
Laden und Gastwirtschaft Elsholz
„Gegenüber der Fleischerei befanden sich die Gastwirtschaft und der Laden von August Elsholz. Das war der älteste Gasthof in Grüneberg. Er wurde bereits vor dem Gasthaus meines Großvaters C. L. Dittmann eröffnet.
Im Jahr 1884 wurde im Gasthof von Gustav Elsholz der Männergesangsverein "Eintracht" gegründet. Die regelmäßigen Proben des Vereins fanden in den Räumlichkeiten des Gasthofs statt. Mit der Schließung des Gasthofs von Elsholz wechselte der Gesangsverein in den Gasthof meines Großvaters.“ D. Hülsebeck
ERGÄNZUNG:
Bild 33: Familienfeier in der Gastwirtschaft Elsholz / Privatarchiv: H. Schwarz
Links auf dem Foto sitzend: Martha Elsholz <
„Die Gastwirtschaft und der Laden von Elsholz sollen bereits 1920 eingegangen sein.“ S. Dölitzsch
„Hier wurden damals nur noch ausgewählte Feste gefeiert. Zum Beispiel Schützenfeste, die im Hof unter der großen Linde gefeiert wurden.“ H. Schwarz
Bild 34: Gastwirtschaft August Elsholz / Privatarchiv: H. Schwarz
„Das Foto wurde um 1935 aufgenommen. Meine Großmutter Martha Elsholz steht rechts auf der Treppe. Meine Mutter Frieda ist links zu sehen und mein Vater Erich steht mit meinem Bruder Siegfried hinten auf der Treppe.“ L. Elsholz
Bild 35: Einschulungsfoto vor der ehemaligen Gaststätte Elsholz / Privatarchiv: B. Dietz
Ungefähr in den 1950er Jahren mietete die Schule Räume für die Erstklässler an, die dort bis etwa 1964 ihr erstes Schuljahr verbrachten. Danach wurden die Kinder in der neuen Schule eingeschult.
Materialwarengeschäft Walter und Postagentur
Der Laden von Käthe Walter befand sich auf der rechten Seite der Dorfstraße, wie sie damals hieß.
Aus den Aufzeichnungen von Kantor Wilken:
„Im Jahre 1908 sind 90 Ruten vom Küstergarten an die Witwe Anna Walter für 900 Mark verkauft worden, welche sich dort ein Haus erbaut hat, in welchem sich die Postagentur befindet.“
Bild 36: Postkarte mit Käthe und ihrer Mutter Anna Walter vor ihrem Geschäft / Privatarchiv: H. Klinkenberg
„Tante Käthe kam nicht aus Grüneberg. Ich weiß nicht, wann sie mit ihrer Mutter Anna nach Grüneberg kam. Sie bezogen zunächst eine Wohnung im Gebäude der Postagentur. Durch eine Erbschaft ihres Onkels aus England kamen sie in den Besitz einer größeren Geldsumme. Dieses Geld tauschte Tante Käthe damals in Berlin bei der Commerzbank von Pfund in Mark um. Das Erbe war die Grundlage für den Bau des Hauses. Im Haus wurde links ein Materialwarengeschäft mit Drogerieartikeln und rechts die Post eingerichtet. Es könnte sein, dass Tante Käthe zunächst zusammen mit ihrer Mutter die Geschäfte führte. Als Onkel Mathias aus Brasilien zurückkam, lernten sie sich kennen und heirateten. Mathias Klinkenberg übernahm die Poststelle. Das Materialwarengeschäft könnte bis Kriegsende bestanden haben. Später mietete die Deutsche Post die Räume der Postagentur an und war bis 1991 Mieter. Nach dem Tod von Tante Käthe im Jahr 1961 wurde der Laden zu Wohnzwecken umgebaut.“ H. Klinkenberg
Schlächterei Kraaz
„Der Wohn- und Geschäftssitz des Schlächters Karl Kraaz befand sich auf der linken Seite der Dorfstraße. Er besaß einen Laden und ein Schlachthaus. Er kaufte aber auch Schlachtvieh auf, brachte es nach Berlin und veräußerte es dort. Mit dem Handel von Schlachtvieh konnte man mehr Geld verdienen. Der Verkauf in den Geschäften war von untergeordneter Bedeutung und brachte nicht so viel ein.
Auch August Pohlmann handelte gemeinsam mit Karl Kraaz. Ungefähr 1930 wurde die Schlächterei geschlossen. Schlächtermeister Karl Kraaz verstarb 1945.
1936 eröffnete die Tochter von Karl Kraaz mit ihrem Ehemann Georg Grützmacher an diesem Standort eine Gärtnerei.“
I. Pohlmann
Bild 37: Grabstein der Familie Kraaz / Foto: B. Dietz
„Karl Kraaz stammte aus Klevesche Häuser und hat sich in Grüneberg niedergelassen. Ich erinnere mich noch gut an den Laden. Er befand sich auf der rechten Seite des Gebäudes und war schwarz-weiß gefliest. Später, als seine Tochter Agnes die Gärtnerei betrieb, nutzte sie den Laden, um die Blumen frisch zu halten.“ H. Klinkenberg
Der Name Kraaz wird hier ohne t geschrieben und weicht von der bisherigen Schreibweise Kraatz ab. Auf dem Friedhof in Grüneberg fand ich kürzlich den alten Grabstein der Familie.
Gärtnerei Grützmacher
„Das Anwachsen der Bevölkerung ermöglichte es in den Jahren nach 1930, dass noch eine weitere Gärtnerei existenzfähig war. 1936 eröffnete Georg Grützmacher eine Gärtnerei im Dorf.“ S. Dölitzsch
Die Gärtnerei befand sich gegenüber der heutigen Arztpraxis. Sie existierte bis Mitte der 1980er Jahre.
Colonial- und Fahrradhandlung Lemke
Ebenfalls auf der linken Seite der Dorfstraße, kurz vor der Kirche, befand sich das Kolonialwaren- und Fahrradgeschäft von Gustav Lemke.
„Er verkaufte neben Lebensmitteln, Postkarten, Geschirr, Schuhe, Fahrräder, Fahrradzubehör und reparierte auch Fahrräder. Gustav Lemke besaß ein Auto und er ließ vor seinem Geschäft eine Tankstelle errichten. Er kaufte damals auch den Getreidespeicher von Benno Jaeger.
Seine Frau starb bereits 1940. Lemke hatte eine kranke Tochter, die an Epilepsie litt. Als seine Tochter Gerda (1945) starb, gab er sein Geschäft in Grüneberg auf und ging zu seinem Bruder nach Teschendorf. (Gustav Lemke starb 1947.)" D. Hülsebeck
„Ich erinnere mich noch gut an den Laden. Auf dem Fußboden standen Säcke mit Hülsenfrüchten, Zucker und Salz. Diese füllte er in Papiertüten und wog sie mit einer Wiegeschale ab.
Beim Tanken pumpte er 10 Liter ab. Diese wurden dann in den Tank des Autos gefüllt.“ H. Klinkenberg
Bild 38: Ausschnitt aus der Postkarte Kaufladen von Gustav Lemke / Privatarchiv: H. Schwarz
Bild 39: Postkarte mit Kaufladen und Tankstelle von Gustav Lemke (rechts oben) / Privatarchiv: B. Dietz
"Danach führten noch verschiedene Inhaber das Geschäft, bis es in den 50er Jahren von Herrn G. Stein als Lebensmittel-Konsum übernommen wurde. Mit der Eröffnung des Konsum-Landwarenhauses 1963 wurde das Lebensmittelgeschäft geschlossen.
Wie bereits erwähnt, wurde das Schuhgeschäft in das inzwischen geschlossene Geschäft von G. Stein verlegt. Ich übernahm das Schuhgeschäft von I. Kotyga und verkaufte dort bis 1969 Schuhe. Aus gesundheitlichen Gründen musste ich das Geschäft schließen. Schuhe und Lederwaren wurden dann im Geschäft Leverenz verkauft“. D. Hülsebeck
Konsum-Landwarenhaus
1961 wurde hinter der Kirche auf der rechten Seite der Dorfstraße ein Gebäude errichtet, das im Januar 1963 als Konsum-Landwarenhaus eröffnet wurde. Hier wurden Lebensmittel, Schreibwaren, Spielwaren, Drogerieartikel und Haushaltswaren verkauft.
1982 übernahm Familie Bethke das Konsum-Landwarenhaus. Seit 1992 wird es privat geführt. Das Sortiment umfasst Waren des täglichen Bedarfs, Backwaren, Obst und Gemüse, Haushaltswaren, Getränke, Zeitungen und Zeitschriften. Später, nach Schließung der Post, kam eine Postfiliale hinzu.
Bild 40: Landwarenhaus, Rohbau Oktober 1961 / Privatarchiv: Ch. Fielitz
Bild 41: Postkarte mit Konsum-Landwarenhaus / Privatarchiv: B. Dietz
Gasthaus Haupt
Bild 42: Schankwirtschaft von C. Streich ca. 1901 / Privatarchiv: B. Dietz
Auf einer alten Postkarte um 1898 ist die Schankwirtschaft von W. Haupt abgebildet. (siehe Bild 25)
Wann der Gasthof entstanden ist bzw. wann W. Haupt seinen Gasthof an Carl Streich übergeben hat, lässt sich heute nicht mehr feststellen.
Es ist jedoch überliefert, dass der Gasthof von W. Haupt von Carl Streich übernommen wurde. 1903 baute der Gastwirt Carl Streich seine Gastwirtschaft „Zu den Drei Linden“ aus. Er erweiterte auf der linken Seite das Gebäude.
Später übernahm sein Sohn Erich den Gasthof, der zu Beginn der Hitlerzeit einen Saal anbaute.
Nach dem 2. Weltkrieg pachtete Fritz Weck die Gaststätte und führte sie bis Dezember 1977. Im Januar 1978 übernahmen Rosemarie (†2024) und Uwe Fialkowsi das Gasthaus. Sie kauften die Gaststätte 1994 von einem Erben der Familie Streich. Die Gaststätte existiert noch heute unter dem Namen „Zu den Drei Linden“.
Im Saal des Gasthauses Streich waren während des II. Weltkriegs Kriegsgefangene aus Belgien, Polen, Bulgarien und Rumänien untergebracht. Sie waren zur Zwangsarbeit in der Fabrik oder auf den Bauernhöfen verurteilt worden.
Bild 43: Postkarte mit Gasthaus Carl Streich nach Anbau / Privatarchiv H. Schwarz
Materialwarengeschäft Müller
Am Ende der Dorfstraße auf der rechten Seite befand sich das Materialwarengeschäft von August Müller, später Fielitz.
Bild 44: Materialwarengeschäft August Müller
Herr Fielitz berichtet über das Materialwarengeschäft von August Müller und seiner Familie:
"Sichere Daten haben wir vom 09. Okt. 1900 eine Urkunde zur Einschreibung des Eigentums gerichtet an den Kaufmann August Müller. Um 1900 kamen August Müller und seine Ehefrau Emilie Müller, geb. Rathnow, aus Berlin nach Grüneberg. In Berlin hatte die Ehefrau ein Geschäft und ihr Mann einen Fuhrbetrieb, den er aus gesundheitlichen Gründen 1900 nicht mehr ausführen konnte. Sie übernahmen das Grundstück in Grüneberg mit Geschäft, welches vor 1900 schon seit Jahren von uns unbekannten Eigentümern (Verwandte von Müllers?) betrieben wurde. Das Ehepaar hatte keine Kinder. Das Foto stammt aus dem Jahr 1908 zeigt das Materialwarengeschäft von August Müller. Bekannt sind Emilie Müller und ein kleines Mädchen ganz links, Erna Urbahn im Alter von 4 Jahren."
Bild 45: Kostenrechnung zur Eigentumsübertragung vom 9. Okt. 1900 an August Müller
"An der Wand des Hauses ist eine Inschrift mit folgendem Wortlaut zu lesen: Materialwaaren, Cigarren, Pfeiffen und Taback Lager, sowie alle Sorten Farben, Porzellan & Eisenwaaren, Schmalz und Wurst verkauf von August Müller. Links oben: Schild von der Land Feuer Versicherung der Provinz Brandenburg und darunter Herold Brennspiritus.
Rechts: Knöllners Kaffee (C E Knöllner Großhändler aus Neuruppin) und DAPOL - Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft.
An der Eingangstür des Ladens hing ein Emaille-Schild der Firma Persil. Über der Tür steht die Hausnummer: 57 b. Die damalige Anschrift lautete: Dorfstraße 57 b, Grüneberg, Kreis Ruppin.
Links oben: Schild von der Land Feuer Versicherung der Provinz Brandenburg und darunter Herold Brennspiritus."
Bild 46: Emaille-Schild Knöllners Kaffee
Bild 47: Materialwarengeschäft Müller
Bild 48: Kathreiners-Schild
Bild 49: Rechnung von Kathreiners
Bild 50: Rechnung HEROLD
"In unserem Laden konnte man neben Brennspiritus der Firma HEROLD auch Petroleum der Firma DAPOL kaufen. Auch Käthe Walter und Carl Streich verkauften Petroleum der Firma DAPOL."
Bild 51: Emailleschild HEROLD
Bild 52: Emailleschild DAPOL
Bild 53: Rechnung der Firma Dapol
"Der Liter Petroleum kostete im Einkauf etwa 18 Pfennige und die Flasche war mit 15 Pfennig bepfandet."
"Die Firma DAPOL lieferte eine riesige rostfreie Tonne, die im Hof vergraben wurde. Da Petroleum sehr leicht entflammbar ist, wurde es über einen Meter tief in Lehm eingegraben (Isolierung gegen die Hitze im Sommer). Mit Bleirohren wurde der Tank mit dem Haus verbunden. Neben dem Laden befand sich eine Kammer, in der die Pumpe stand, mit der das Petroleum abgefüllt wurde."
Bild 54: Firmenschild DAPOL
Text auf dem Firmenschild:
Eigentum der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft
Bild 55: DAPOL Pumpanlage für Petroleum mit Firmenschild
"Das nächste Foto zeigt meine Oma Emilie Fielitz (1895-1986), daneben mein Vater (1921 -2007), Tante Müller im Fenster (1865-1947) und Gerhard Stein (geb. 1915).
Meine Großmutter Emilie Fielitz, geb. Rathow, eine Nichte von Emilie Rathnow, übernahm 1913 im Alter von etwa 18 Jahren das Geschäft der Eheleute August und Emilie Müller, geb. Rathnow, auf Rentenbasis."
Bild 56: Foto von 1924
Bild 57: Kolonial- und Tabakwaren Inhaber Hermann Fielitz
"Etwa 1935 wurde der Laden von links nach rechts versetzt. Der Eingang befand sich etwa in der Mitte des Hauses."
"Das Ehepaar hatte einen gemeinsamen Sohn - Siegwart Fielitz. Er heiratete 1948 meine Mutter Eva. Am 22. Juli 1952 übernahmen meine Eltern das Geschäft von Hermann Fielitz und führten es in Kommission (Konsum Gransee) bis Mitte 1990 weiter.
Dieses Foto zeigt das Geschäft nach der Erweiterung in den Jahren 1952/53. Auf dem Foto ist u.a. meine Mutter zu sehen und das Kind an ihrer linken Hand ist meine Schwester Regina."
Bild 58: Haus mit Anbau 1952/1953
"Hier eine Anekdote, die mein Vater oft erzählte:
Es war die Zeit der Lebensmittelmarken. Butter gab es nur gegen Marken. Der Schwarzmarktpreis war sehr hoch. Der Lieferwagen für Molkereiprodukte kam nicht nach Grüneberg, sondern man musste die Ware sehr früh in Liebenberg abholen. So fuhr mein Vater früh mit dem Fahrrad nach Liebenberg, um einen Karton Butter abzuholen und nach Grüneberg zu bringen. Dort angekommen, war das Entsetzen groß: Der Karton war offen und ein beträchtlicher Teil fehlte. Papa setzte sich aufs Fahrrad und fuhr zurück nach Liebenberg. Unterwegs traf er Franz Ploese, der ihn ansprach: "Du, Siegwart..." „Keine Zeit, Franz!" sagte Papa schnell und fuhr weiter. Ergebnis der Suche: kein Stück Butter gefunden. Tja, was tun, wenn die Kunden mit den Marken kommen und keine Butter da ist? Um 8.00 Uhr wurde der Laden geöffnet. Der erste Kunde: Franz Ploese schmunzelt: „Sag mal, Siegwart, fehlt dir nicht was?“ - „Warum?“ Dann öffnete Herr Ploese eine Tüte und da waren die Butterstückchen drin! Er ging früh mit seiner Frau und dem Hund spazieren. "Guck mal, da ist ein Stück Butter und da ist noch eins." Den Eltern fiel ein Stein vom Herzen. Ein Hoch auf die ehrlichen Finder!!!
Die Zeit der Lebensmittelmarken war beschwerlich. Man musste genau aufpassen, dass man sie von den Kunden bekam. Fehlten Marken im Vergleich zum Butterbestand (hatte ein Kunde eine Marke nicht abgegeben, versehentlich oder absichtlich, oder hatte er sie zurückgenommen und der Verkäufer hatte es nicht bemerkt), gab es Ärger. Aus diesem Grund wurden bei uns an der Theke Schlitze angebracht, durch die die Marken sofort versenkt wurden. Not macht erfinderisch.
Die Händler mussten die Lebensmittelmarken, die sie von ihren Kunden erhielten, in ein Heft einkleben und mit dem Heft zu einer zentralen Stelle gehen, um es entwerten zu lassen."
Bild 59: Lebensmittelkarte
Bild 60: Rückseite Lebensmittelkarte - verwendet als Propagandamittel in der DDR
"Diese Lebensmittelkarte war wahrscheinlich schon im Druck, aber nicht mehr in Gebrauch. Die SED nutzte sie für Propagandazwecke.“
Anmerkung:
Um in Krisen- und Notzeiten eine Mindestversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, wurden 1939 Lebensmittelkarten [2], eingeführt. Damit sollte auch in der Nachkriegszeit die Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden. Für Butter, Eier, Wurst, Zucker oder Mehl brauchte man neben Geld auch Lebensmittelmarken. Aber selbst die Lebensmittel, die auf den Karten standen, waren in vielen Fällen gar nicht zu bekommen. In Grüneberg wurden die Lebensmittelkarten beim Rat der Gemeinde ausgegeben. In der DDR gab es die Lebensmittelkarten noch bis zum Mai 1958.
Nach der Schwere der Arbeit wurden fünf Gruppen unterschieden. Wer zur Gruppe der "Normalverbraucher" gehörte, erhielt pro Woche 2.400 Gramm Brot, 500 Gramm Fleisch und 270 Gramm Fett. "Schwer- und Schwerstarbeiter erhielten mehr. Außerdem gab es Sonderrationen für Schwangere, stillende Mütter und Kinder. Ende 1946 betrug die Tagesration für erwachsene Normalverbraucher 1.550 Kilokalorien.
„Am 01.01.1991 habe ich das Geschäft übernommen. Das Sortiment bestand aus Lebensmitteln und Haushaltswaren.
Zum 115. Geschäftsjubiläum im Jahr 2015 wurden von den damals vorhandenen Schildern und der damaligen Geschäftsbezeichnung Kopien angefertigt und kurzzeitig an der Hauswand angebracht.
Das Geschäft wurde am 10. Juli 2020 geschlossen.“ Ch. Fielitz
Fotos, Emailleschilder und Dokumente stammen aus dem Privatarchiv von Ch. Fielitz.
Bild 61: Foto von der Hauswand
Vielen Dank an Herrn Fielitz, der mich mit einer ausführlichen Dokumentation und Fotos aus seinem Privatarchiv unterstützt hat. Er gab mir hilfreiche Anregungen für meine Recherchen und unterstützte mich bei der Klärung von Unstimmigkeiten.
Folgende Geschäfte waren in der Liebenberger Straße bzw. im Liebenberger Ende, wie man früher sagte, ansässig:
Schlächterei Brüning
Bild 62: Schlächter Paul Brüning (rechts) mit Ehefrau und Kind, links: Hans Liebe als Lehrling / Privatbesitz: A. Liebe
"Das Gebäude in der Liebenberger Straße kaufte Paul Brüning von Schlächter Kraaz. Schlächter Brüning hatte in Grüneberg kein Ladengeschäft. Er kaufte Schlachtvieh auf, schlachtete es und verkaufte es nach Berlin. Die Schlachterei Brüning befand sich in der Liebenberger Straße auf der rechten Seite und in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserem Geschäft, das sich auf der linken Straßenseite befand.
Paul Brüning hatte einen sehr großen Eiskeller, um seine Waren zu kühlen.
Die Schlächterei Brüning schloss bereits vor der NS-Zeit."
I. Pohlmann
"1926 hat mein Vater Hans Liebe gleich nach der Schule hier seine Lehre begonnen. Anschließend machte er in Lindow seinen Meister. Nach dem Krieg ließ er sich bei seinem Schwiegervater zum Tischler ausbilden“. A. Liebe
Elektrogeschäft Ploese
In der Liebenberger Straße befand sich, damals im letzten Haus auf der rechten Seite, ein Elektrogeschäft. Inhaber war Franz Ploese. Eine Verwandte berichtet:
„Franz Ploese stammte aus Berlin und heiratete 1930 Johanna Fülle. Zu dieser Zeit wurde auch das Geschäft in der Liebenberger Straße eröffnet. 1939 wurde Franz Ploese eingezogen und kehrte erst 1949 aus der Gefangenschaft zurück. Das Geschäft wurde nicht mehr eröffnet. Franz Ploese machte sich als Elektriker selbstständig.
Das Aussehen des ehemaligen Geschäftes mit Schaufenstern und Eingangstür war noch bis ungefähr 1971/72 erhalten. Als Wohnraum benötigt wurde, wurden die Schaufenster beseitigt und neue Fenster eingesetzt.“ R. Fülle
Fachgeschäft und Schneiderei Kuhtz
Die Schneiderei von Paul Kuhtz befand sich in der Liebenberger Straße 5 (linke Seite).
„Hier gab es neben der Schneiderwerkstatt auch ein Fachgeschäft für Textilien und Bekleidung. Minna Kuhtz führte das Geschäft und ihr Mann Paul die Schneiderwerkstatt. Das Geschäft schloss vor dem 2. Weltkrieg. Paul Kuhtz nutzte das Geschäft als Schneiderwerkstatt, die noch bis etwa 1965 bestand.“ D. Hülsebeck
Fleischerei Krohne
„Mein Vater und sein Bruder hatten beide eine Fleischerei, mein Onkel in Löwenberg und mein Vater hier in Grüneberg in der Liebenberger Straße 2. Mein Vater war von Kindheit an in der Fleischerei.
Meine Großeltern erwarben 1934 das Grundstück mit Haus und meine Eltern zahlten es dann ab. Zunächst wurde das Haus erweitert und umgebaut. Es entstanden ein Schlachtraum und ein Laden. 1936 eröffnete mein Vater, Fleischermeister Paul Krohne, seine Fleischerei. Er machte eine Wurst, da hieß es: „So wie Paul Krohne die Wurst macht, kann das keiner.“
Nach dem Krieg wurde das Geschäft weiterbetrieben. Mit der Gründung der Konsumgenossenschaft war die Fortführung der Fleischerei als Konsum vorgesehen. Im Rahmen der Umstrukturierung sollten kleinere Geschäfte geschlossen werden. Als Gründe wurden beispielsweise technische, arbeitstechnische oder energiesparende Aspekte angeführt. Dies betraf auch unsere Fleischerei, die dann etwa im Jahr 1950 geschlossen wurde.
Im Anschluss war mein Vater gezwungen, in der LPG zu arbeiten, obwohl er über keine landwirtschaftliche Ausbildung verfügte. Die Arbeitsbedingungen waren für meinen gesundheitlich angeschlagenen Vater sehr kräftezehrend." I. Pohlmann
Bild 63: Fleischerei von Paul Krohne mit den Kindern Arno und Inge / Privatarchiv: I. Pohlmann
Bild 64: Fleischereigeschäft Paul und Irma Krohne mit den Kindern Arno und Inge / Privatarchiv: I. Pohlmann
Weiter zur Stege:
Gastwirtschaft, Colonialwarenladen und Landbäckerei
Diese alte Gastwirtschaft befand sich in der Stege auf der linken Seite.
„Als mein Urgroßvater Christian Dittmann von seinem Vater Emil Dittmann 15 Morgen Land bekam, musste er es erst trockenlegen, weil alles sumpfig war. Das muss so um 1840 gewesen sein. Dazu musste sehr viel Land aufgeschüttet werden. Zunächst wurde Landwirtschaft betrieben. Dann errichtete mein Urgroßvater ein Fachwerkgebäude mit Gastwirtschaft, Kolonialwarenladen und Landbäckerei, das später jedoch erneuert werden musste. Mein Großvater Carl Leopold Dittmann führte das väterliche Lebenswerk weiter. Er war ein tüchtiger Geschäftsmann und geselliger Mensch, den alle nur C.L. nannten." D. Hülsebeck
ERGÄNZUNG:
"Dies ist das älteste Foto, das von unserer Familie existiert. Ich vermute, dass es nach 1870 bei einem Fotografen aufgenommen wurde, der es von Hand colorierte. Es zeigt meine Urgroßeltern Christian Dittmann (1814-1905) und seine Frau Caroline Dittmann, geb. Kessel (1815-1892). Meine Urgroßmutter stammte aus der Familie Kessel, der die Schmiede gehörte.
Sie waren die Eltern meines Großvaters Carl Ludwig Dittmann, der ihr einziges Kind war.
Auf dem Foto kann man gut erkennen, wie wichtig die Musik für die Familie war." D. Hülsebeck
Bild 65: Ältestes Foto der Familie Dittmann / D. Hülsebeck
<
Bild 66: Gastwirtschaft C. L. Dittmann / Privatarchiv: D. Hülsebeck
"Diese Aufnahme muss um 1870 entstanden sein, denn im Saal waren die Arbeiter untergebracht, die 1875 die Bahn bauten. Es waren Südeuropäer, zum Beispiel aus Italien.
Dies ist das älteste Foto und zeigt v.l.n.r.: ein Gebäude, in dem Schnaps gebrannt wurde. Daneben befindet sich der Colonialwarenladen. Vor der Eingangstür stehen C.L. und seine Frau Emilie Dittmann. Im hinteren Teil des Gebäudes befand sich die Backstube und der Backofen. Rechts war der Eingang in die Gaststube und das letzte Gebäude zeigt den Saal. Draußen vor der Gaststube waren Bänke aufgestellt. Später wurde die Schnapsbrennerei abgerissen und das Schweizerhaus gebaut.“ D. Hülsebeck
„C.L. Dittmann fuhr einmal in der Woche mit einem großen Kastenwagen voll Grüneberger Landbrot nach Berlin. Auf dem Rückweg brachte er außer Eisen für den Schmied Kessel noch Bier und Branntwein mit. Während des Bahnbaues (1875) machte er ein besonders gutes Geschäft." S. Dölitzsch
Bild 67: Ausschnitt aus einer Postkarte mit Gastwirtschaft von C.L. Dittmann / Privatarchiv: B. Dietz
„Ich kann mich noch gut erinnern, welche Gebäude auf der Postkarte zu sehen sind, v.l.n.r.:
Schweizerhaus, Colonialwarenladen, Gastwirtschaft, Saal, zwei Gästezimmer, in denen Durchreisende übernachten konnten und in der Mitte befand sich die Küche. Die Giebelwand war mit Efeu bewachsen. Der angrenzende Lindengarten umfasste 30 Lindenbäume und war mit einer Bühne ausgestattet. Unter den Linden befand sich eine Kegelbahn. Die Stallungen für die Pferde und auch die Scheune mit dem Kutschenstall befanden sich im Hof. Es machten viele Händler halt, die über die Dörfer gefahren sind. Die haben bei uns ausgespannt und die Pferde in diesem massiven Pferdestall abgestellt. Das Gasthaus war familiengeführt. Die Wohnung der Familie befand sich hofseitig.
Die Wand war inzwischen hoch und dicht mit Efeu bewachsen, was zu einer beträchtlichen Belastung führte. Eines Tages stürzte bei einem starken Gewitter der Efeu von der Wand.
Mein Großvater baute ein Schweizerhaus mit einem sehr großen Keller und darüber zwei Stockwerke. Hier wurde die Milch des Dorfes angeliefert und gemeiert. Über dem Keller errichtete und vermietete er sechs Einzimmerwohnungen. Die Kellerräume vermietete er an eine Firma aus Berlin, die dort eine Käserei betrieb. Die Käserei ging später in Konkurs. Durch die Käseherstellung wurde die Bausubstanz stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Feuchtigkeit der Milch ließ die Balken faulen, so dass den Mietern der Wohnungen gekündigt werden musste und das Gebäude 1912 als baufällig abgerissen wurde. Die Milch wurde dann nach Oranienburg gebracht."
ERGÄNZUNG:
Bild 68: Ausschnitt aus einem Grundstücksverzeichnis / Privatarchiv: H. Schwarz
In den Unterlagen von H. Schwarz findet sich eine Übersicht, die vermutlich aus einem Grundstücksverzeichnis stammt. Leider unvollständig und ohne Jahreszahl.
In Zeile 80 ist der Gastwirth Christian Leopold Karl Dittmann zu Grüneberg /Nb (Nordbahn) eingetragen mit dem Vermerk: Der Gasthof No. 33a mit Zubehör.
Darunter in Zeile 81 steht: derselbe mit dem Vermerk: Ein Schweizerhaus mit Zubehör.
In Zeile 82: Der Gastwirth Christian Friedrich Dittmann zu Grüneberg /Nb mit dem Vermerk: Büdnerstelle mit zugeschriebenen Ackerparzellen. <
"Bis 1912 führte er die Landbrotbäckerei, anschließend beschränkte er sich auf den Betrieb der Backstube. Die morgendliche Auslieferung der Brote erfolgte nur noch in Grüneberg.
Erst 1914 baute er ein Wohnhaus für die Familie und dann kam der Krieg.
Nach der Schließung des Gasthauses Elsholz trafen sich die Vereine hier im Gasthof. Zum Beispiel der Gesangverein, der sich zu Proben traf, oder der Kriegerverein. Der Handwerkerverein traf sich hier nicht. Mein Urgroßvater Christian Dittmann, spielte hervorragend Geige und gründete eine Kapelle, die in der Gaststube auftrat. Im Biergarten fanden darüber hinaus regelmäßig Konzerte der Militärmusik statt, die u.a. von zwei Bataillonen aus Ruppin dargeboten wurden.
Peter Klinkenberg hatte in Grüneberg eine Tanzschule, in unserem Saal fanden Tanzkurse statt." D. Hülsebeck
Bild 69: Männergesangsverein "Eintracht Grüneberg" / Privatarchiv: H. Schwarz
"Ich erinnere mich gut an dieses Bild. Mein Vater hat mir gesagt, dass das Foto 1908 am Giebel des Gebäudes aufgenommen wurde, der mit Efeu bewachsen war. Es hing als großes Bild im Saal. Ich erkenne einige Sänger: meinen Vater Georg Dittmann, Tischler August Fehlow, Dirigent Wilken, Schmied Rudolf Kessel, Gastwirt Carl Streich, Gastwirt Reinhold Dittmann, Julius Pieper usw." D. Hülsebeck
Sängernamen beginnend in oberer Reihe von links nach rechts:
Obere Reihe: Georg Mohrin - Hermann Wudick - Karl Lenz - Emil Rode - August Lenz - Rudolf Kessel
2. Reihe: Karl Kraaz - Karl Salzwedel - August Dittmann - Brüning - Karl Streich - Ernst Füster - Georg Dittmann
3. Reihe: K. Rathenow - Bernhard Schulz - Theodor Schenk - August Rußbild - August Wudick - J. Mohrin - August Elsholz - B. Dittmann
4. Reihe: Reinh. Dittmann - O. Mohrin - ? - Hermann Bath - E. Mohrin - E. Dittmann - Rudolf Fülle - August Salzwedel
Untere Reihe: Wilhelm Urbahn - Wilhelm Halle - Hermann Salzwedel - O. Rabeuß - Dirigent Max Wilken - Julius Pieper - Lehrer Döring - K. Süß - August Fehlow
"Großvater war verheiratet, jedoch ist seine Ehefrau verstorben. Als er seine zweite Frau kennenlernte, kaufte er eine prachtvolle Kutsche und holte seine Braut mit zwei Schimmeln aus Löwenberg ab. Die Kutsche ist mir noch in guter Erinnerung. Sie war mit goldbraunem Samt ausgeschlagen. Es handelte sich um eine geschlossene Kutsche mit Fenstern und Kutschbock. Sie erinnerte an eine Hochzeitskutsche. Die Kutsche war während des 2. Weltkrieges gut in einer Kammer der Scheune versteckt und wurde bei den Plünderungen am Ende des Krieges nicht gefunden, während alles andere gestohlen wurde. Als einzige Tiere blieben drei Ziegen zurück. Die Kutsche wurde nach dem Krieg zu einem Einspänner umgebaut, so dass ein Pferd vorgespannt werden konnte. Für mich wurde aus dem Samtstoff ein Mantel genäht." D. Hülsebeck
ERGÄNZUNG:
„Dieses Foto wurde im Lindengarten an der Efeuwand aufgenommen. Es zeigt unsere Familie in drei Generationen. Im Vordergrund sitzen mein Bruder Georg und ich.
In der mittleren Reihe v.l.n.r.: mein Onkel Carl Dittmann - Großmutter Emilie - Großvater Carl Leopold Dittmann und die Schwiegermutter von Onkel Adolf.
In der hinteren Reihe v.l.n.r: Emmi, die Frau von Carl Dittmann - Tochter von Carl und Emmi Dittmann - Pfarrer Walter Pannier (von 1926 bis 1927 Pfarrer in Grüneberg) - meine Mutter Elise und mein Vater Georg Dittmann - Lieschen, die Frau von Adolf Dittmann, der rechts daneben steht.“ D. Hülsebeck <
Bild 70: Familienfoto ungefähr 1926 / Privatarchiv: D. Hülsebeck
Bild 71: Postkarte mit dem Gasthof von C.L. Dittmann / Privatarchiv: D. Hülsebeck
"Mein Großvater sorgte dafür, dass seine drei Kinder eine gute Ausbildung bekamen, nachdem sie die Mittelschule verlassen hatten. Er wollte, dass alle ein Instrument lernen, obwohl er selbst keines spielte.
Der ältere, Karl Dittmann wurde Beamter in Berlin und spielte hervorragend Geige.
Mein Vater Georg Dittmann hat bis zu seinem 16. Geburtstag in Neuruppin die Mittelschule besucht und lernte 3 Jahre im Katasteramt in Neuruppin. Er hatte schon eine Arbeitsstelle, aber dann wollten seine beiden Brüder nicht mehr in Grüneberg bleiben und so musste er nach Grüneberg zurück, um in der Landwirtschaft seines Vaters zu arbeiten. Später übernahm er die Gastwirtschaft und die Landwirtschaft. (60 Morgen Land, Kühe usw.) Er konnte Klavier und Orgel spielen. Der dritte Sohn Adolf sollte eigentlich die Landwirtschaft übernehmen, aber er wurde Lehrer und zog nach Jüterbog. Er konnte Geige und Orgel spielen.
Familie Dittmann war eine sehr musikalische Familie."
D. Hülsebeck
"1931 ist mein Großvater im Alter von 93 Jahren verstorben, obwohl er sich bester Gesundheit erfreute. Er hatte einen Leistenbruch, dem er keine besondere Beachtung schenkte, aber als der Bruch heraustrat und der Brand dazu kam, starb er daran. Die Gaststätte wurde nun von meinem Vater Georg Dittmann weitergeführt.
Während des Zweiten Weltkrieges waren hier 50 französische Kriegsgefangene einquartiert, die bei den Bauern in der Landwirtschaft arbeiten mussten. Sie schliefen in Doppelstockbetten und ihre Strohmatratzen waren oft voller Flöhe.
Ein Kriegsgefangener starb am 16. Juli 1945. Nach Kriegsende hatten die Gefangenen mehr Freiheiten. Sie durften zum Beispiel in der Lanke baden. Der Gefangene bekam beim Sprung ins Wasser einen Herzinfarkt und war sofort tot. Er wurde in Grüneberg begraben. Als die Eltern benachrichtigt wurden, sorgten sie dafür, dass er nach Frankreich überführt und dort beigesetzt wurde.
Der Krieg war verloren und einer von C.L.'s Söhnen war tot. Sein Enkel Georg, mein Bruder, starb an den Folgen einer Kriegsverletzung. Die Gaststätte wurde nach dem Krieg geschlossen.
Der Gastwirt Fritz Weck wollte nach dem Krieg den Gasthof und den Lindengarten kaufen, aber man konnte sich nicht einigen.
Der Saal wurde später von der Schule als Turnhalle für den Sportunterricht genutzt und ist heute ein Künstleratelier.“
D. Hülsebeck
ANSIEDLUNG VON INDUSTRIE UND HANDWERK
Schmiede Kessel
„Schon in den Aufzeichnungen über Grüneberg im Jahre 1805 werden eine Schmiede und zwei Stellmacher erwähnt. Der Schmied Rudolf Kessel, der Anfang 1900 der Besitzer war, erledigte die Schmiedearbeiten für Löwenberg mit. Das Eisen für die Schmiede brachte zu dieser Zeit der Gastwirt C.L. Dittmann aus Berlin mit. Er fuhr einmal in der Woche mit einem großen Kastenwagen voll Grüneberger Landbrot nach Berlin. Auf dem Rückweg brachte er außer Eisen für den Schmied Kessel noch Bier und Branntwein mit.“ S. Dölitzsch
„Mein Großvater wurde über 90 Jahre alt und konnte sich noch an vieles erinnern, was ihm sein Großvater erzählt hatte. So erzählte er mir, dass vor etwa 200 Jahren gegenüber dem Gasthaus, das es damals noch nicht gab, eine Försterei existierte. Und dass es früher sogar Bären gab. Zu dieser Zeit kam es zu einem Knochenfund auf dem Grundstück der Familie Salzwedel, der sich als authentisch erwiesen hat. Familie Kessel stammt nicht aus Grüneberg. Wann sie sich hier niedergelassen haben, weiß ich nicht. Meine Ururgroßmutter war eine geborene Kessel.
Bild 72: 1888 alte Grüneberger Schmiede in der Stege / Privatarchiv: D. Hülsebeck
Kessels haben zu der Zeit, als es die Försterei und später auch die Landwirtschaft nicht mehr gab, von der Familie Salzwedel einen Teil des Grundstückes gekauft oder geerbt und darauf ein Wohnhaus und die Schmiede errichtet. Diese alte Schmiede stand zunächst in der Stege, direkt gegenüber unserem Grundstück. Wohnhaus und Schmiede stehen noch heute. Das Foto wurde von meinem Urgroßvater aufgenommen und hing in seiner Wohnung. Als der Schmied Kessel meinen Großvater bat, ihm das Foto zu überlassen, kam er dieser Bitte nach. Von da an hing es im Flur der Wohnung von Schmied Kessel in der Dorfstraße." D. Hülsebeck
„Das ist ein Foto aus dem Jahr 1888. Der damalige Schmied war Ferdinand Kessel. Auf dem Foto sehe ich folgende Personen:
Die Frau am Hauseingang mit dem Kind ist die Ehefrau von Ferdinand Kessel mit dem Sohn Carl Kessel. Mein Großvater C.L. Dittmann steht davor zwischen den beiden Pferden. Vor dem Pferd steht der Sohn Rudolf Kessel, der 8 Jahre älter war als sein Bruder Carl. Ein Geselle steht neben ihm. Daneben steht Ferdinand, der Vater der Kinder. Der Vater von Ferdinand, Carl Kessel, steht hinter dem Wagenrad. Bei den anderen Personen handelt es sich um Gesellen, die in der Schmiede gearbeitet haben. Die Schmiede war mit zwei Eingängen versehen. Vorne, an der Straße, war der Zugang für den Hufbeschlag. Ein zweites Tor befand sich im Hof.
Die Schmiede ging etwa um 1900 in den Besitz der letzten Familie Kessel über und wurde in die Dorfstr./Ecke Stege verlegt. Der damalige Schmiedemeister hieß Rudolf Kessel. In diesem Haus wohnte damals ein kinderloses Ehepaar, die beide sehr krank waren. Rudolf kaufte diesem Ehepaar das Grundstück ab und errichtete nach deren Tod hier die Schmiede. So war man näher an der Dorfstraße.
Er reparierte die landwirtschaftlichen Geräte der Bauern und war außerdem als Schlosser tätig. Auch Hufbeschlag gehörte zu seinem Tagesgeschäft. Rudolf Kessel hatte 3 Kinder: Hertha, Liesbeth und Werner. Hertha heiratete den Fleischermeister Otto Schulz aus Grüneberg, Liesbeth den Lehrer Leucht und zog nach Groß-Mutz und Werner sollte die Schmiede übernehmen. Rudolf starb unerwartet mit 50 Jahren an einer Thrombose. Plötzlich gab es keinen Schmied mehr in Grüneberg. Die Witwe blieb mit den Kindern allein zurück. Die Schmiede wurde in der Zwischenzeit von einem entfernten Verwandten übernommen. Werner Kessel wurde zur Ausbildung nach Mecklenburg geschickt. Dort legte er auch seine Meisterprüfung ab und konnte nach seiner Rückkehr die Schmiede weiterführen. Werner Kessel hat seinen Sohn Hans-Jürgen zum Schmied ausgebildet. Unglücklicherweise nahm der sich 1964 das Leben. Werner Kessel führte die Schmiede bis zur Schließung weiter. Der letzte Schmied in Grüneberg war Werner Kessel, der 1989 verstarb." D. Hülsebeck
In den Aufzeichnungen von H. Schwarz gibt es eine folgende Notiz zur Schmiede:
Bild 73: Fragment eines Meisterbriefes von Carl August Kessel aus dem Jahre 1838 / Privatarchiv H. Schwarz
"Nach einem Kaufvertrag aus dem Jahr 1725 war die erste bekannte Schmiede in der Stege schon in Betrieb. Es ist anzunehmen, dass die Schmiede durch Einheirat in den Besitz der Familie Kessel gekommen ist, denn nach einem Meisterbrief aus dem Jahre 1838 war der damalige Besitzer schon ein Mann namens Kessel (Carl August Kessel).“ H. Schwarz
Letzte Seite des Meisterbriefes:
… dieses Herrn Carl August Kessel
zu Grüneberg ist seinem Ansehen gemäß, heute
bei dem hiesigen Schmiedegewerk als Meister auf-
genommen worden und wird demselben hiermit
das Landmeisterrecht, Kraft der uns zustehenden
Besigniß ertheilt.
Urkundlich unter unserer Unterschrift und
unserem Siegel ausgefertigt.
Zehdenick, den 20ten October 1838
Das Schmiedegewerk Alten Schmidt …C. Ludocke
Meisterbrief für den
Schmiedemeister Herrn Carl August Kessel
In den Unterlagen von H. Schwarz befindet sich ein Kaufvertrag aus dem Jahr 1725.
Jemand hat diesen Kaufvertrag in eine lesbare Form übertragen.
Bild 74: Kaufvertrag von 1725 / Privatarchiv H. Schwarz
Seite 1:
Nachdem vor gut befunden, diejenigen Dorfschmieden worin ich die Jurisdiktion auf meinen Dörfern habe gegen ein gewisses Kaufgeld und jährliche Grund Zinse zu verkaufen. Und dann Meister Christian Grüben von Biesenthal, sich bei mir angegeben und erkläret, daß er die Schmiede zu Grüneberg, wenn ihm einführe, ferner von gnädiger Herrschaft als den Unterthanen, alle das jenige, was sein jetziger Schwieger:Vater. Meister Christian Prager, sowohl …….. (nicht lesbar) auch fortan bisher wegen der Schmiedearbeith empfangen, noch ferner erhalten, die freye Führen Kohle zu hohlen, von deren Unterthanen verrichtet, das jährlich gegebene Mietbier wegfalle, und was ich vorher inne gehabt, als einen Kohl- und Baumgarten hinter dem Hause, nebst einer Wische auf der Freyheit: und die andere die Kuhwiese genannt, gelassen, auch die Freyheit.
Bild 75: Kaufvertrag von 1725 / Privatarchiv H. Schwarz
Seite 2:
solche Schmiede, wann er oder die Seinen hiernächst zu erneuern möchten, die Schmiede wiederum zu verkaufen verstattet würde, gedachte Schmiede in Grüneberg Erb- und Eigenthümlich an sich kaufen und nicht nur allein Siebenzig Thaler Kaufgeld sogleich, sondern auch ein Thaler 12 Groschen Grundzins jährlich davon zahlen wollte; das ist mit demselben nachfolgenden Kaufcontract (Kaufvertrag) darüber geschlossen worden. Nehmlich es wird die Schmiede zu Grüneberg in demjenigen Stande der Gebäude darin sie sich ihr befindlicher an Meister Christian Grüben als Käufer vor und mit Siebzig Thaler Kaufsumme und ein und halben Thaler Grundzins jährlich Erb- und Eigenthümlich verkauft zediert
Bild 76: Kaufvertrag von 1725 / Privatarchiv H. Schwarz
Seite 3:
daß er die Gebäude auf deine Kosten unterhalte, wozu jeder noch das frey benötigte Holz angewiesen wird, die Unterthanen ihm von die Schmiedearbeit, welche er nach wie vor um den bisherigen Preis, und nicht mehr vor sie verrichtet, alles derjenige, so er bisher erlaubt seyn soll, anderwärts arbeiten zu lassen. Und dem Käufer die Freyheit, wenn er oder die Seinen hiernächst solche Schmiede ousens (Erlaubnis) der gnädigen Herrschaft an andere wieder verkaufen wollten, gelassen werden soll. Dahingegen Käufer auch nicht alleine schuldig ist, deren Unterthanen als wovon er
Bild 77: Kaufvertrag von 1725 / Privatarchiv H. Schwarz
Seite 4:
seine Substistenz (Ausgaben) hat, in Spezie der gnädigen Herrschaft ihre Schmiedearbeit nach wie vor, gut, tüchtig, und allemahl zu rechter Zeit zu fertigen, damit dieserhalb keine Klagen einkommen mögen, widrigenfalls er zu gewärtigen hat, daß ihm oder seinen Sucassori (Nachfolgern) auch Kindern, wann sie nicht Capable (fähig) gefunden werden, solche Schmiede gar wieder genommen nach dem Werth bezahlet, und einem Tüchtigeren wieder zugeschlagen werden soll. Wie nun Käufer sogleich die 70 Thaler an die gnädige Herrschaft bar gezahlet und hiermit quittiert wird, und ………… jährliche Grund Zinß alle Jahre Michaeli richtig abführen will, auch damit itzt (jetzt)
Bild 78: Kaufvertrag von 1725 / Privatarchiv H. Schwarz
Seite 5:
kommenden Michaeli a.c. den Anfang machet. Daß ist ihm diesen Kauf Contract unter meinen als Käufer eigenhändigen Unterschrift und vorgedruckten Pettschaft ausgehändigt worden. So geschehen zu Hoppenrade
Termin Trinitatis Anno Christi 1725 Jo Bredow
Daß als vorstehende Abschrift, welche auch am Antrag (restl.
nicht lesbar) …. berg noch ein allen mithin des Bredowschen
Gerichts-Siegel (restl. nicht lesbar) und zu der Grund Acten
genommenen Documenten angefertiget ist, mit dem genannten
Original ganz genau und wörtlich übereinstimmen sie auch die
Anerkung auf der 3ten Seite von dem unterschriebenen Richter
gemacht ist, solches alles wird unter preußischer (?) Unterschrift
und Siegel hiermit beglaubigt.
So geschehen Cremmen, am 22. April 1816.
….. (nicht lesbar) Hoppenrade aus Löwenberg.
C. Venzel.
Stellmacherei und Wagenbau Genzow
„Der Stellmacher Bernhard Genzow hatte seine Werkstatt gegenüber der Kirche auf der linken Seite des Dorfes. Er hatte die Stellmacherei von seinen Vorfahren übernommen, die sie bereits 1836 gegründet hatten. In seiner Werkstatt fertigte und reparierte er Wagenräder für die Bauern. Meine Mutter erzählte immer, dass sie das Holz in den Dämpfer legten, in dem die Kartoffeln für das Vieh gekocht wurden. So konnten sie das Holz biegen. Bernhard Genzow verunglückte am 14. Juli 1950 bei der Arbeit als Stellmacher tödlich. Seine Witwe führte die Werkstatt mit dem Gesellen bis 1956 weiter. Nach einer schweren Erkrankung musste sie die Stellmacherei aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.“ R. Wacker-Steinkamp
Märkische Metallwerke Lehmann und Sohn
ERGÄNZUNG:
Im Nachlass von H. Schwarz befindet sich ein handgeschriebenes Heft, in dem u.a. Grüneberg als Industriestandort beschrieben wird. Wer hier über Grüneberg geschrieben hat, ist nicht bekannt. Hier heißt es:
„In den Neunziger Jahren verkaufte Fritz Kraaz seine Vollbauernwirtschaft. Das Land im Seefeld kaufte ein Berliner namens Lehmann. Ich kann mich noch ganz gut erinnern, als die Auktion war.
Der Herr Lehmann aus Berlin, der das Land im Seefeld hatte, pachtete dann die Hofstelle des ehemaligen Kossäthen Schulz, der seine Landwirtschaft verkauft hatte, weil seine Tochter den Bauern Bath geheiratet hatte und er bei diesem wohnte.
Der Lehmann betrieb nun die Landwirtschaft. Da er nun selber nichts vom Wirtschaften verstand, nahm er sich den Arbeiter August Bäcker als Verwalter an. Der Verwalter August Bäcker war auch gleich Flur- und Feldhüter bei unserem Bauern. Er hat uns manches Mal den Hintern versohlt, wenn wir von den Schenk'schen Weiden in der Koppel Zweige abgeschnitten hatten, um ein fingerdickes Stück Weidenholz, dass man dann mit dem Taschenmesser die Rinde weichklopfte und den Zauberspruch sagte:“Butt,butt, Bullerjahn, laß die Fleut bald runnerjahn.“ (bedeutet so viel wie … laß das Volk bald untergehen.) Dieser August Bäcker war von uns Jungen sehr gefürchtet.
Im Jahre 1901-1902 baute dann Herr Lehmann, der zwei Söhne hatte, die Fabrik. Die Söhne hießen Arthur und Franz. Arthur war ein großer Jäger, er hatte bei August Mohrin das Zimmer auf der Altenteilseite gemietet. Da der Lehmann die Grüneberger Gemeindejagd gepachtet hatte, und der Sohn Emil Mohrin auch ein großer Jäger war, stand bei Ihnen die Jagd im hohen Ansehen. Überhaupt wenn die große Treibjagd im Dezember war. Mein Bruder August, der damals bald eingesegnet wurde, fuhr immer den Wildwagen. Damals war das Liebenberger Gebiet noch nicht eingezäunt und das Wild konnte noch in freier Wildbahn ungehindert von einem Revier ins andere gehen.
Um nun wieder auf den Fabrikbau zurückzukommen, der Bau wurde vom Bauunternehmer Luis Schulz ausgeführt. Es war ein schmucker Bau. Er stand auf derselben Stelle, wo heute noch die Fabrik steht. In dem Werk sollten Messing und Kupfer zu Rohren verarbeitet werden. Die Firma hieß nun „Märkische Metallwerke C. Lehmann und Sohn“. Ich kann mich noch deutlich erinnern, wie der erste Probeguss war. Der Gießermeister hieß Kuhnert. Das Mädchen des Kuhnert ging mit in unsere Klasse. Unser Lehrer Kantor Wilken fragte in der Unterrichtsstunde das Mädchen, wie der erste Probeguss ausgefallen wäre.
Das Messing wurde damals noch in meterhohe Formen gegossen (Röhrenform). Diese Rohre wurden dann sehr, sehr oft auf den Ziehbänken gezogen, bis sie die richtige Form und Wandstärke hatten. Das ging dann einige Jahre. Die Arbeiter waren meist aus Grüneberg und Umgebung und wurden schlecht bezahlt. Bald entschlossen sie sich, um bessere Bezahlung zu erhalten, zu einem Lohnstreik. Es wurde ein Termin gesetzt und Streikposten aufgestellt. Der Lehmann ließ nun Arbeiter aus Sachsen kommen. Dann kam es zu der großen Schlägerei, es war im Frühjahr 1905. Die Sachsen zogen geschlossen durchs Dorf bis zur Gastwirtschaft Streich, es war abends gegen 8 Uhr. Von allen Seiten wurden sie angepöbelt. In dem Lokal ging es dann los. Der eine Meister bekam Schreikrämpfe und schrie wie ein Wahnsinniger. Draußen schlug einer auf den anderen, denn es war schon dunkel geworden. Vor dem Hause des Bauern Mohrin, wo der Arthur Lehmann wohnte, kam es auch zu einem Zusammenstoß. Die alte Frau Mohrin trat mit der Petroleumlampe heraus, (denn elektrisches Licht gab es damals noch nicht) um den Skandal zu besehen. Doch kaum war sie draußen, da traf ein wohlgezielter Schlag ihre Lampe und die Schlägerei begann von Neuem. Ich war damals Kleinknecht bei Frau Krüger Mohrin und stand mit dem Großknecht Gustav Dittmann in der Hoftüre.
Einige Jahre später war es dann mit der Lehmannschen Fabrik vorbei. Sie ging Konkurs.
Im Jahre 1909 wurde die Fabrik wieder ins Leben gerufen. Es hatte eine gewisser Schwieger eine Metallpresse erfunden und das Verfahren wurde hier erprobt. Es wurde ein Wasserturm gebaut und mit Wasser und Luftdruck wurde ein glühender Kupfer- oder Messingblock zu einem Rohr gepresst. Das war gegenüber dem Gießverfahren ein großer Vorteil.
Bald darauf ging die Fabrik in den Besitz der Firma „Löwenberg“ über. Nun wurden hier Halbfabrikate gemacht. Dicke Messingstangen, die dann in der Fabrik in Borsigwalde, die auch der Firma Löwenberg gehörte, zerschnitten und zu Artillerie Geschosszündern verarbeitet. Während des Krieges wurde das Werk größer gebaut. Auch der Wasserturm, der vorher aus Holz war, wurde massiver gebaut. Zwei Schlote wurden auch noch errichtet, sodass es jetzt drei waren. Altmaterial (Kupfer und Messing) wurden viel aus den erbeuteten Gebieten herangeschafft.
Das neue Gebäude, das nun viel stattlicher aussah und viel größer war, trug vorn nach der Bahnseite ein großes Relief. Es war ein ovales Relief und zeigt einen Berg, auf dem ein Löwe lag. Das Ganze war von einem Rosenstrauß umrankelt. Die Frau des Löwenberg war nämlich eine geborene Rosenstrauß und sie hat öfter angedeutet, dass der Berg mit dem Löwen auf einem Rosenstrauch ruht. Das war symbolisch als sei sie mit ihrem Geld die Grundlage des ganzen Unternehmens.“ <
„In Grüneberg wurde nach 1900 eine Fabrik errichtet. Im Jahr 1901 kaufte ein Berliner namens C. Lehmann das Land hinter der Bahn und baute dort eine Fabrik. Er nannte sie „Märkische Metallwerke C. Lehman und Sohn“. Es wurden Messing- und Kupferrohre gezogen. Das geschmolzene Metall wurde in Formen gegossen und dann zu Rohren gezogen, bis es die nötige Form und Wandstärke hatte. Das war ein sehr umständliches Verfahren.
Das Brennmaterial für den Betrieb musste mit dem Achswagen, vor den Pferde gespannt waren, aus Löwenberg geholt werden. Grüneberg hatte 1902 nur ein durchgehendes Gleis von Berlin nach Stralsund. Mit dem Bau des 2. Gleises in den Jahren 1903 – 1904 erhielt Grüneberg auch eine Verladestelle. Damit fiel der lange Antransport der Materialien mit dem Pferdegespann weg. Lehmann konnte trotz Verbesserungen die Fabrik nicht halten. Es kam zum Konkurs. Das Werk wurde stillgelegt." S. Dölitzsch
Bild 79: Postkarte Märkische Metallwerke / Privatarchiv: B. Dietz
"Etliche Jahre später wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Es wurde ein neues Verfahren zum Herstellen von Rohren ausprobiert. Mit Hilfe von Wasser- und Luftdruck presste man nun die Rohre. Zu diesem Zweck baute man einen Wasserturm auf dem Gelände der Fabrik. Zu dieser Zeit erfand ein Herr Schwieger die Metallpresse. Dieser übernahm 1914 die Fabrik und stellte diese Pressen her. Der Betrieb nannte sich nun Deutsche Schwiegersche Metall-Press-Werke Grüneberg. Während des Krieges wechselte der Besitzer. Das Werk wurde vergrößert und hieß nun Metallwerke Löwenberg. Es wurden fast nur Messingstangen bis zu 8 cm Stärke gepresst, die dann in Borsigwalde, die Firma hatte dort auch noch ein großes Werk, zerschnitten und dann zu Granatzündern verarbeitet wurden.
In der Zeit der Inflation verringerte sich die Produktion des Werkes stark. Es stellte jetzt Kupfervorwärmerohre für Dampfer und Lokomotiven her. 1924 wurde das Werk dann stillgelegt.
1932 kaufte die Firma Polte den Betrieb auf. Diese Firma hatte einen Munitionsbetrieb in Magdeburg. 1933 stellte man nur Jagdmunition her. 1934 begann man mit der Produktion von Infanteriemunition, Granaten und 2 cm Kartuschen.“ S. Dölitzsch
(Siehe unter: „MEHR INFORMATIONEN_3 DIE MUNITIONSFABRIK“)
„Ein Kindergarten bestand bereits zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Er befand sich zunächst in der Waldstraße. Leiterin war Frau Berg (verh. Rutzen). Frauen, denen die Betreuung ihrer Kinder während der Arbeit in der Fabrik nicht möglich war, hatten die Möglichkeit, ihre Kinder zur Betreuung in den Kindergarten zu bringen.“ A. Liebe-Budich
„Auch die Handwerker hatten ein gutes Auskommen. Es gab zwei Schuhmacher, zwei Schneider, zwei Tischler, eine Sattlerei, ein Sägewerk und 2 Mühlen.“ S. Dölitzsch
Schuhmacherwerkstätten
Auf dem Kreuzberg gab es zwei Schuhmacher. In der Gartenstraße befand sich die Werkstatt des Schusters Herbert Kruschel, der später seine Werkstatt in die Spirituosenfabrik verlegte. Schuster Kruschel baute 1945 sein Wohnhaus aus den Brettern einer Baracke des ehemaligen Außenlagers. Hinter dem Wohnhaus befand sich die Werkstatt, in der Schuhe angefertigt und repariert wurden.
Der Schuster Karl Müller führte seine Werkstatt in der Seestraße, bis er 1953 starb.
Im Dorf hinter dem Sportplatz gab es, wie schon erwähnt, den Schuhmacher Hermann Rietzke und als dessen Nachfolger den Schuster Schwello.
Der Sohn des Schusters Schwello besaß auf der Siedlung eine Schusterwerkstatt.
Schneidereien
Auf dem Kreuzberg wurde im Geschäft von Frau Leverenz geschneidert. Edith Pieper und Walli Pieper schneiderten ebenfalls.
„Die Schneidermeisterin Frau Babenschneider kam 1943/44 mit ihrer Tochter aus Berlin nach Grüneberg und eröffnete hier ihre Schneiderstube in der Nähe des Sees. Sie war eine exzellente Schneiderin, vor allem für Brautkleider. Sie erwarb ihre Fähigkeiten als Direktrice in Paris.“ R. von Leupoldt
Erich Lamprecht war Herrenschneider und seine Schneiderwerkstatt befand sich im Rosenviertel fast gegenüber der ehemaligen Schlächterei Pohlmann. Nach meinen Informationen bestand seine Schneiderwerkstatt bis Ende der 1960er Jahre.
In der Liebenberger Straße war Schneider Kuhtz ansässig.
Der Herrenschneider Carl Schulz hatte seine Schneiderwerkstatt auf der Siedlung.
Erwähnt wurde noch ein Schneider Schiller, über den bisher nichts herausgefunden werden konnte.
Fahrradwerkstätten
Im Rosenviertel gab es eine Werkstatt, die Fahrradreparaturen erledigte. Wer die Werkstatt betrieb, konnte bisher noch nicht in Erfahrung gebracht werden.
Gustav Lemke bot in seinem Geschäft ebenfalls Fahrradreparaturen an.
Sattlerei Fengler
„Die Sattlerei von Willi Fengler befand sich im Dorf in unmittelbarer Nähe zur Schule. Sie bestand von 1920 bis 1986. Nach dem Tod meines Großvaters wurde die Sattlerei geschlossen.“ B. Fengler
Mühlen und Getreidespeicher
In Grüneberg standen zwei Windmühlen. Hier ließen die hiesigen Bauern ihr Getreide mahlen. Eine Mühle stand am Grünen Weg, die andere auf dem Mühlenberg am Pappelhofer Weg.
(Siehe unter: „MEHR INFORMATIONEN_8 HEIMATGESCHICHTLICHES_DIE WINDMÜHLEN“)
„In der Nähe der Bahn entstanden noch zwei weitere Gebäude. Um 1920 baute der Kaufmann Benno Jaeger aus Teschendorf auf dem Bahnhofsgelände einen Speicher, der gleichzeitig einen Gleisanschluss besaß. Zur gleichen Zeit errichtete ein Berliner Getreidegroßkaufmann in der Nähe der Bahn, nicht weit von dem anderen, einen massiven Speicher. Diese beiden nahmen nun das in Teschendorf und Grüneberg anfallende Getreide auf. Den Speicher von Jaeger übernahm später der Kaufmann Gustav Lemke aus Grüneberg. Als 1938 ein neues Bahnhofsgebäude entstand, das man in den Jahren 1940/41 erweiterte, musste dieser Speicher abmontiert werden. Den Massivspeicher von Judis übernahm die Hauptgenossenschaft Kurmark und vergrößerte ihn so, wie er heute noch erhalten ist.“ S. Dölitzsch
Anmerkung: 2012 wurde dann auch dieser Speicher wegen der Ertüchtigung der Bahnstrecke abgerissen.
(Siehe unter: „MEHR INFORMATIONEN_5 DER BAHNHOF“)
Spar- und Darlehenskasse / Bäuerliche Handelsgenossenschaft
Möglicherweise wurde das Gebäude der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft [3], wie diese nach dem Zweiten Weltkrieg hieß, in der Zeit errichtet, als die Getreidespeicher gebaut wurden. Wie das Gebäude vor dem Krieg in Grüneberg genannt wurde und seit wann es besteht, ist nicht bekannt. Bekannt ist, dass es sich immer um eine Einrichtung handelte, die von den Bauern genutzt wurde, um z.B. Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte zu versenden oder zu empfangen. Auch der Zahlungsverkehr und die Kreditvergabe gehörten dazu. Vermutlich handelte es sich um die Spar- und Leihkasse, die der Preußenkasse angeschlossen war. Diese konnte mit der ganzen Welt Handel treiben.
Bild 80: Ehemaliges BHG-Gebäude / Privatarchiv: B. Dietz
Blickt man in die Geschichte zurück, so wurden ländliche Genossenschaften zur Selbsthilfe bereits Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet. „Reichsverband deutscher landwirtschaftlicher Genossenschaften - Raiffeisen e.V.“
In den 1930er Jahren wurden die ländlichen Spar- und Darlehnskassen einheitlich in Raiffeisenkassen e.G.m.b.H. umbenannt.
Mit Befehl der Sowjetischen Militäradministration Deutschland vom 20.11.1945 wurde den ländlichen Genossenschaften die Wiedergründung und selbständige Tätigkeit als Bäuerliche Handelsgenossenschaft ermöglicht. Vorrangige Aufgabe war die Versorgung der Landbevölkerung und der landwirtschaftlichen Betriebe mit Waren des ländlichen Bedarfs. Dazu gehörten auch der bargeldlose Zahlungsverkehr, Giro- und Sparkonten sowie die Vergabe von Krediten.
Später wurde daraus ein Baustoffhandel. Auch die Versorgung der Bevölkerung mit Kohlen gehörte dazu, denn die gab es nur auf Kohlenkarten. Das blieb so bis zum Ende der DDR. Kurz nach der Wende wurde die BHG geschlossen. Das Gebäude wurde inzwischen verkauft.
Postkartenverlag K. Klinkenberg
Eine Postkarte weist auf einen Verlag hin, der in Grüneberg ansässig war: Verlag K. Klinkenberg, Grüneberg/Nordbahn. Von diesem Verlag wurde bisher nur eine Postkarte gefunden. Frau Hülsebeck brachte Licht ins Dunkel: Es handelt sich um Käthe Walter verehelichte Klinkenberg, die Inhaberin der Materialwarenhandlung war.
Bild 81: Rückseite der Postkarte / Privatarchiv: B. Dietz
Bild 82: Postkarte / Privatarchiv: B. Dietz
Tischlerei Fehlow
„Mein Urgroßvater war der Tischlermeister August Fehlow (1847 – 1928) und hatte zunächst sein Wohnhaus und die Werkstatt im Pappelhofer Weg. Um die Jahrhundertwende errichtete er in der Dorfstraße (linke Seite hinter der Kirche) ein neues Gebäude mit einer Scheune als Werkstatt. 1903 verkaufte er Haus und Grundstück an den Landwirt Richard Dittmann, der mit seiner Familie dort einzog.
August Fehlow richtete sich seine Werkstatt in der Scheune ein. Nach seinem Tod übernahm mein Großvater Hermann Fehlow die Tischlerei.
Eine Bombe zerstörte zum Ende des 2. Weltkriegs die Scheune und auch einen Teil des Wohnhauses. Die Familie befand sich zu diesem Zeitpunkt auf der Flucht.
Später wurde ein Teil des Wohnhauses für die Werkstatt abgetrennt. 1960 wurde die Tischlerei geschlossen. Das Gebäude war inzwischen baufällig geworden. 1963 wurde daneben ein neues Wohnhaus errichtet.“ R. Fehlow
Bild 83: Ehemaliges Wohnhaus mit Tischlerwerkstatt im Pappelhofer Weg / Privatarchiv: B. Dietz
Bild 84: Neubau und ehemaliges Wohnhaus mit Werkstatt in der Dorfstraße / Privatarchiv: H. Schwarz
Bild 85: Außenmauerwerk Wohnhaus / Foto: B. Dietz
Heute stehen noch zwei Außenmauern des ehemaligen Hauses.
Tischlerei, Säge- und Hobelwerk Pieper
„Auf dem Kreuzberg in der Chausseestraße betrieb Julius Pieper um 1900 eine Tischlerei und eröffnete 1926 ein Sägewerk.“ S. Dölitzsch
"Mein Großvater, Hermann Rode, hat bei Julius Pieper einige Zeit gearbeitet, bevor er seine eigene Tischlerei aufgebaut hat.“ Adine Liebe
Bild 86: Im Sägewerk von Julius Pieper / Privatarchiv B. Dietz
Bild 87: Sägewerk Pieper / Privatarchiv: B. Dietz
Auf diesem Foto vom Sägewerk sieht man v.l.n.r: Walter Pieper, Georg Dittmann (ein Bruder meiner Großmutter Frieda Dittmann), Bernhard Brandenburg, die vierte Person ist mir nicht bekannt.
Bild 88: Rechnung Säge- und Hobelwerk / Privatarchiv: Ch. Fielitz
Später wurde das Sägewerk von seinem Sohn Walter Pieper weitergeführt. Nach dem Tod von Walter Pieper im Jahre 1964 wurde das Sägewerk aufgegeben.
Tischlerei Rode
„Mein Großvater, Hermann Rode, arbeitete einige Zeit in der Tischlerei von Julius Pieper. 1928 baute er sich seine eigene Tischlerei in der Chausseestraße 6 auf. Laut Auftragsbuch wurde sie 1931 eröffnet. Er hatte viele Gesellen, die in der Werkstatt arbeiteten. Er bildete auch selber aus. U.a. erlernten Hannes Schulz und Horst Meyer den Beruf des Tischlers. Hermann Rode fertigte in seiner Tischlerei Fenster, Türen, Fensterläden, Regale, Schreibtische, Werkzeugschränke und Werkbänke für die Fabrik, aber auch Särge. Sein Rechnungsbuch enthält auch eine Liste der Verstorbenen, für die er einen Sarg angefertigt hat.“ A. Liebe
Bild 89: Tischlergeselle Emil Wudick bei der Arbeit in der Tischlerei Rode / Privatarchiv: A. Liebe
Bild 90: Tischlermeister Hermann Rode / Privatarchiv: A. Liebe
Kopien aus dem Auftrags- und Rechnungsbuch von Hermann Rode:
Bild 91: 1934 abgekürzte Umsatzsteuerklärung Tischlerei Rode
Bild 92: Auftrag für die Fabrik: Werkbänke, Werkzeugschränke, Spinde usw.
Bild 93: Auftrag für Erich Ernst
Bild 94: Auftrag der Gemeinde für die Anfertigung eines Schuppens auf dem Sportplatz
"Nach dem Krieg führte Hermann Rode zusammen mit seinem Schwiegersohn Hans Liebe, meinem Vater, die Tischlerei weiter. Mein Vater war gelernter Fleischermeister und hatte bei meinem Großvater zunächst eine Tischlerlehre absolviert und dann seinen Meister gemacht. Die Tischlerei in der Chausseestraße wurde zu klein und hatte auch keine Heizung. Dann erbte mein Vater von seiner Mutter ein Haus in der Seestraße und baute sich 1954 eine Tischlerei in der Seestraße 12. 1968 starb mein Großvater.
In der Zeit von 1976 bis 1990 haben mein Mann und ich die Tischlerei bis zur Schließung weitergeführt“. A. Liebe
Bild 95: Tischlerei von Hans Liebe in der Seestraße / Privatarchiv: A. Liebe
Bild 96: Wohnhaus in der Seestraße / Privatarchiv: A. Liebe
Baugeschäft Schulz
Der Bauunternehmer August Schulz hatte sein Baugeschäft auf dem Kreuzberg in der Lindenstraße rechts Richtung Bahn.
1930 errichtete er das Wohn- und Geschäftshaus meines Großvaters, Max Walther.
„Meine Schwiegermutter Ida Hülsebeck beauftragte ihn mit dem Bau ihres Wohnhauses. Er baute 1928 ein zweistöckiges Haus an der Dorfstraße neben der Schlächterei Kraaz.“ D. Hülsebeck
"Unser Wohn- und Geschäftshaus wurde von August Schulz erbaut. Den Innenausbau führte Maurermeister Otto aus Löwenberg aus." E. Loerke
Bild 97: Swinemünde 1936 / Privatarchiv: B. Dietz
Ein Foto von 1936 zeigt ihn bei einem Ausflug nach Swinemünde.
Folgende Personen sind auf dem Foto zu sehen:
Links Emma Walther, daneben Max Walther.
Hinter Max steht August Schulz und vor ihm seine Frau. Rechts stehen Bernhard Schulz und seine Frau.
Bild 98: Rechnung Baugeschäft August Schulz / Privatarchiv: Ch. Fielitz
Molkereien
Die Milchsammelstellen [4] im ländlichen Raum wurden früher auch als Molkerei [5] bezeichnet. Hier fand eine gewisse Vorbehandlung statt (z.B. Entrahmung mit einer Zentrifuge). Die Milch wurde in kleinen Mengen (bei Abholung in kleinen Milchkannen) oder als Magermilch zur Viehfütterung abgegeben.
Die meisten Milchsammelstellen wurden in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen errichtet.
Im Dorf existierten zwei Milchannahmestellen: Molkerei Schenk, Nachfolger Röper und neben dem Gasthaus Streich konnte bei Lenz, Nachfolger Zühlke, Milch abgeliefert und abgeholt werden.
In den 1930er Jahren wurde die deutsche Milchwirtschaft umstrukturiert. Durch die so genannte Agrarkartellierung wurden alle milchviehhaltenden Höfe verpflichtet, ihre Milch an eine bestimmte Molkerei in einem bestimmten Einzugsgebiet zu liefern. Diese Maßnahme diente in erster Linie dazu, im Falle eines Krieges die Selbstversorgung der deutschen Bevölkerung mit Fett und Eiweiß zu gewährleisten und eine Versorgungskrise wie im Ersten Weltkrieg zu vermeiden.
Wie ging es nach Kriegsende weiter?
Nachdem 1945 die meisten Gebäude der Munitionsfabrik gesprengt und die Maschinen demontiert waren, stand die Fabrik bis Juli 1946 still. Am 1. August des gleichen Jahres eröffnete Hermann Meyer aus Berlin in den verbliebenen Gebäuden eine Likör-, Spirituosen- und Marmeladenfabrik. Ab 1950 wurde das Werk volkseigen. Später gab es im VEB Grüneberger eine Betriebsküche, die auch Hort und Kindergarten versorgte, eine Wäscherei, eine Schneiderei und eine Schuhmacherei.
Die Handwerker betrieben nach dem Krieg ihre Werkstätten, wie zum Beispiel Tischlerei, Sägewerk und Schmiede weiter. Schuster, Schneider und Sattler existierten noch. Eine Mühle war noch erhalten. In der ersten Zeit verkauften die Lebensmittelgeschäfte ihre Waren weiter. Die „Gaststätte zur Eisenbahn“ und die Gaststätte „Zu den drei Linden“ waren geöffnet. Die Gaststätte von C.L. Dittmann schloss bald nach dem Krieg, auch die Bäckerei Plessow wurde aufgegeben. Das Kolonialgeschäft Capito wurde nach einem Brand nicht mehr geöffnet.
1945 brach die Versorgung zusammen. In der sowjetischen Besatzungszone erließ die Militärverwaltung bereits am 18.12.1945 den Befehl, die Konsumgenossenschaften [6] wieder aufleben zu lassen. Der Konsum sollte vor allem die Versorgung auf dem Lande sicherstellen. Neben Lebensmittelgeschäften wurden auch Gaststätten betrieben.
Eine weitere Organisation, die bei der Versorgung der Bevölkerung eine Rolle spielte, war die staatliche Handels-Organisation, kurz HO. Sie wurde noch vor der DDR gegründet und eröffnete am 15. November 1948 ihre erste Filiale in Berlin.
Dies hatte zur Folge, dass fast alle privaten Geschäfte in HO- oder Konsumverkaufsstellen umgewandelt wurden.
Standesamt
Vor dem 2. Weltkrieg war das Standesamt in Löwenberg zuständig. Nach dem Krieg gab es vorübergehend ein Standesamt in Grüneberg. Später wurden die Urkunden in Gransee ausgestellt.
Nach 1945 stellte das Bürgermeisteramt Dokumente aus. Die Eintragungen wurden zunächst auch in russischer Sprache ergänzt.
„Das Standesamt befand sich in einem Gebäude in der Chausseestraße (letztes Haus rechts in Richtung B 96). Carl Dittmann, ein Bruder von Reinhold Dittmann, war Lehrer im Ruhestand. Er war als Standesbeamter tätig. Dort haben wir auch geheiratet..“ D. Hülsebeck
Bild 99: Personalausweis ausgestellt in Grüneberg / Privatarchiv: Ch. Fielitz
Bild 100: Urkunde vom Standesamt Grüneberg / Privatarchiv: B. Dietz
Bestehendes und neues Gewerbe
Firma Adam-Eis
„Ferner muss noch ein kleiner Betrieb der Nahrungs- und Genussmittelbranche erwähnt werden. Es ist die Firma Adam, die Speiseeis herstellt. 1950 begann H. Adam mit der Herstellung von Streicheis, jedoch erst nur für Grüneberg. Dann entwickelte sich der Betrieb weiter und belieferte die Kreise Gransee, Neuruppin und Oranienburg. Der Betrieb produzierte dann den Polarkuss und Pücklereisbecher.“ S. Dölitzsch
Im September 1951 wurde der Firma Adam-Eis die Gewerbeberechtigung erteilt. 1972 wurde Adam Eis enteignet. 1983 erfolgte die Eingliederung in das Backwarenkombinat Potsdam und die Neugründung des VEB Backwaren- und Speiseeisproduktion Gransee - Grüneberg. 1990 erhielt Heinz Adam seinen Betrieb vom Staat zurück. Der Firmenname lautet seitdem Adam Eis und Tiefkühlkost GmbH.
Quelle: Zeitungsartikel Neues Granseer Tageblatt vom 12.09.2001
Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in der Sowjetischen Besatzungszone im Zuge der Bodenreform damit begonnen, die Landwirtschaft [7] sozialistisch umzugestalten. Besitzer von Flächen mit einer Größe von mehr als 100 Hektar wurden ohne Entschädigung enteignet.
Am 17.04.1953 war die Gründung der LPG in Grüneberg, die den Namen "Völkerfreundschaft" erhielt.
Der Zusammenschluss der Bauern zu LPGen sollte freiwillig erfolgen, wurde aber zur Zwangskollektivierung der Landwirtschaft. Um dem zu entgehen, sind viele Bauern in dieser Zeit in den Westen gegangen.
Bild 101: Neubau Lehrlingswohnheim / Privatarchiv: H. Schwarz
„1954 zählte die Genossenschaft 65 Mitglieder, die 749,7 ha bewirtschafteten. Im Jahre 1955 erhöhte sich die Mitgliederzahl auf 87. Jetzt wurde eine landschaftliche Nutzfläche von 800 ha bebaut. Die Mitglieder wurden in einzelne Brigaden eingeteilt: eine Viehwirtschaftbrigade, zwei Feldbaubrigaden und eine Baubrigade.
1960 erfolgte die Umstrukturierung zur LPG Typ III. Die LPG zählte 116 Mitglieder und 15 Lehrlinge. Nun bewirtschaftete man eine Fläche von 1237,26 ha. Dazu gehörten Tierproduktion, Ackerbau und landwirtschaftliche Maschinen sowie eine MTS-Werkstatt mit Tankstelle.
1964 wurde das Lehrlingswohnheim fertiggestellt. 1965 stieg die Zahl der Genossenschaftsmitglieder auf 133 und 52 Lehrlinge an. 1967 waren es 140 Mitglieder und 59 Lehrlinge.“ R. Fielitz
Die deutsche Wiedervereinigung im Jahr 1990 brachte - wie für die gesamte Wirtschaft der ehemaligen DDR - einen radikalen Umbruch mit sich.
Die meisten ehemaligen LPG-Mitglieder schlossen sich zu einer Agrargenossenschaft zusammen. Nur wenige gründeten einen privaten Landwirtschaftsbetrieb.
„Von den zahlreichen Geschäften existierten in den 60er Jahren nur noch ein Konsum-Lebensmittelgeschäft, eine HO-Lebensmittelverkaufsstelle (Riemer), ein Kommissionshändler (Lebensmittelgeschäft Fielitz) und zwei Konsum-Verkaufsstellen für Fleisch- und Wurstwaren, eine auf dem Kreuzberg und eine im Dorf. Im VEB Grüneberger gab es eine Konsum-Betriebsverkaufsstelle. Auch die private Bäckerei Zowe in der Lindenstraße existierte noch. Außerdem gab es ein Konsum-Textilgeschäft (ehemals Leverenz) und ein Konsum-Schuhgeschäft (ehemals Stein). Es gab noch zwei Gaststätten Dittmann und Weck mit Kommissionsverträgen. Auch die Postagentur existierte noch. Die beiden Gärtnereien bestanden weiter. Die Grüneberger konnten ihre Schuhe zur Reparatur in die Fabrik bringen oder im Ort in einer Annahmestelle der PGH Zehdenick abgeben. Im Ort gab es eine Dampfwäschereiannahmestelle der Chemischen Reinigung Oranienburg. Es waren soziale Einrichtungen im Ort: eine Zahnarztpraxis, zeitweise eine Arztpraxis, ein Kindergarten, eine Kinderkrippe und ein Hort.“ S. Dölitzsch
VEAB – Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb
VEAB – Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb – Aufkaufstellen für die Erzeugnisse von Privatpersonen, zumeist Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, aber auch tierische Produkte, wie Eier und Geflügel.
Im Dorf gab es Eierannahmestellen, zunächst bei Charlotte Schulz („Eier-Lotte“), später bei Wilma Mohrin.
Laufmaschen-Express
„Neben meiner Arbeit hatte ich hier in der Gartenstraße von 1962 bis 1970 einen Laufmaschen-Express. Hier konnte man seine Perlonstrümpfe oder Strumpfhosen zur Reparatur abgeben. Ich arbeitete für viele Geschäfte in Zehdenick, die die Reparaturaufträge für mich annahmen. Einmal in der Woche wurde ich beliefert und die erledigten Reparaturen mitgenommen. Auch die Grüneberger gaben hier ihre Strümpfe zur Reparatur ab.“ H. Nitz
Kfz-Werkstatt Pohlandt
"Die Kfz-Werkstatt von H. Polandt bestand seit dem 01.07.1965. Bedingungen für die Erteilung der Gewerbeerlaubnis waren u.a.: 25 % Reparaturen für die Landwirtschaft, 25 % Reparaturen für Fahrräder und 50 % für den übrigen Bedarf wie Autos, Mopeds usw. auszuführen. Das Material durfte nur vom Großhandel und nicht vom Fachhandel bezogen werden. Und er musste Mitglied einer Partei werden. Nur deshalb trat mein Mann der LDPD-Ortsgruppe Grüneberg bei, in der viele Handwerker organisiert waren.
1984 erwarb er die Berechtigung, Scirocco-Heizungen in Kraftfahrzeuge einzubauen. Von 1994 bis 2000 war er Vertragswerkstatt von Peugeot. Am 31.12.2006 meldete er das Gewerbe ab und übergab die Werkstatt an Herrn Menzel, der sie bis heute weiterführt." D. Pohlandt
Fernseh- und Radioreparaturwerkstatt Euen
„Am 01.04.1967 eröffnete ich in der Bahnhofsstraße eine Reparaturwerkstatt für Fernseh- und Rundfunkgeräte. Diese Werkstatt betrieb ich bis zum 31.12.2004.“ A. Euen
Steinmetzwerkstatt Rohrmann
„Wir haben das Haus 1970 vom Bäcker Schnura gekauft. 1982 machte sich mein Mann Kurt Rohrmann als Steinmetz selbständig und hatte bis 2003 seine Werkstatt.“ U. Rohrmann
Obst- und Gemüsegroßhandel Huge
„Seit Mai 1987 betrieb ich in der Liebenberger Straße einen Obst- und Gemüsegroßhandel. Ich habe Obst und Gemüse angekauft und dann an den Großhandel weiterverkauft. Mit der Wende 1990 war heimisches Obst und Gemüse auf einmal nicht mehr gefragt. Der Großhandel wurde aufgegeben und eine Schankwirtschaft mit Getränkeverkauf eröffnet, die heute nur noch am Wochenende geöffnet ist.“ F. Huge
Tanzkapelle „Lunik-Combo“
„1964 gründete sich in Grüneberg eine Tanzkapelle unter der Leitung von Reinhold Kruschel. Die Kapelle trat vor allem in den Kreisen Gransee und Oranienburg auf und erfreute sich auch bei ihren Auftritten in Grüneberg großer Beliebtheit. Mitglieder waren u.a.: Horst Knispel, Archi Bethke, Joachim May und Wolfgang Dietrich. Die Kapelle bestand bis 1980.“ R. von Leupoldt
Bild 102: Tanzkapelle „Lunik-Combo“ / Privatarchiv: R. von Leupoldt
Bild 103: Rückseite
Hof Grüneberg
Ein Foto aus dem Jahr 1960 erinnert an den damaligen Zustand des Hofes, der um 1880 entstanden sein muss. Im Vordergrund ist die Friedenseiche zu sehen, die nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gepflanzt wurde.
Bis in die 1950er Jahre war der Hof im Besitz des Bauernfamilie Otto Könnberg. Der einzige Sohn der Familie Könnberg ist 1944 im Zweiten Weltkrieg gefallen. Im Zuge der Bodenreform verließ Otto Könnberg - wie viele Grüneberger - den Ort und siedelte in den Westen über. Der Hof wurde in die Grüneberger LPG "Völkerfreundschaft" eingegliedert.
Bild 104: Dorfstraße mit Friedenseiche und Bauernhof / Privatarchiv: H. Schwarz
„Im Jahr 2005 übernahmen wir den Hof [8], entrümpelten ihn, bauten um und aus. Eine Reithalle wurde gebaut. Es entstanden im Haus und in einem Stallgebäude Ferienwohnungen. Von den acht Wohnungen sind sechs barrierefrei. Wir bieten Reitunterricht und therapeutisches Reiten an und unsere Bauernhoftiere warten darauf, entdeckt zu werden.
Den Grüneberger Göpel nahmen wir 2009 in Betrieb. Dieser Göpel ist etwa 150 Jahre alt. Eine über 2000 Jahre alte Methode, schwere Geräte mit Muskelkraft (z.B. durch Pferde) anzutreiben.
Auf der Informationstafel am Wohnhaus erfährt man mehr.“ J. Brüning
Bild 105: Restaurierter Bauernhof / Foto. B. Dietz
Bild 106: Infotafel Historischer Göpel / Foto: B. Dietz
Wie sieht es heute, im Jahr 2024, in Grüneberg aus?
Bäcker, Fleischer, Gärtnereien, Lebensmittel-, Textil- und Schuhgeschäfte gibt es in Grüneberg heute nicht mehr. Auch die Post ist längst geschlossen.
Aus der Kaiserzeit sind nur drei Gewerbebetriebe erhalten geblieben. Die Fabrik, die Gaststätten „Zur Eisenbahn“ und „Zu den Drei Linden“. Die Gaststätten haben inzwischen eingeschränkte Öffnungszeiten. Alle drei haben Kaiserzeit, zwei Weltkriege, Inflationen, Mauerfall, DM- und Euro-Einführung und Corona-Krise überstanden.
Ein eingeschränktes Lebensmittelsortiment mit einer Postfiliale gibt es nur noch im Landwarenhaus, allerdings zu bestimmten Öffnungszeiten. Ein Teil des Ladens ist vermietet, hier werden Fahrräder repariert. Zur Versorgung der Grüneberger Bevölkerung mit Backwaren, Wurst und Fleisch erfolgt wöchentlich eine Belieferung mittels Fleischerwagen (einmal wöchentlich) sowie Bäckerwagen (dreimal wöchentlich). An den Wochenenden ergänzt ein mobiler Eiswagen das Angebot.
Seit 1996 produziert die Vivaris Getränke GmbH & Co KG, ein Tochterunternehmen der Berentzen-Gruppe, in der ehemaligen Fabrik alkoholfreie Getränke.
Am 01.08.2024 hat die Refresco Deutschland GmbH hat den Mineralbrunnenstandort Grüneberg von der zur Berentzen-Gruppe gehörenden Vivaris GmbH & Co KG erworben. Refresco übernimmt neben dem Standort auch die Wassermarken „Märkisch Kristall“ und „Grüneberg Quelle“. Derzeit werden in Grüneberg verschiedene Wasserprodukte und Limonaden hergestellt.
Die Firma Adam Eis besteht in der 3. Generation, allerdings wurde die eigene Eisproduktion eingestellt und der Vertrieb vom Einzelhandel auf den Großhandel umgestellt.
Die ansässigen Handwerker wie Tischler, Schuster, Schmied, Schneider, Sattler und Gärtner gehören der Vergangenheit an.
Heute sind hier Dachdecker, Fliesenleger, Heizungs- und Sanitärinstallateure, Kfz-Werkstätten, eine Fahrradwerkstatt und verschiedene Fenster-, Türen- und Wintergartenmontagebetriebe ansässig. In Grüneberg sind der kommunale Ver- und Entsorgungsbetrieb der Gemeinde, einige landwirtschaftliche Betriebe, ein Architekturbüro und eine Kompostieranlage (Umwelt und Recycling GmbH) angesiedelt.
Es gibt eine Grundschulfiliale bis zur 4. Klasse mit Hort, eine KITA, eine Arztpraxis, einen Ferienbauernhof, eine Physiotherapie und einen Friseursalon in der Gartenstraße, der seit 1989 existiert.
Erwähnenswert sind auch die Grüneberger Vereine, die zum Teil auf eine lange Tradition zurückblicken können:
Gesangsverein „Eintracht Grüneberg“
Im Jahre 1884 wurde in der Gastwirtschaft von Gustav Elsholz der Männergesangverein "Eintracht" gegründet. Erster Dirigent war vermutlich Lehrer Leopold. Max Wilken leitete den Chor bis 1922.
Im Jahr 1995 gründete sich der „Gemischte Chor Eintracht Grüneberg e.V.“ unter der Leitung von Hilka-Sabine Kessel. (1943-2011)
Bild 107: Gesangsverein mit Dirigent Wilken / Privatarchiv: H. Schwarz
Handwerkerverein
Um die Jahrhundertwende gab es in Grüneberg einen Handwerkerverein. Detaillierte Daten liegen dazu leider nicht vor. Es existiert jedoch ein Foto, auf dem der Handwerkerverein zu sehen ist.
Bild 108: Handwerkerverein / Privatarchiv: H. Schwarz
Kriegerverein
Auch in Grüneberg gab es einen Kriegerverein, aber auch hier ist das Gründungsdatum nicht bekannt. August Kraaz war der Vorsitzende.
Die Mitglieder waren anwesend, als am 29. Oktober 1924 das Kriegerdenkmal auf dem Kirchhof eingeweiht wurde.
Das Grüneberger Kriegerdenkmal wurde vom Bildhauer Gustav Kühn aus Berlin-Hermsdorf geschaffen. Der Feldsteinsockel wurde vom hiesigen Maurer Winkel und etlichen Helfern gemauert. Die Bauern haben jedes Wochenende Getreide verkauft, damit man die Arbeiter auszahlen konnte. (Inflation) H. Schwarz
„Zum Verkauf wurde das Getreide mit Fuhrwerken unter Geleit nach Berlin gebracht. Gerade in der Zeit der Inflation gab es viele Überfälle. Auch der Rückweg mit dem Geld wurde nicht allein angetreten.
Prof. Kühn war ein begeisterter Jäger, der sein Jagdrevier in Grüneberg hatte. Er hatte von meinem Großvater C.L. Dittmann ein Jagdgebiet gepachtet. Sein Revier begann hinter unserem Grundstück. Er mietete sich zwei Zimmer im Haus meines Großvaters, um sich von Zeit zu Zeit auch länger in Grüneberg aufhalten zu können. Das Denkmal wurde von ihm entworfen.“ D. Hülsebeck
Das Denkmal ist dreistufig und mit einem Sockel versehen. Oben sitzt ein ruhender Soldat mit Stahlhelm. Er stützt sich auf sein Gewehr. Die Inschrift auf der Vorderseite des Denkmals zeigt oben ein Eisernes Kreuz, darunter steht:
ZUM EHRENDEN
ANDENKEN
DER IM WELTKRIEGE
1914-18
GEFALLENEN
HELDEN.
DIE
DANKBARE HEIMAT.
Bild 109: Kriegerdenkmal / Privatarchiv: H. Schwarz
Bild 110: Einweihung des Kriegerdenkmals / Privatarchiv: H. Schwarz
In der Kirche hängt eine Ehrentafel mit Bildern und Namen der Gefallenen und Kriegsteilnehmer des Weltkrieges 1914/18 der Gemeinde Grüneberg.
Im Sprengelboten, Ausgabe 50/2021, ist zu lesen:
„Die Geschichte über das weitere Schicksal des Kriegerdenkmals in Grüneberg ist nur aus Erzählungen bekannt. Es wurde auf Geheiß der Kommunisten (andere sagen auf Befehl der Russen) zerstört und in der Erde vergraben. Mitte der achtziger Jahre ging ein junger Konfirmand mit einer dünnen Eisenstange auf den Friedhof und suchte nach den Steinbrocken. Er und auch der damalige Pfarrer gruben im Boden, bis sie auf Widerstand stießen.
Bild 111: Ehrentafel / Privatarchiv: A. Liebe
Nicht alles wurde gefunden. Die gefundenen Teile wurden zu einem Antikriegsdenkmal umgewidmet.“
„Ich erinnere mich noch gut daran. Es war kein Befehl der Russen, sondern die mutwillige Zerstörung des Kriegerdenkmals durch einige junge Männer, die aus dem Krieg zurückgekehrt waren: „Nie wieder Krieg - alle Relikte der Kriege sollen vernichtet werden". D. Hülsebeck
Bild 112: Antikriegsdenkmal / Foto: B.Dietz
Antikriegsdenkmal von Gustav Kühn
für die Gemeinde Grüneberg
1924 errichtet und 1945 zerstört.
Zum Gedenken an die Opfer der Kriege und zur Mahnung.
Freiwillige Feuerwehr Grüneberg
„Die Grüneberger Wehr [9] wurde am 28. November 1907 mit dem alten Spruch aus der Kaiserzeit: "GOTT zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr" gegründet.“ Ch. Fielitz
Bild 113: Kirche und alte Feuerwache mit Spritzenhaus (rechts) / Privatarchiv: B. Dietz
„Rechts vor der Kirche sieht man das Spritzenhaus. Im Inneren befand sich eine Art Arrestzelle, die von der Gendarmerie genutzt wurde, die für die öffentliche Ruhe, Ordnung und Sicherheit zuständig war.
Hier wurden nächtliche Ruhestörer für eine Nacht eingesperrt. Auch Kantor Wilken musste nach übermäßigem Alkoholgenuss hier übernachten.“
D. Hülsebeck
ERGÄNZUNG:
Ein mir auf Anfrage von H. Kühn übermitteltes Protokoll von 2019 enthält folgende Fakten:
„Bei der Gründung der Wehr zur Kaiserzeit zählte die Wehr 24 Kameraden. Erster Wehrführer war Herrmann Barth, sein Stellvertreter Otto Urban. Bis 2019 gab es 14 Löschmeister.
Zur Ausrüstung der Wehr gehörte 1907 eine Handdruckspritze aus dem Jahre 1799. 1908 baute man in Eigenregie: Mannschaftswagen und Wasserwagen (größtenteils aus Holz). 1951 wurde die erste Motorspritze TS8 angeschafft. 1953 wurde die erste Sirene installiert (bessere Alarmierung).
1954 wurde das erste Löschfahrzeug (zu DDR-Zeiten) angeschafft. Die Ausrückebereiche wurden erheblich erweitert und Grüneberg wurde Stützpunktfeuerwehr. Die ersten Sauerstoffgeräte wurden 1958 in Betrieb genommen. Zuvor wurden in den 40er Jahren Schutzmasken verwendet. In den Jahren davor gab es keine Masken. Inzwischen sind die Feuerwehrleute mit modernen Pressluftatmern ausgerüstet.
2007/08 wurde neben dem Landwarenhaus ein neues Gerätehaus gebaut.
Heute (2019) gibt es 20 aktive Kameraden, 10 Kameraden in der Alters- und Ehrenabteilung und 18 Mitglieder in der Jugendfeuerwehr.
Die Aufgaben der FF Grüneberg haben sich gewandelt: Früher hauptsächlich Brandbekämpfung und vorbeugender Brandschutz. In den 90er Jahren kam die technische Hilfeleistung hinzu.“ <
„Die Feuerbekämpfung wurde damals mit Hilfe einer Handdruckspritze vorgenommen. 1937 bekam die Wehr eine Motorspritze, die jedoch während des Krieges verloren ging. 1947 hat man eine Motorpumpe erworben und 1950 schließlich ein Zugfahrzeug. Eine genügende und gesicherte Brandbekämpfung war erst ab 31. Oktober 1956 möglich, als die Feuerwehr ein Löschfahrzeug erhielt, das in der Lage ist, 400 m Schlauch zu transportieren. 1964 erhielt die Feuerwehr einen Schlauchtrockenturm und 1965 einen Schulungsraum. 1965 kam es zur Bildung einer Frauengruppe, die ebenso aktiv wie die Männergruppe an der feuerwehrlichen Ausbildung teilnimmt.“ R. Fielitz
Bild 114: Feuerwehrübung / Privatarchiv: H. Schwarz
Bild 115: Fünfzig Jahre FFW / Privatarchiv: Ch. Fielitz
„Zum 50jährigen Bestehen traf man sich 1957 zu einer Feier in der Gastwirtschaft von Fritz Weck, heute Herr Fialkowski. Es entstand dieses Foto.
Obere Reihe v.l.n.r.: Siegfried Laucks, Walter Nieselke, Siegwart Fielitz, Hr. Schindler, Herbert Severin.
Mittlere Reihe: Herbert Wudick, Erich Lenz, Ehrhardt Fehlow, Bernhard Abert, Helmut Fehlow, Arno Milenz, Paul Mohrin.
Untere Reihe: Horst Huge, Alfred Röper, Franz Ploese, der zu dieser Zeit Wehrleiter war und Otto Hesse, der alte Wehrleiter, Ehrenmitglied.
Es ist anzunehmen, dass Otto Hesse die Wehr 1907 mitgegründet hat.“ Ch. Fielitz
TSG Fortuna 21 Grüneberg e.V.
Der Sportverein Fortuna 21 [10] wurde am 21. Januar 1921 gegründet. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg gab es die Turnerriege. Fußball wird heute noch gespielt.
Damals wurde zunächst in Baths Fichten direkt neben der Bahn Fußball gespielt, später in der Nähe der Weißen Villa.
Bernhard Bath, der damalige Ortsvorsteher, hat das Gelände für den Sportplatz vom Bauern Dittmann erworben. 1932 fanden dort die ersten Spiele statt.
„Die Betreuung der Mannschaften lag meist in den Händen des damaligen Vereinsführers Max Walther. Er war auch maßgeblich für die Aufstellung der Mannschaft zuständig.
Mit seinem alten Opel und Anhänger fuhr er die Mannschaften oft zu den Spielen. Das waren oft höllische Fahrten, denn im Anhänger saßen wir auf Obstkisten." H. Schwarz
Bild 116: Fußballmannschaft etwa 1925 / Privatarchiv: H. Schwarz
Hintere Reihe: Bertold Köppen - Georg Amthor - Hermann Liepner - Freiberg - Rungenhagen - Hermann Winkel - Hermann Mallwitz
untere Reihe: Willi Entrich - Albert Berg - Alfred Dunekamp
Bild 117: TSG Fortuna 21 Grüneberg e.V. / Privatarchiv: B. Dietz
Mein Großvater Max Walther (rechts im Bild) war u.a. von 1928 bis 1934 Vorsitzender des Fußballvereins.
„Da der Sportfreund Max Walther nicht in der Partei war, musste er 1934 als Vorstand zurücktreten. Die Übernahme erfolgte durch Willi Frenzel (NSDAP), der diesen Posten bis 1938 bekleidete.
Da es in dieser Zeit immer mehr abwärts ging, wurde Max Walther wieder in den Vorstand geholt, den er bis 1948 leitete. Ihm war es wohl in erster Linie zu verdanken, dass der Verein die schweren Kriegsjahre überstand.“ H. Schwarz
28 Jahre war er Vereinsmitglied, 16 Jahre davon Vorsitzender, Platz- und Gerätewart sowie Hauptkassierer.
Urkunden und Zeitungsartikel belegen sein aktives Engagement im Verein.
Weitere Vereine
Außerdem gibt es in Grüneberg einen Angelverein, der 1949 gegründet wurde. Die Grüneberger Schützengilde gründete sich 1994 und den Grüneberger Trecker-Teck gibt es seit 2009.
Liebe Leserin, lieber Leser,
vielleicht wurden beim Lesen Erinnerungen geweckt und dem einen oder anderen fällt noch etwas dazu ein. Sollten Sie noch über Material oder Informationen über Geschäfte, Gasthäuser oder Handwerker aus der oben beschriebenen Zeit verfügen, wären wir Ihnen sehr dankbar, wenn wir diese Unterlagen zur Veröffentlichung kopieren dürften.
Kontaktieren Sie uns unter oder hinterlassen Sie eine Nachricht im Briefkasten in Grüneberg, Gartenstr. 16. Wir werden uns dann mit Ihnen in Verbindung setzen.
Der vorliegende Beitrag basiert auf Aufzeichnungen von H. Schwarz, der Staatsexamensarbeit von S. Dölitzsch sowie zahlreichen Gesprächen mit den GrünebergerInnen.
Ich danke allen Befragten, die sich die Zeit genommen haben, mich mit Informationen und auch Material zu unterstützen.
Verfasst wurde der Beitrag von Bärbel Dietz.
Bitte besuchen Sie unsere Website zu einem späteren Zeitpunkt erneut. Vielleicht gibt es neue Informationen. Einige Rückmeldungen von Befragten stehen noch aus.
Quellen:
Sabine Dölitzsch: „Die ökonomisch-geografische Struktur der Gemeinden Grüneberg und Falkenthal, Kreis Gransee - ein ökonomisch-geografischer Vergleich“/ Staatsexamensarbeit 1965 / Manuskript
Aufzeichnungen, Fotos und Berichte des Grüneberger Heimatforschers Helmut Schwarz (1924-2023)
Erinnerungen der Grünebergerin Dorothea Hülsebeck
Regina Fielitz: Schulaufsatz „Rückblick auf die Entstehungsgeschichte Grünebergs“
diverse Zeitungsartikel
Jörn Lehmann, „666 Jahre Grüneberg“, 2022, S. 49
Staatsbibliothek zu Berlin, Kartenabteilung
Zeitzeugenberichte aus Grüneberg
Wolfram Adolphi, Profile aus dem Landkreis Oberhavel. Band II der Profile aus dem Norden Berlins, 1998, Edition Profile, Verlag Wolfram Adolphi, Potsdam 1998
[1] https://staatsbibliothek-berlin.de/die-staatsbibliothek/abteilungen/karten/service-und-benutzung/digitalisierungsauftraege (20.05.2024)
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensmittelmarke (06.04.2024)
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Baeuerliche_Handelsgenossenschaft (02.02.2024)
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Milchsammelstelle (01.10.2024)
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Molkerei (01.10.2024)
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Konsum (Unternehmen) (16.04.2024)
[7] https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/292011/vor-60-jahren-gesetz-ueber-die-landwirtschaftlichen-produktionsgenossenschaften-in-der-ddr/ (14.08.2024)
[8] https://www.hof-grueneberg.de/ (20.09.2024)
[9] https://feuerwehr-grueneberg.de/ (20.09.2024)
[10] https://www.fortuna-grueneberg.de/ (24.08.2011)
Stand: Oktober 2024
zuletzte bearbeitet: Febr. 2025
Die Kirche
Dieser Unterpunkt ist in Bearbeitung...
Unsere Quelle - Helmut Schwarz (1924 - 2023)
In einem Buch von Dr. Wolfram Adolphi, Autor des Bandes „Profile aus dem Landkreis Oberhavel“, der unter anderem über ausgewählte Grüneberger berichtet, ist auch Helmut Schwarz ein Beitrag gewidmet.
Hier einige ausgewählte Informationen über Helmut Schwarz:
"Die Geschichte Grünebergs ist für Helmut Schwarz, seit er 1989 in den Ruhestand ging, zur Hauptbeschäftigung geworden. Aber Hobby ist sie schon viel länger. 1955 hat er begonnen, sich an die Rekonstruktion dessen zu machen, was einmal in der im Krieg abhanden gekommenen Dorfchronik gestanden haben muss.
So beschäftigte er sich mit der Geschichte des ganzen „Ländchen Löwenberg“ mit Grüneberg, Löwenberg, Liebenberg, Teschendorf und Hoppenrade und der Familiengeschichte derer von Bredow, die hier seit 1460 das Sagen hatten, oder derer von Kraut, die lange Zeit Hoppenrades Schicksal bestimmten.
Helmut Schwarz suchte im Kreismuseum in Oranienburg und im Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam-Babelsberg nach Spuren und Hinweisen. Er forschte – als das in den fünfziger Jahren noch möglich war – im Geheimen Staatsarchiv Berlin-Dahlem, und was die Geschichte betraf, so machte er sich in vielen Gesprächen in Grüneberg selbst kundig.
Noch haben die Resultate seiner Arbeit keine veröffentlichungsreife Form. Ein Verein, meint Helmut Schwarz, müsste gegründet werden, der den Dingen stabile Unterstützung sichert. Auf dem Weg zu diesem Ziel arbeitet er weiter – und hält Ausschau nach geeigneten Partnern.
Kapitel der neueren Geschichte wie jenes der Entwicklung der Munitionsfabrik im zweiten Weltkrieg, das auch ein Barackenlager für sowjetische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeit durch Häftlinge des KZ Ravensbrück einschließt, bedürfen – so ist sich Helmut Schwarz sicher – der Aufmerksamkeit nicht nur der Grüneberger."
Quelle: Dr. Wolfram Adolphi: „Profile aus dem Landkreis Oberhavel“, Band II der Profile aus dem Norden Berlins, Verlag: Potsdam: Adolphi, 1998, Seite 283
Anmerkung:
Dank seiner Notizen, Fotos, Dokumente, die leider fast alle unsortiert und unbeschriftet sind, und persönlicher Gespräche mit Helmut Schwarz konnten bereits einige seiner Aufzeichnungen zu den verschiedensten Thematiken aufgearbeitet und veröffentlicht werden. Weiteres Material muss noch gesichtet und für die Veröffentlichung aufbereitet werden.
Stand: Januar 2025